Mindelheimer Zeitung

Noch ein Debakel für CDU und SPD

Landtagswa­hl Auch in Hessen erleiden beide Parteien herbe Verluste. Die schwarz-grüne Koalition muss trotz des grünen Höhenflugs zittern. AfD jetzt in allen Landtagen

- VON MARGIT HUFNAGEL

Augsburg Es ist ein Schlag ins Gesicht für die beiden Volksparte­ien: Mit massiven Verlusten wurden CDU und SPD bei der Landtagswa­hl in Hessen von den Wählern abgestraft. Die CDU von Ministerpr­äsident Volker Bouffier bleibt nach der Landtagswa­hl zwar stärkste Kraft, fährt aber ihr schlechtes­tes Ergebnis in dem Bundesland seit mehr als 50 Jahren ein. Die SPD von Spitzenkan­didat Thorsten SchäferGüm­bel erzielt gar ihr schlechtes­tes Landeserge­bnis aller Zeiten. Große Wahlgewinn­er sind die Grünen mit ihrem bislang besten Abschneide­n bei einer Hessen-Wahl – und die AfD. Die Rechtspopu­listen ziehen erstmals in den Wiesbadner Landtag ein und sind nunmehr in allen 16 Landesparl­amenten vertreten. Auch FDP und Linke bleiben im Landtag in Wiesbaden. Damit bekommt Hessen erstmals ein Sechs-Parteien-Parlament. Wie es für die seit 2013 regierende schwarz-grüne Koalition weitergeht, blieb am Abend offen. Bouffier ging davon aus, dass er im Amt bleiben könne. „Wir werden erneut den Anspruch erheben, die Landesregi­erung in Hessen anzuführen. Wir sind klar stärkste Fraktion“, sagte er und kündigte Gespräche mit den anderen Parteien an, nur für die Linke und die AfD werde es keine Einladunge­n geben. Am Abend zeichnete sich eine Präferenz für ein Jamaika-Bündnis aus CDU, Grünen und FDP ab. Schäfer-Gümbel räumte eine bittere Niederlage seiner SPD an. „Das Ergebnis zeigt sehr eindeutig, dass die Möglichkei­ten begrenzt sind, gegen einen übermächti­gen Bundestren­d mit den eigenen Themen im Land zu gewinnen“, sagte der Spitzenkan­didat. Man habe „nicht nur keinen Rückenwind aus Berlin erhalten, sondern wir hatten regelmäßig Sturmböen im Gesicht“. Jubel dagegen bei den Grünen: „So grün war Hessen noch nie“, sagte Parteichef­in Annalena Baerbock. Sie sieht sich als Gewinner des Dauerstrei­ts der Großen Koalition. Es habe den Grünen geholfen, „Antworten zu liefern und nicht nur Probleme herbeizure­den“. In Berlin versuchte man am Abend, Besonnenhe­it zu demonstrie­ren. CDU-Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r räumte schmerzhaf­te Verluste ihrer Partei ein. Allerdings sei das große Wahlziel, Rot-Rot-Grün zu verhindern, erreicht worden. SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil sagte, das sei ein Signal für die Regierungs­parteien in Berlin, dass es so nicht weitergehe könne. Was die Hessen-Wahl für die Große Koalition bedeutet, steht im Kommentar und in der Politik.

 ?? Foto: Michael Gottschalk, Getty Images ?? Betroffene Gesichter und der Versuch, Haltung zu bewahren: Hessens Ministerpr­äsident Volker Bouffier (CDU, vorne) und sein Herausford­erer von der SPD, Thorsten Schäfer-Gümbel. Die beiden Volksparte­ien haben jeweils mehr als zehn Prozentpun­kte verloren.
Foto: Michael Gottschalk, Getty Images Betroffene Gesichter und der Versuch, Haltung zu bewahren: Hessens Ministerpr­äsident Volker Bouffier (CDU, vorne) und sein Herausford­erer von der SPD, Thorsten Schäfer-Gümbel. Die beiden Volksparte­ien haben jeweils mehr als zehn Prozentpun­kte verloren.
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