Wenn der Bauherr zum Bittsteller wird
Auf Ausschreibungen melden sich immer weniger Bieter. Das wird für die Stadt Mindelheim nun teuer
Mindelheim Die Wirtschaft boomt, besonders die Bauwirtschaft. Während die Steuern zur Freude der Finanzverwaltung sprudeln, kommen die Bauämter an ihre Grenzen. Auf kommunale Ausschreibungen meldet sich kaum noch eine Firma. Jüngstes Beispiel war eine Vergabe der Stadt Mindelheim für Schlosserarbeiten im Zuge der Sanierung der Kläranlage: Gerade einmal ein einziger Anbieter gab ein Angebot für den Auftrag ab.
Im Endeffekt geht es nur um drei Tore. Veranschlagt waren in der Planung knapp 50000 Euro. Neun Firmen habe man angeschrieben, erläuterte Sachbearbeiterin Barbara Muhr vom Bauamt den Stadträten. Eingegangen sei lediglich ein Angebot, und dies war mit fast 80 000 Euro deutlich darüber.
Auf Nachfrage hätten die meisten Firmen geäußert, dass ihre Auftragsbücher randvoll seien, man könne keine weiteren Aufträge annehmen. Muhr betonte, dass man nach den Vorschriften die Ausschreibung wegen Überteuerung zurücknehmen könne. Die VOBStelle habe auf der anderen Seite erklärt, dass man das Angebot auch annehmen könne. Dazu riet dann Bürgermeister Stephan Winter. Denn die Tore seien wichtig, es stehe der Winter vor der Tür. Eine erneute Ausschreibung verschiebe den Fertigungstermin und es sei nicht sicher, dass man dann ein günstigeres Angebot bekomme. Er wollte dann wissen, wie es mit der Gesamtkalkulation bei den Sanierungsmaßnahmen aussehe. Die Mitarbeiter des Rathauses machten dem Rathauschef wenig Hoffnung. Derzeit liege man schon 16 Prozent über den veranschlagten Kosten von 960 000 Euro. Tendenz steigend.
Dennoch vergab dann der Stadtrat den Auftrag an den einzigen Bieter, der Firma Möhrle aus Mindelheim. Von der Abstimmung ausgeschlossen war Stadtrat Thomas Schnabel, weil er bei der Firma beschäftigt ist. (un)