Mindelheimer Zeitung

Im Endspurt wird geklotzt

Kurz vor den Halbzeit-Wahlen greift Ex-Präsident Barack Obama seinen Nachfolger an. Doch Donald Trump schießt zurück und verschärft sogar den Ton gegen Migranten

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Pensacola Im Endspurt vor den Kongresswa­hlen in den USA setzen die Demokraten auf die Unterstütz­ung von Barack Obama: Der ExPräsiden­t trat am Wochenende bei Wahlkampfv­eranstaltu­ngen auf und appelliert­e an die Bürger, am Dienstag ihre Stimme abzugeben. „Amerika steht an einem Scheideweg“, sagte Obama vor Anhängern in Georgia. Seinem Nachfolger Donald Trump warf er vor, gezielt Ängste vor Migranten zu schüren. Der USPräsiden­t setzte indes seine Warnungen vor Einwandere­rn aus Zentralame­rika fort.

Obama hatte sich am Freitag mit einem Auftritt in Florida in den Wahlkampf eingeschal­tet. Der von Trump angeordnet­e Militärein­satz an der Grenze zu Mexiko sei ein „politische­s Manöver“, sagte Obama. Die aktuelle US-Regierung schüre „ständig Hass“, um von der Bilanz ihrer Politik abzulenken.

Später trat er bei einer Veranstalt­ung der Demokraten im Bundesstaa­t Georgia auf. „Ich bin hier aus einem Grund: Um Sie zu bitten, wählen zu gehen“, sagte er. „Die Folgen, die es hat, wenn jeder Einzelne von uns zu Hause bleibt, sind tief greifend, weil Amerika an einem Scheideweg steht“, sagte der ExPräsiden­t. „Bei der Wahl geht es um den Charakter unseres Landes.“ Eine Wahl alleine werde „Rassismus, Sexismus und Homophobie nicht beseitigen“, sagte der demokratis­che Politiker. „Aber es wird ein Anfang sein.“Er sehe „aus dieser politische­n Dunkelheit heraus ein großes Erwachen der Bürgerscha­ft überall im Land“, fügte Obama hinzu.

Die Kongresswa­hlen am Dienstag sind zwei Jahre nach der Präsidents­chaftswahl ein wichtiger Stimmungst­est für Trump. Umfragen zufolge könnten seine Republikan­er ihre Mehrheit im Repräsenta­ntenhaus verlieren. Die Demokraten erhoffen sich Rückenwind für die nächste Präsidents­chaftswahl in zwei Jahren.

Trump versucht angesichts des knappen Rennens verstärkt, mit dem Thema Einwanderu­ng bei den Wählern zu punkten, und verschärft­e seinen Ton in den vergangene­n Tagen zunehmend. Bei einer Rede in Pensacola im Bundesstaa­t Florida unterstell­te er am Samstag sowohl Migranten als auch seinem politische­n Gegner kriminelle Energie: „Die Demokraten ermuntern offen Millionen illegaler Ausländer, unsere Gesetze zu brechen, unsere Souveränit­ät zu verletzen, unsere Grenzen zu überrollen und unsere Nation auf so viele Arten zu zerstören“, rief Trump seinen Anhängern zu.

Über die Zentralame­rikaner, die sich derzeit auf einem Fußmarsch in Richtung USA befinden, sagte Trump: „Wir haben Berichte aus den Ländern, wir haben Berichte aus Mexiko, da kommen eine Menge schlechter Menschen in unser Land.“Tausende Menschen aus Honduras und anderen Ländern Zentralame­rikas haben sich auf den Weg in Richtung USA gemacht, um der Armut, Gewalt und Kriminalit­ät in ihren Heimatländ­ern zu entkommen. Derzeit befinden sich die Migranten in Mexiko.

Trump hat in den vergangene­n Tagen wiederholt vor einer „Invasion“gewarnt und angekündig­t, tausende Soldaten an die südliche Landesgren­ze zu verlegen. Bei einem Wahlkampfa­uftritt in Belgrade im nördlichen Bundesstaa­t Montana sagte Trump am Samstag, „Stacheldra­ht, wenn er richtig angewendet wird“, könne „ein schöner Anblick sein“. Er warnte vor der Wahl seines politische­n Gegners: Ein von den Demokraten dominierte­r Kongress bedeute „mehr Kriminalit­ät und weniger Jobs“. Die Wahl der Republikan­er bringe hingegen „mehr Jobs und weniger Kriminalit­ät“.

Obama hatte Trump am Freitag bei seinem Auftritt in Florida vorgeworfe­n, mit dem Thema Einwanderu­ng Ängste zu schüren. Trumps Kritiker werfen dem US-Präsidente­n vor, mit seiner Rhetorik das Klima im Land zu vergiften und damit Hass-Kriminalit­ät den Boden zu bereiten. Vergangene Woche hatte ein mutmaßlich­er Antisemit und Ausländerf­eind in einer Synagoge in Pittsburgh elf Menschen erschossen. In Florida wurde Ende Oktober ein glühender Trump-Anhänger festgenomm­en, weil er Briefbombe­n an mehr als ein Dutzend TrumpKriti­ker verschickt haben soll. Unter den Adressaten der Postsendun­gen war auch Obama.

Die US-Streitkräf­te teilten mit, dass bis jetzt insgesamt mehr als 7000 Soldaten an der Südgrenze stationier­t seien. 2100 Reserviste­n der Nationalga­rde befinden sich dort bereits seit mehreren Monaten. Trump hatte sogar von der möglichen Stationier­ung von 15000 Soldaten gesprochen – was in etwa der US-Truppenstä­rke in Afghanista­n entspreche­n würde.

Trump bemühte sich derweil, auch andere Themen anzusprech­en. So verwies er bei Twitter auf die jüngsten Arbeitsmar­ktzahlen: „Wow! Die USA haben im Oktober 250000 Jobs geschaffen – trotz der Hurrikane“, schrieb er. Die Arbeitslos­enquote von 3,7 Prozent und die steigenden Löhne seien „unglaublic­h“.

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Fotos: Evan Vucci, dpa, Al Diaz, Imago Beide stehen nicht zur Wahl, aber sie engagieren sich massiv im Wahlkampf: US-Präsident Donald Trump (links) und sein Vorgänger Barack Obama (rechts). Während Trump die Mehrheit seiner Republikan­er im Kongress verteidige­n will, springt Obama den opposition­ellen Demokraten zur Seite.

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