Mindelheimer Zeitung

Ach, du dicker Hund!

Wenn Vierbeiner maßlos zulangen dürfen, tun sie es meistens auch – mit entspreche­nden Folgen

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Guter Appetit ist ein sicheres Zeichen für Gesundheit. Das glauben viele Tierbesitz­er und sparen darum nicht mit reichhalti­gen Mahlzeiten für ihre Lieblinge. Die Folgen sind unausweich­lich: Übergewich­t oder Fettleibig­keit entstehen, wenn die tägliche Kalorienau­fnahme den Energiever­brauch überschrei­tet. Nehmen wir Wohnungska­tze Pamina. Sie wird von ihrer äußerst schlanken Besitzerin mit allem verwöhnt wird, was sie sich erträumen kann. Pamina bekommt jeden Tag (!) feines, in Butter angebraten­es Fischfilet. „Sie liebt das“, sagt die Besitzerin.

Für Paminas Gesundheit­szustand hat sie längst den Blick verloren. Bei der letzten tierärztli­chen Kontrolle wog die Katze 11,8 Kilogramm. Ein normaler Stubentige­r wiegt etwa vier Kilo. Paminas Beinchen sind unter dem riesigen Kugelkörpe­r längst nicht mehr zu sie kann nicht einmal vom Boden auf den Sessel springen. So eine Fütterung ist Tierquäler­ei.

Meistens führen verschiede­ne Faktoren gleichzeit­ig zu einem heftigen Ausschlage­n des Zeigers auf der Waage: An erster Stelle steht die übermäßige Fütterung. Hinzu kommt auf Platz zwei man- Bewegung, um die vernaschte­n Kalorien wieder abzubauen. Ein dritter Aspekt: die genetische Veranlagun­g. Manche Rassen, speziell bei Hunden, haben einen niedrigere­n Grundumsat­z als andere Rassen derselben Größe. Zu den Hunden, die leichter dick werden, gehören Labrador, Golden Resehen, triever, Beagle oder Basset. Gerätselt wird außerdem, ob Elterntier­e, die übermäßig gefüttert wurden, plötzlich Gene zum Dickwerden entwickeln und diese auch an ihre Nachkommen weitergebe­n.

Doch es gibt einen weiteren, überrasche­nden Grund für tierisches Übergewich­t: Es ist ein übergewich­tiger Besitzer. Wer selbst ein paar Kilo zu viel auf die Waage bringt, möchte offenbar auch dem Vierbeiner öfter „etwas Gutes gönnen“. Die Folgen sind beim Tier ebenso drastisch wie beim Menschen. Adipositas kann zu Gelenkund Bandscheib­enabnutzun­g, zu Atemproble­men, Herzerkran­kungen, zu Leistungsa­bfall und zur Zuckerkran­kheit führen.

Wie findet man nun heraus, ob ein Tier Übergewich­t hat? Dazu gibt es verschiede­ne Methoden. Für Katzen hat man mittlerwei­le einen Body-Mass-Index entwickelt wie für den Menschen. Dabei werden Brustumfan­g und Unterschen­kellänge vermessen und in eine spezielle Rechenform­el eingetrage­n. Der Nutzen ist bislang aber umgelnde stritten. Die einfachste Variante zur Klärung des körperlich­en Zustands ist der sogenannte BodyCondit­ioning-Score (BCS), den ein Tierarzt mit geschultem Auge erhebt. Fünf Kategorien gibt es: abgemagert, mager, optimal, übergewich­tig und fett. Mit der Beantwortu­ng drei entscheide­nder Fragen wissen Sie sofort, ob Sie Gegenmaßna­hmen ergreifen müssen:

● Können Sie ohne großen Druck die Rippen Ihres Tieres spüren?

● Schaut der Bauch von der Seite wie hochgezoge­n aus?

● Ist von oben betrachtet hinter den Rippen eine Taille erkennbar?

Wenn Sie diese drei Fragen mit „Ja“beantworte­n können, hat Ihr Liebling sein Idealgewic­ht. Sie können das nicht? Dann ist es Zeit für eine tierische Diät. Ihr Tierarzt berät Sie.

Tanja Warter

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Foto: stock.adobe.com Sind Tiere zu dick, können sie krank werden. Um Übergewich­t zu erkennen, gibt es zumindest für Katzen bereits einen eigenen Body-Mass-Index.
 ??  ?? ist Tierärztin. Seit zehn Jahren verknüpft sie die Leidenscha­ft für die Tiermedizi­n mit dem Spaß am Schreiben.
ist Tierärztin. Seit zehn Jahren verknüpft sie die Leidenscha­ft für die Tiermedizi­n mit dem Spaß am Schreiben.

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