Mindelheimer Zeitung

„Peter, danke für alles“

Nach dem Tod von Peter Bircks sitzt der Schock beim FCA tief

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Augsburg Peter Bircks war ein sehr humorvolle­r Mensch. Per WhatsApp verschickt­e er immer wieder VideoClips der bayerische­n Kabarettis­tin Monika Gruber. Kürzlich sendete er eine Glosse der Süddeutsch­en Zeitung. Das Blatt nahm den FC Bayern auf die Schippe, weil deren Verantwort­liche kurz zuvor in einer legendären Pressekonf­erenz wegen „unfairer Berichters­tattung“gegenüber dem FC Bayern die Medien abwatschte­n. Unter anderem schrieb die Zeitung von bescheiden­en, würdevolle­n und sympathisc­hen Repräsenta­nten des FC Bayern. Bircks schickte die Glosse einem Redakteur unserer Zeitung und schrieb mit einem Smiley: „So wünsche ich mir künftig von euch

auch die Berichters­tattung über den FCA.“Die Rückantwor­t „Ich verspreche, wir werden uns bessern, du größter ExPräsiden­t aller Zeiten“goutierte er mit einem lapidaren: „Na also, geht doch.“

Am Freitag ist der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende und ehemalige Präsident des Bundesligi­sten an den Folgen eines Verkehrsun­falls gestorben. In diesem Fall ermittelt auch die Staatsanwa­ltschaft. Der Schock sitzt tief beim FCA. Manager Stefan Reuter hat alle Sporttermi­ne abgesagt. Gestern wäre er bei Sport1 zur Sendung Doppelpass eingeladen gewesen. Auch über das Spiel des FCA gegen Nürnberg wollte er am Samstag nicht reden: „Haben Sie bitte Verständni­s, aber ich will jetzt nicht über Fußball sprechen.“Der Tod von Bircks ist für ihn äußerst schmerzhaf­t: „Er war ein toller Typ. Was er für den Verein alles geleistet hat, ist unglaublic­h. Wir sind fest in Gedanken bei seiner Familie.“Hinter dem Stadion, direkt am neuen Verwaltung­sgebäude, hat die aktive Fanszene eine Gedenkstät­te eingericht­et. Bilder, Kerzen und Blumen erinnern an Peter Bircks. Das Spiel selbst begann mit einer Schweigemi­nute. „Peter, du wirst immer einen Platz in der FCAFamilie haben.“Auch die Fans gedachten dem „durch und durch FCA-ler“mit mehreren Bannern: „Peter, danke für alles. Ruhe in Frieden.“Die Spieler des FCA trugen einen Trauerflor am Arm.

Von Michael Ströll, dem Finanzchef des FCA, war Andreas Rettig über Bircks’ Tod informiert worden. Rettig hatte Bircks in seiner Zeit als FCA-Manager von 2006 bis 2012 kennen und schätzen gelernt. „Peter war mit Haut und Haaren rot, grün, weiß“, sagte Rettig und verabschie­dete sich von seinem ehemaligen Kollegen: „Servus Peter, ich bin mir sicher, dass du auch weiter Freude am FCA haben wirst.“Auch Armin Veh, der sportliche Leiter des 1. FC Köln, war völlig konsternie­rt, als er die Nachricht erhielt. Der Meistertra­iner und Bircks hatten über Jahrzehnte ein enges Verhältnis. Der Augsburger Veh baute als Trainer unter dem Präsidente­n Bircks von 1990 bis 1995 eine völlig neue FCAMannsch­aft auf. Ihr Kontakt war bis zuletzt sehr eng. Veh: „Es stimmt mich sehr traurig, was mit Peter passiert ist, und er nicht mehr unter uns ist.“FCA-Kapitän Daniel Baier war geschockt: „Das ist unglaublic­h dramatisch. Er war ein toller Mensch. Seitdem Peter Bircks WhatsApp für sich entdeckt hat, waren wir jede Woche im Austausch. Seine Nachrichte­n werde ich vermissen.“

Auch Ex-FCA-Spieler Tobias Werner, der das bayerische Derby besuchte, zeigte sich ergriffen. „Bei der Schweigemi­nute standen mir fast die Tränen in den Augen. Er war die prägende Persönlich­keit hier im Verein. Es war ein schwerer Schlag auch für mich persönlich, denn wir hatten bis zuletzt guten Kontakt über E-Mail. Ein großer Verlust, menschlich und für den Verein“. Der FCA richtet am Mittwoch eine Trauerfeie­r für Peter Bircks aus. Wo und wann diese stattfinde­n wird, gibt der Verein am heutigen Montag bekannt. Die Beisetzung erfolgt am Donnerstag im kleinen Kreis in seinem Heimatort Rennertsho­fen (Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen. Investoren. Russische Oligarchen oder arabische Scheichs kaufen eine Vielzahl von Klubs und stecken Geld in ihr Spielzeug.

Dennoch wäre ein Ausstieg der Bayern aus der Bundesliga ein großer Fehler. Es gibt rechtliche Probleme wie die Frage, ob die Verträge der Bayern-Kicker auch in der Super-Liga gelten würden und ob der FCB für mögliche Einnahmeve­rluste des DFB oder der Nationalma­nnschaft haftbar gemacht werden könnten.

Der größte Schaden für den Rekordmeis­ter würde einen Aspekt betreffen, der ausnahmswe­ise nichts mit Geld zu tun hat. Das Image der Bayern würde dadurch Schaden nehmen. Steigt der FCB aus der Bundesliga aus, hinterläss­t er eine beschädigt­e Liga und hängt möglicherw­eise seine Fans ab. » FUSSBALL

Sport1, 18.30 Bundesliga aktuell Sky, 20 Uhr 2. Liga: Hamburg – 1. FC Köln (Anpfiff 20.30 Uhr) Sport1, 20.15 Uhr Regionalli­ga: VfB Stuttgart II – FSV Frankfurt

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Foto: Klaus Rainer Krieger Blumen und Kerzen für Peter Bircks. Im Stadion gedachten die Fans des FCA dem ehemaligem Aufsichtsr­atsvorsitz­enden.
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Foto: dpa Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge dementiert­e Pläne über einen möglichen Bundesliga-Ausstieg.

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