Mindelheimer Zeitung

Jetzt gibt es auch noch Mitleid für Kovac

Gegen Freiburg kommen die Münchner nicht über ein 1:1 hinaus und warten seit vier Spielen auf einen Heimsieg. Kapitän Neuer äußert Kritik an der Spielweise

- VON FLORIAN EISELE

München Wenn es eine Sache gibt, die der FC Bayern nicht leiden kann, ist es Mitleid. Das Selbstvers­tändnis des deutschen Rekordmeis­ters speist sich aus Toren, Trophäen und Titeln. Auf einigen der Kutten der FCB-Fans ist der Spruch „Euer Hass ist unser Stolz“zu lesen – eine etwas martialisc­he Sicht der Dinge, die aber das FCB-Ethos ebenfalls gut einfängt. Umso bitterer dürfte es gewesen sein, was sich nach dem Spiel gegen den SC Freiburg auf der Pressekonf­erenz abspielte. Die Gäste aus dem Breisgau hatten per spätem Ausgleichs­treffer ein Unentschie­den in München gerettet – und Freiburgs Trainer Christian Streich versuchte sich in seiner Analyse zum Spiel in Erklärunge­n.

Während sein Kollege Niko Kovac mit versteiner­ter Miene auf dem Podest saß, sagte der 53-jährige Streich: „Es ist extrem schwierig für die Bayern, wenn eine Mannschaft so defensiv spielt und so verteidigt.“Seine Spieler hätten das defensive Konzept nahezu perfekt umgesetzt, „sind gerannt wie die Verrückten“und hätten auch Glück gehabt. Als Gnabry zehn Minuten vor Schluss den vermeintli­chen Siegtreffe­r der Bayern markiert hatte, gelang es Lucas Höler, den einzigen Schuss auf das Tor von Manuel Neuer in dessen Kasten unterzubri­ngen. Passend dazu staubte Streich das Trikot des Nationalke­epers ab – ein Geschenk für seinen Sohn.

Niko Kovac steht nach dem vierten Heimspiel in Folge ohne Sieg immer mehr in der Kritik. Von den sechs Heimpartie­n dieser Saison gewann der Rekordmeis­ter nur die ersten beiden in der Bundesliga. „Wir gehen in Führung und das dürfen wir uns als Bayern München nicht mehr nehmen lassen“, lautete das Fazit des Kroaten.

Das ist eine Sicht der Dinge – eine andere könnte lauten, dass die Bayern es trotz optischer Überlegenh­eit und 72 Prozent Ballbesitz nicht schafften, den Abwehrrieg­el biederer Freiburger zu knacken. Selbst das Tor von Gnabry resultiert­e nicht aus einer Mannschaft­sleistung, sondern war eine starke Einzelakti­on des 23-Jährigen. Auch Manuel Neuer, der seit sechs Stunden auf eine Parade in der Bundesliga wartet, machte ungewohnte Bruchstell­en im Spiel der Bayern aus.

Viel zu leicht geschehe es, dass die Bayern aus der Balance kommen und sich wie gegen Freiburg in der Schlusspha­se noch einen Gegentreff­er abholen. „Fehler können passie- ren, aber dass so ein Spiel kippt, das ist schon etwas fragwürdig.“

Vier Punkte beträgt der Rückstand nun wieder auf Tabellenfü­hrer Borussia Dortmund – und in der kommenden Woche geht es für den FC Bayern nach Dortmund. Beim BVB könnte der Rekordmeis­ter bis auf einen Punkt herankomme­n – oder sich den nächsten empfindlic­hen Tiefschlag abholen. Die Formkurve spricht eindeutig für die Borussen, die in dieser Spielzeit noch auf eine Niederlage warten und in der Champions League das TopTeam Atlético Madrid mit 4:0 nach Hause schickten. Was Kovac hoffnungsv­oll macht, dass es gegen Dortmund besser wird? Die Antwort des 46-Jährigen klang ermattet: „Wir spielen jetzt erst mal gegen Athen. Dann sehen wir weiter.“Bayern München Neuer – Rafinha, Süle, Boateng, Alaba – Kimmich – Robben (63. Ribéry), Sanches, James (71. Müller), Gnabry (83. Goretzka) – Lewandowsk­i

SC Freiburg Schwolow – P. Stenzel, Gulde, Heintz, Günter – Frantz (67. Terrazzino), R. Koch, Höfler, Haberer – Höler (90. Lienhart), Kleindiens­t (83. L. Waldschmid­t) Zuschauer 75 000 (ausverkauf­t) Tore 1:0 Gnabry (80.), 1:1 Höler (89.)

 ?? Foto: Witters ?? Harte Zeiten für Niko Kovac: Gegen Freiburg verschärft­e sich die Krise des FC Bayern. Vier Punkte liegen die Münchner nun wieder hinter Borussia Dortmund.
Foto: Witters Harte Zeiten für Niko Kovac: Gegen Freiburg verschärft­e sich die Krise des FC Bayern. Vier Punkte liegen die Münchner nun wieder hinter Borussia Dortmund.

Newspapers in German

Newspapers from Germany