Wer sorgt für Sicherheit auf dem Schulweg?
Während sich etwa in Türkheim über 50 Schulweghelfer tummeln, findet sich in Bad Wörishofen kaum jemand. Weil auch die Zahl der Schülerlotsen stark sinkt, tut sich ein Problem auf, macht jetzt die Polizei deutlich
Bad Wörishofen Aus allen Richtungen strömen zu früher Stunde die Kinder zur Grund- und Mittelschule Bad Wörishofen. Sicher über die Straßen geleitet werden sie von Schulweghelfern – soweit die Theorie. In der Praxis nämlich fehlen diese wichtigen Ehrenamtlichen in Bad Wörishofen an allen Ecken und Enden. Sieben Helfer sind es derzeit, berichtet Andreas Drews von der Polizei Bad Wörishofen. Zum Vergleich: Im wesentlich kleineren Türkheim kümmern sich 51 Menschen um die Sicherheit der Schulkinder. Mehr noch: „Es gibt keine Schule hier, an der es nicht läuft – außer Bad Wörishofen.“Höchstens in Tussenhausen habe man noch Probleme, Helfer zu finden.
Drews kann nicht verstehen, warum sich in der Kneippstadt kaum jemand findet, der diesen nicht sehr aufwändigen Dienst im Sinne der Kinder verrichten will. „In Bad Wörishofen rede ich mir seit Jahren den Mund fusselig“, berichtet der erfahrene Verkehrserzieher. An der viel befahrenen Kaufbeurer Straße sichern in diesem Schuljahr lediglich zwei Erwachsene freiwillig den Überweg am Zebrastreifen. „Und die haben selbst gar keine Kinder an der Schule“, sagt Drews. Sie halten es einfach für notwendig.
Das Problem in Bad Wörishofen wird nun auch noch dadurch verschärft, dass das Interesse in der Schülerschaft nachlasse, sich als Schülerlotse zu engagieren. Auch das hat Drews bemerkt. „Früher gab es hier fast 80 Schülerlotsen, jetzt sind es nur noch 35“, berichtet er. Über die Gründe für diese Unlust in Bad Wörishofen rätseln sowohl Drews als auch Bad Wörishofens Polizeichef Thomas Maier. Die Stadt habe die SchulweghelferDienste sogar schon einmal als Mini-Job ausgeschrieben, es hätte in Bad Wörishofen also sogar Geld dafür gegeben. „Aber es gab keine einzige Bewerbung“, sagt Drews.
„Der Hauptgrund ist wohl die Überwindung, überhaupt anzufangen“, glaubt Drews. Deshalb wäre es gut, wenn sich jemand fände, der die anderen Eltern ermutigt, sich zu beteiligen.
In Türkheim zum Beispiel gebe es nicht einmal eine Aufwandsentschädigung, dafür aber einen Kreis von engagierten Eltern, die andere motivieren, mitzumachen. Maier hält das in Bad Wörishofen für dringend geboten. „Die Klassenstärken steigen, damit steigt auch die Gefahr von Unfällen.“
Welch wichtige Rolle hier die Schulweghelfer spielen, weiß Jürgen Stechele, ebenfalls Polizist in Bad Wörishofen. „Wir haben in Bayern keine tödlichen Schulwegunfälle mehr gehabt, seit es Schulweghelfer gibt“, berichtet er. Im Dienstbereich der Polizeiinspektion Bad Wörishofen habe man seit 2015 insgesamt zehn Schulwegunfälle registriert, sagt Stechele. Der Dienstbereich deckt ungefähr die östliche Landkreisgrenze ab. Die Unfälle hätten sich hauptsächlich an Zebrastreifen ereignet. „Da wird es ohne Schulweghelfer durchaus gefährlich“, sagt Stechele.
In Bad Wörishofen liegt die Grund- und Mittelschule zentral, umgeben von zwei viel befahrenen Straßen: Kaufbeurer Straße und St.- Anna-Straße. Im Westen wird das Schulgelände von der Schulstraße tangiert. Bedarf an Helfern gebe es da genug, machen die Polizisten klar. „Zuerst einmal geht es aber um die Zebrastreifen“, sagt Drews, an der Kaufbeurer Straße und an der St.-Anna-Straße. Dort nutzen die Kinder morgens auch andere Überwege, die völlig ungesichert sind, denn direkt vor dem Eingang der Schule gibt es keinen Zebrastreifen.
Viele Kinder werden auch von ihren Eltern zur Schule gefahren. Von dieser Praxis ist Polizeichef Maier nicht sehr begeistert, weil dies für die Entwicklung der Kinder im Verkehr nicht förderlich sei. Gleichwohl sieht man bei der Polizei kein großes Problem mit den sogenannten Elterntaxis, auch nicht an der Kaufbeurer Straße.
„Wenn sich die Eltern an die Regeln halten, auf den Parkplatz vor der Turnhalle fahren, das Kind aussteigen lassen und gleich wieder rausfahren, gibt es kein Problem“, sagen die Experten. „Das Problem entsteht, wenn man ganz vor die Tür fährt.“An der Kaufbeurer Straße sei außerdem ein Problem, dass dieser Parkplatz vor der Schule tagsüber nur für Lehrer freigegeben ist. „Aber ein Lehrerauto ist ja nicht so ohne Weiteres zu erkennen“, sagt Drews. Hier arbeitet die Polizei an einer Lösung mit dem Ordnungsamt. Verständnis hat man bei der Polizei generell, wenn Kinder bei schlechtem Wetter gefahren werden oder etwa an Tagen, wo sie für Referate viel Material mitbringen müssen.
Abgenommen habe die Problematik an der Gartenstraße, die von der St.-Anna-Straße direkt zum Schulhof führt. Einfahren dürfen dort eigentlich nur Anwohner oder etwa Lieferanten.
Gleichwohl halten sich daran nicht alle Beteiligten. Die Polizei hat in den ersten drei Wochen nach Schulstart verstärkt vor der Schule kontrolliert und ist mit dem Ergebnis eigentlich zufrieden. „Das Einfahren in die Gartenstraße hat abgenommen“, sagt Drews.
Die Stadt habe außerdem einige zusätzliche Ausnahmegenehmigungen erteilt, um die Situation zu klären, etwa an Lehrer der Musikschule.
Auch in Türkheim habe sich die Lage am Tirolerweg entspannt. Auch dort habe die Polizei verstärkt kontrolliert, nachdem Vorwürfe laut wurden. „Aber Dinge wie in dritter Reihe parken, habe ich da nicht gesehen“, sagt Drews. Es gebe aber immer „einige, die die Regeln nicht verstehen wollen.“
Um da wenigsten die Kinder zu schützen, sind eben Schulweghelfer notwendig. Wer in Bad Wörishofen die Situation verbessern und mitmachen will, kann sich direkt bei Andreas Drews melden, unter der Telefonnummer 08247/96800.
Die Helfer hätten morgens etwa 20 Minuten Dienstzeit, auch die Einsatztage könne man gewöhnlich gut regeln. Schulweghelfer erhalten eine Einweisung von Drews und die nötige Ausrüstung von der Kreisverkehrswacht. Alle Schulweghelfer seien im Dienst versichert, sagt Drews.
Was die Polizei von Elterntaxis hält