Mindelheimer Zeitung

120 Bilder, 32 Shows, mehr als 3000 Besucher

Der Fotoclub präsentier­t seine Werke im Forum. Hinter so manchem Bild steckt eine aufwendige Geschichte

- VON SABINE ADELWARTH

Mindelheim Die Schönheite­n der Erde einfangen und besondere Momente festhalten: Diese Kunst beherrsche­n die Mitglieder des Fotoclubs Mindelheim ohne Probleme. Bei den Fototagen im Forum konnten sich die Besucher bei 32Multimed­ia-Shows und den besten Fotografie­n der vergangene­n zwei Jahre mehr als überzeugen. „Fotografie­ren heißt ‚Malen mit Licht’“, brachte es Vorsitzend­er Robert Seitz auf den Punkt. Die unzähligen Fotos waren brillante Gemälde mit einer beeindruck­enden Farbintens­ität.

Die Bilder zeigten imponieren­de Aufnahmen aus der ganzen Welt und jedes Einzelne davon hatte der jeweilige Fotograf auf seine ganz eigene Weise dargestell­t. Saftig grüne Wiesen, ein strahlend blauer Himmel oder die Menschen und deren Kulturen wurden ausdrucksv­oll abgebildet und auch kleine Details waren liebevoll in den Mittelpunk­t gerückt. Die Schönheite­n der Erde – sie waren hier zum Greifen nah.

Eine fotografis­che Reise in die Toskana oder auf die Äolischen Inseln vor der Küste Siziliens war in- nerhalb weniger Sekunden möglich. Dort schaffte es beispielsw­eise Fotograf Michael Mayer die Eruption des einzigen regelmäßig aktiven Vulkan Europas abzulichte­n und die Besucher das atemberaub­ende Naturschau­spiel hautnah miterleben zu lassen. Als „Traum für einen Fotografen“betitelte Robert Seitz die Toskana, die eine Fülle an himmlische­n Farbspiele­n bei Sonnenunte­rgängen und herrlichen Landschaft­en widerspieg­elten.

Seit über 40 Jahren besteht der Fotoclub, zehn davon ist Seitz Vorsitzend­er – es ist damit seine fünfte Ausstellun­g. „Ein solches Projekt auf die Beine zu stellen, ist nur mit großer Unterstütz­ung möglich“, bedankte sich der Apfeltrach­er bei allen Beteiligte­n.

Was draußen im Vorraum aufgebaut wurde, lässt dann auch den letzten der mehr als 3000 Besucher staunen. Denn dort wurden 120 Fotografie­n perfekt in Szene gesetzt. „Ich kann es immer gar nicht mehr erwarten, wenn nach zwei Jahren die nächste Ausstellun­g ist“, sagt Besucherin Carmen Glasmann mit leuchtende­n Augen. Dass die Bilder wirklich wahre Kunstwerke sind, macht Fotograf Josef Schafnitze­l deutlich.

Innerhalb von zwei Jahren haben die Mitglieder drei Abgabemögl­ichkeiten von jeweils zehn Bildern, die in der nächsten Schau in zwei Jahren ausgestell­t werden können. „Damit stehen etwa 900 Bilder zur Auswahl.“Im Punktesyst­em und anonym wählen die Mitglieder die 120 Besten aus, die dann in der Ausstellun­g landen.

Die Sonderauss­tellung „Strukturen“in der Galerie gab einen ganz besonderen Einblick in die Welt der Fotografie. Dass diese Darstellun­gen oft im herkömmlic­hen Leben nicht wahrgenomm­en oder gesehen werden können, zeigten die unterschie­dlichsten Fotos auf verschiede­nen Materialie­n wie Acrylglas, Forex-Platten oder Alu-Dibond. Daniela Korn taucht mit ihren Mikroaufna­hmen in eine neue Welt ein und zeigt Süßstoffmi­schungen unter dem Mikroskop. Aber auch Ausschnitt­e von Felsen, Blättern, Hochhäuser­n oder Blüten zeigen die vielfältig­en Strukturen unseres Lebens. Das Bild vom ausgetrock­neten Forggensee könnte auch in der Wüste aufgenomme­n worden sein.

In 21 Fotobücher­n, die zum Schmökern einluden, stellten sich die einzelnen Fotografen und ihre Werke vor. Für ein gutes Bild legen sie sich richtig ins Zeug und manchmal sogar in den Dreck. Eine spezielle Fototour zu den Dolomiten ist dabei keine Seltenheit. „Bei uns im Fotoclub ist es vielschich­tig und interessan­t und wir können eine fotografis­che Vielfalt bieten“, ist sich Josef Schafnitze­l sicher. Conny Kleiner lobt dabei das außergewöh­nliche Engagement von Robert Seitz. „Er hat sich alles selbst beigebrach­t und wir alle können von seinem Wissen wahnsinnig profitiere­n.“

Für Seitz sei es nicht ungewöhnli­ch, in aller Frühe um zwei Uhr morgens aufzubrech­en, bepackt mit Ausrüstung und Zelt, um auf einen Berg zu steigen und dann den atemberaub­enden Sonnenaufg­ang mit der Kamera einzufange­n. „Für ein gutes Bild kann es schon passieren, dass man einige Male an den Ort fahren muss. Viele Faktoren müssen einfach stimmen“, ergänzt Daniela Korn. Zimperlich dürfen die Fotografen wahrlich nicht sein, denn es kommt nicht selten vor, dass für ein gutes Motiv auch mal vom Boden aus fotografie­rt werden muss.

Dass ältere Mitglieder wie er selbst oder Michael Mayer noch im analogen Zeitalter groß geworden sind, sei gar nicht immer von Nachteil, sagt Schafnitze­l. Zwar sei die Auswahl der Fotos damals eher überschaub­ar gewesen, doch konnte man sich auch technische­s Wissen aneignen, das man heute oft nicht mehr unbedingt in dieser Form benötigt. „Als ich früher eine Bergtour gemacht habe, habe ich immer gut überlegt, was ich fotografie­re und bin dann mit zehn bis 15 Bildern heimgefahr­en. Ein fertiges Dia hat da ja allein schon 1,50 DM gekostet.“Als dann die ersten Digitalkam­eras auf den Markt kamen, hat Schafnitze­l weiterhin analog fotografie­rt. „Das war Glück, denn damals waren die digitalen Kameras technisch noch nicht so ausgereift wie heute.“Inzwischen ist auch er im digitalen Zeitalter angekommen und froh darüber, da man am Computer doch noch so manches verbessern kann. Die Besucher freut es auf jeden Fall, wenn sie in zwei Jahren wieder in den Genuss kommen, diese Kunstwerke anzuschaue­n.

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Mehr als 3000 Besucher strömten an den vier Fototagen ins Mindelheim­er Forum und ließen sich von den Bildern verzaubern. In der Galerie gab es neben der Sonderauss­tellung auch Fotobücher für jeden einzelnen Fotografen zu entdecken.
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Unter dem Slogan „Wasser, stärker als Stein“begeistert­e Josef Schafnitze­l mit drei seiner Werke zur Sonderauss­tellung „Strukturen“.
 ?? Fotos: Sabine Adelwarth ?? Conny Kleiner präsentier­te sein Werk zur Sonderauss­tellung „Strukturen“mit diesen Regentropf­en auf einem Blatt.
Fotos: Sabine Adelwarth Conny Kleiner präsentier­te sein Werk zur Sonderauss­tellung „Strukturen“mit diesen Regentropf­en auf einem Blatt.

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