„Aktive Mittagspause“bei der Firma Wanzl
Wirtschaft Mitarbeiter protestieren in Kirchheim gegen die Forderungen der Geschäftsführung
Kirchheim Essen, einen Kaffee trinken, plaudern – so verbringen sicher viele Arbeitnehmer im Unterallgäu ihre Mittagspause. Bei der Firma Wanzl in Kirchheim sah das am Mittwochmittag aber anders aus: Trillerpfeifen, Transparente, traurige Gesichter.
„So etwas gibt es in der 70-jährigen Firmengeschichte zum ersten Mal“, sagt Betriebsrat Martin Wegele. Früher habe man gut mit der Geschäftsleitung zusammengearbeitet, betont er. Das ist jetzt nicht mehr der Fall: Die Geschäftsführung hat in den Verhandlungen mit der IG-Metall flexible Entgeltbestandteile gefordert, die von der Rendite abhängig sind (wir berichteten). Das betrifft unter anderem das Weihnachtsgeld. Außerdem soll Mehrarbeit von bis zu drei Stunden nicht mehr vergütet werden. „Jede Firma spart ein, aber das geht uns zu weit“, so der Kommentar Wegeles.
Deswegen sind am Mittwoch rund 200 Mitarbeiter zur „Aktiven Mittagspause“vor das Tor der Firma gekommen. Darunter viele, die seit Jahren dort arbeiten, aber auch viele Leiharbeiter. Viele mit ratlosen Gesichtern. „Die Stimmung ist hier seit Monaten auf dem Tiefpunkt“, betont Martin Wegele in seiner Ansprache. „Es ist schädlich, wenn ein Unternehmen wie Wanzl eine frustrierte Belegschaft hat.“Daher fordere er die Geschäftsleitung auf, ein positives Signal an die Beschäftigten zu senden.
Ein positives Signal wäre in den Augen der IG-Metall unter anderem, dass die Lohnerhöhungen aus den Jahren 2016 und 2018 nachgezahlt werden und in Zukunft alle Beschäftigen die Lohnerhöhungen eins zu eins bekommen. „Das, was die Geschäftsleitung aktuell tut, ist unverschämt“, betont Sabrina Balkheimer von der IG-Metall in ihrer Ansprache. „Wanzl ist kein Sanierungsfall, Wanzl ist Weltmarktführer“, sagt die Gewerkschaftssekretärin. Nun wolle man sich aber darauf konzentrieren, Lösungen zu finden.