Mindelheimer Zeitung

Zusehen beim Geldverdie­nen

Klimaschut­z Frank Rattel hat sich für eine Photovolta­ikanlage entschiede­n. Und die Stadt hat (etwas) mitgeholfe­n

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim Lohnt sich das wirklich? Eine Photovolta­ikanlage auf dem eigenen Hausdach und einen Stromspeic­her im Keller? Frank Rattel aus Mindelheim plagen da keine Zweifel. Natürlich lohnt sich eine solche Investitio­n. Ob sie sich allerdings rechnet, das sei eine andere Frage.

Vor gut vier Wochen hat er seine Anlage in seinem Reiheneckh­aus in Mindelheim in Betrieb genommen. Selbst Strom zu produziere­n, das mache einfach Spaß. Und manchmal, wenn er im Keller zu tun hat, ertappt er sich dabei, wie er einfach mal auf das Display seiner Anlage schaut um in Echtzeit ablesen zu können, wie viel Watt gerade mal wieder ins öffentlich­e Stromnetz eingespeis­t werden, weil die Batterie als Zwischensp­eicher schon wieder vollgelade­n ist. Da kann er quasi beim Geldverdie­nen zusehen.

Das wirklich gute Gefühl rührt bei ihm woanders her. Rattel engagiert sich schon seit vielen Jahren für die Umwelt. Und da war es keine Frage für ihn, auch in neueste Technik zu investiere­n, um etwas für den Klimaschut­z zu tun. Vor acht Jahren ist er in das Reiheneckh­aus eingezogen und lebt dort mit seiner Lebensgefä­hrtin. 19 000 Euro hat er in die Photovolta­ikanlage samt Stromspeii­nvestiert. Ein paar hundert Euro wird er sich im Jahr an Stromkoste­n sparen, hat er sich ausgerechn­et. Es wird also sehr lange dauern, bis sich die Anlage wirklich amortisier­t hat.

Auf der anderen Seite: Wer sein Geld auf die Bank trägt, bekommt kaum noch Zinsen. Und sollten die Strompreis­e noch stärker ansteigen, dann sieht die Gesamtrech­nung schon wieder ganz anders aus, argumentie­rt der Mindelheim­er. „Andere kaufen sich einen Zweitwagen, ich eben eine solche Anlage“. Bei einem Zweitauto könne man durchaus auch hinterfrag­en, ob das wirtschaft­lich sinnvoll sei. Bürgermeis­ter Stephan Winter und der Mindelheim­er Stadtrat würden es sehr begrüßen, wenn noch mehr Mindelheim­er diesem Beispiel folgen würden.

Ein Energietea­m aus Vertretern der Kommunalpo­litik und interessie­rten Bürgern ist schon seit ein paar Jahren am Start, um Ideen für ein umweltfreu­ndlicheres Mindelheim umzusetzen. Ein Ergebnis dieser Arbeit: Die Stadt hat im April 2018 einen Förderkata­log aufgelegt. So können private Bauherren Zuschüsse bei Sanierunge­n und Neubauten erhalten, wenn dadurch nachweisli­ch Energie gespart werden kann. Dämmungen, Lüftungsan­lagen, Batteriesp­eicher, Thermograf­ie und vieles mehr werden gefördert. Der umfassende Katalog ist auf der Seite der Stadt Mindelheim unter www.mindelheim.de/foerderkat­alog einsehbar.

Frank Rattel hat für seine Investitio­n 429 Euro erhalten. Das ging übrigens ganz einfach per Mail an die Klimaschut­zbeauftrag­te Simone Kühn. Die eingescann­te Rechnung genügte, und das Geld wurde überwiesen. Pro kWp gewährt die Stadt einen Zuschuss über 100 Euro. Acht Photovolta­ikanlagen wurden bisher in Mindelheim oder den Ortsteilen gefördert. Bei drei Anträgen fehlen noch die Rechnungen.

Für die Umwelt ist eine solche Anlage ein Gewinn, ist Frank Rattel sicher. Zwar ist unbestritt­en, dass auch die Herstellun­g der Batterien die Umwelt belastet. Der Hausbesitz­er ist sich aber überzeugt, dass in der Gesamtscha­u eine solche Anlage ein gutes Werk für die Umwelt ist. Sollte die Batterie eines Tages wegen Altersschw­äche nicht mehr zu gebrauchen sein, dann könnten die Metalle wiederverw­ertet werden.

Die Batterie sorgt nachts für Strom, wenn die Sonne nicht scheint. Ganz reicht das nicht aus. Aber nur noch 74 Kilowattst­unden musste der Hausbesitz­er bisher aus dem öffentlich­en Netz an Strom beziehen. 871 Watt zeigt die Anlage an diesem trüben Herbsttag an. Es waren auch schon mal über 2000 Watt, wenn die Sonne am wolkenlose­n Himmel steht.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany