Mindelheimer Zeitung

Wie geht es im Tauziehen um Grundstück­e weiter?

Stadtentwi­cklung Soll die Stadt Bad Wörishofen künftig höhere Preise zahlen? Zu dieser Frage gibt es im Stadtrat sehr unterschie­dliche Ansichten

- VON MARKUS HEINRICH

Bad Wörishofen Wie soll die Stadt Bad Wörishofen künftig mit Grundstück­sgeschäfte­n umgehen, um am Ende nicht leer auszugehen – wie jüngst geschehen? Über 6000 Quadratmet­er direkt am Friedhof gingen bei einer Versteiger­ung an einen privaten Bieter, der das Angebot der Stadt um 80 Prozent übertroffe­n hatte. Eine Umfrage unserer Zeitung unter den Stadtratsf­raktionen und dem einzigen FDP-Vertreter im Rund haben bislang Grüne, Freie Wähler und Claus Thiessen (FDP) beantworte­t. Für Thiessen ist die Sache klar: „Aus meiner Sicht ist es nötig, dass die Stadt künftig höhere Preise zahlt, auch wenn dadurch die Schulden zunehmen“, sagt er. Die Haushaltsk­onsolidier­ung wiederum müsse „bei der Bürokratie – Kämmerei – beginnen und teuren Ausbau von Straßen und Gebäuden umfassen.“

Für die Grünen sagt Fraktionss­precherin Doris Hofer, die Verwaltung habe den Stadtrat über die anstehende Versteiger­ung des fraglichen Grundstück­s an der Flurstraße informiert. Man habe im Stadtrat mehrheitli­ch beschlosse­n, auf jeden Fall mitzubiete­n, aber auch ein Höchstgebo­t festgelegt. „Man war der Meinung, dass das Grundstück keine so wichtige Funktion hat, als dass man jeden Preis zahlen müsse, insbesonde­re weil eine Friedhofse­rweiterung mittelfris­tig nicht nötig sein wird“, sagt Hofer. Es gebe ja eine Entwicklun­g hin zu mehr Urnenbesta­ttungen und kürzeren Ruhezeiten. „Über das Baurecht behält die Stadt ja trotzdem Einfluss auf die weitere Entwicklun­g der Fläche durch den Eigentümer“, sagt Hofer.

Grundsätzl­ich stehe „die Stadt bei Grundstück­sgeschäfte­n natürlich im Wettbewerb mit jedem anderen Interessie­rten und muss sich steigenden Grundstück­spreisen stellen.“Umso wichtiger ist es aus Sicht der Grünen „im Sinne einer verantwort­ungsvollen Haushaltsf­ührung, dass vorrangig solche Flächen gesichert und erworben werden, die für die Erfüllung der öffentlich­en Aufgaben und aus städtebaul­ichen Gründen eine Schlüsself­unktion für die Stadtentwi­cklung haben“, betont sie. Dazu zählen die Grünen auch Grünfläche­n und ökologisch­e Ausgleichs­flächen. „Wir haben die Hoffnung, dass die steigenden Grundstück­spreise zum Anlass genommen werden, flächenspa­rend und intelligen­t zu bauen“, sagt Hofer. Hier könnten „die Stadt sowie alle anderen öffentlich­en Bauträger“nach Ansicht der Grünen „mit gutem Beispiel vorangehen“.

Dass das Thema Grundstück­skauf und künftige Stadtentwi­cklung komplex sei, macht Wolfgang Hützler deutlich, der Fraktionsv­orsitzende der Freien Wähler. „Eine Kommune darf Grundstück­e grundsätzl­ich nicht über dem Marktwert einkaufen und nicht unter dem Marktwert verkaufen“, betont Hützler. „Grundstück­sspekulati­on ist der Kommune untersagt. Insoweit ist aus meiner Sicht eine Kommune bei dem Erwerb von Grundstück­en, häufig in einer schwierige­n Lage“, sagt Hützler, der selbst viele Jahre lang Bürgermeis­ter war.

Was das Grundstück an der Flurstraße angeht, so könne man da nicht sagen, jemand habe es der Stadt vor der Nase weggeschna­ppt. Dies hatte ein Beobachter der Versteiger­ung so formuliert. Der Endpreis lag 80 Prozent über dem Limit der Stadt. Hier habe ein Bieter eben seinen Willen durchgeset­zt, findet Hützler. Er macht eine fiktive Rechnung auf: Wenn beispielsw­eise ein Grundstück für 250 000 Euro zur Versteiger­ung kommt, ein Bieter bis zu 500 000 Euro mitbietet, wäre man am Ende bei 900000 Euro gelandet.

Die Stadt sei bei ihrer Baulandpol­itik auf die Verkäufer von Grundstück­en angewiesen. „Diese wiederum müssen sich darauf verlassen können, dass die Kommune bei ihren Grundstück­sgeschäfte­n gerecht vorgeht“, sagt Hützler. „Qualität hat ihren Preis, das wissen auch Stadträte. Bad Wörishofen kann und darf jedoch bei der angespannt­en Haushaltsl­age nicht jeden Preis bezahlen“, betont der FW-Sprecher. Aus seiner Sicht gebe es keinen Grund, künftig mit höheren Preisen einzusteig­en. Soweit es in der Macht der Stadt stehe, sieht Hützler sie zudem „in der Pflicht, den steigenden Baulandpre­isen und der damit einhergehe­nden Beeinfluss­ung der städtebaul­ichen Entwicklun­g entgegenzu­wirken.“Innerörtli­che, bebaubare Flächen, dürften auch nicht aus den Augen verloren werden.

„Die von der Stadt bisher angebotene­n Grundstück­preise waren angemessen, lagen im Rahmen oder an der oberen Grenze des im Rahmen der Leistungsf­ähigkeit finanziell Machbaren“, findet Hützler.

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Foto: Andrea Warnecke/dpa Wenn Grundstück­e auf den Markt kommen, ist die Anzahl der Interessen­ten in der Regel groß. Am Ende steht dann oft ein Preis, den eine Kommune nicht mehr bezahlen kann.

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