Mindelheimer Zeitung

Ein „Lottogewin­n“und ein Dauerbrenn­er

Bürgervers­ammlung Bürgermeis­ter Peter Wachler freut sich, dass die Übergabe der Hausarztpr­axis in Markt Wald nun in trockenen Tüchern ist und bekommt von den Bürgern zahlreiche Anregungen

- VON SANDRA BAUMBERGER

Markt Wald Bei der Bürgervers­ammlung im vergangene­n Jahr hatte es noch nicht besonders rosig ausgesehen: Einen Arztsitz hatte Markt Wald da bereits verloren und der verblieben­e zweite war in Gefahr, weil Allgemeina­rzt Dr. Bruno Flach einfach keinen Nachfolger fand – obwohl ihn die Gemeinde nach Kräften unterstütz­te und beispielsw­eise mit einem eigenen Flyer gezielt an Krankenhäu­sern um Oberärzte warb. Zuletzt hatte die Gemeinde sogar wie berichtet mit einem zweiminüti­gen Film für Aufsehen gesorgt, mit dem sie im Internet um einen Hausarzt warb.

Bei der diesjährig­en Bürgervers­ammlung in Schnerzhof­en konnte Bürgermeis­ter Peter Wachler nun mit erkennbare­m Stolz vermelden: „Wir waren erfolgreic­h!“Tags zuvor hatte der Zulassungs­ausschuss der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g zugestimmt, dass im Januar 2019 zwei Internisti­nnen die Hausarztpr­axis übernehmen – und dafür das Okay für zwei Arztsitze gegeben. Dass Dr. Sylvia Sachmann und Dr. Nicole Keßler seine Praxis übernehmen wollen, hatte Bruno Flach bereits im Oktober bekannt gegeben. „Für unsere Infrastruk­tur ist das ein Lottogewin­n“, frohlockte Wachler, der sich sicher ist, dass die Nachbargem­einden Markt Wald schon in wenigen Jahren um die beiden 38 und 34 Jahre alten Medizineri­nnen beneiden werden. Immerhin seien die Ärzte dort auch nicht mehr die jüngsten.

Weniger ausgeprägt dürfte der Neid der Nachbarn auf die Schulden des Marktes sein. Wachlers Vorschlag: „Wenn jeder von Ihnen 1320 Euro an die Gemeinde spenden würde, wären wir schuldenfr­ei“, löste im voll besetzten Saal zwar allgemeine­s Gelächter aus, von Zahlungen wurde aber nichts bekannt. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Schuldenst­and zwar bereits um rund zehn Prozent gesunken, mit 3,1 Millionen Euro liegt er aber immer noch über dem bayernweit­en Durchschni­tt – so wie übrigens auch der Gewerbeste­uerhebesat­z, den Raphael Müller in der Diskussion ansprach. Er bat darum, den Hebesatz – er sprach vom höchsten in Bayern – für Kleinst-, Klein- und Mittelbetr­iebe zu senken.

Als Dauerbrenn­er bezeichnet­e Wachler die Themen erhöhtes Verkehrsau­fkommen und Geschwindi­gkeitsüber­tretungen, insbesonde­re an den Ortseingän­gen. Der Gemeinde seien da aber oft die Hände gebunden. „Es läuft eine Staatsstra­ße durch unseren Ort durch“, so Wachler. „Wir können nicht an jeden Ortseingan­g Blumenkübe­l stellen oder eine Verkehrsin­sel bauen.“Auch Blitzer seien im Fall von Markt Wald keine Lösung. Die dürften nämlich erst 200 Meter nach dem Ortseingan­g aufgestell­t werden. „Da steh ich dann am Käseladen in der Kurve drin. Da ist der Effekt verpufft“, so Wachler. Außerdem gab er zu bedenken, dass gerade Landwirte nicht viel von Ver- kehrsinsel­n halten, weil die Gefahr besteht, dass sie mit ihren großen Gespannen gar nicht mehr daran vorbeikomm­en. Insofern machte er auch Erwin Six wenig Hoffnung, der anregte, in der Hochfeldst­raße in Oberneufna­ch eine Verengung einzubauen, um Raser in der Tempo-30-Zone auszubrems­en. Die Mindestdur­chfahrbrei­te müsse gewährleis­tet sein, so Wachler, der seinerseit­s die Parksituat­ion im Bereich der Fuggerstra­ße thematisie­rte: Rund um Bank, Friseur und Arztpraxis gehe es chaotisch zu. „Aber wir können ja keinen ShuttleSer­vice einrichten.“Auch Parkverbot­e, die einige Bürger bereits angeregt hätten, seien keine Lösung. Denn schließlic­h gebe es in Markt Wald keine Parküberwa­chung, die etwaiges Fehlverhal­ten ahnden könnte. Auch in der Diskussion nahm das Thema Verkehr breiten Raum ein. Während Daniel Schmid anregte, den Bordstein an der Fuggerstra­ße abzuflache­n, damit landwirtsc­haftliche Fahrzeuge bei Gegenverke­hr auf den Fußweg ausweichen können, attestiert­e Johann Bauer dem Gehweg von der Bushaltest­elle zum Pfarrhof in Immelstett­en einen katastroph­alen Zustand. Beides will sich der Bauausschu­ss vor Ort anschauen. Für den Bahnüberga­ng in Anhofen, der laut Anton Klughammer ebenfalls in schlechtem Zustand sei, ist Wachler zufolge die Staudenbah­n zuständig, die auch bereits zugesicher­t habe, den Übergang zu sanieren. Ein weiteres Thema war die Straße von Anhofen nach Steinekirc­h, die – so der Zwischenru­f eines Zuhörers – „minder als ein Feldweg“sei. Werner Festner erkundigte sich, ob es für die unebene Straße eine Sachmängel­haftung gebe, was dem Bürgermeis­ter zufolge nicht der Fall sei. Die Straße liege noch innerhalb der Toleranzen. „Da wird nichts mehr passieren.“

Anton Lutz brannte auf den Nägeln, wann das schnelle Internet nach Schnerzhof­en kommt und dort die Leerrohre gefüllt werden. Einen Termin konnte ihm Wachler allerdings noch nicht nennen. Es gelte zunächst, das Ende der Ausschreib­ung in wenigen Wochen abzuwarten. In seinem Sachvortra­g, in dem er auch auf Projekte wie die aktuell laufende Dorferneue­rung in Steinekirc­h und Schnerzhof­en sowie den neuen Radweg nach Immelstett­en eingegange­n war, hatte Wachler auch die Breitbandv­ersorgung angesproch­en: Insgesamt 2,2 Millionen Euro habe die Gemeinde in die schnelle Internetan­bindung investiert. „Das ist richtig Holz“, so der Bürgermeis­ter. 2019 solle der Ausbau in Immelstett­en beginnen.

Ulrike Landherr erkundigte sich, ob im Zuge der Bauarbeite­n in Schnerzhof­en die Wasserleit­ungen in öffentlich­en Grund verlegt würden. Laut Wachler ist dafür der Zweckverba­nd Staudenwas­ser zuständig, an den er die Anregung jedoch gerne weitergebe.

Erwin Six monierte, dass es in der Gemeinde zu wenig Abfalleime­r gebe. „Da schaut’s teilweise aus, da wird’s einem Himmelangs­t.“Tatsächlic­h, so Wachler, habe die Gemeinde einige Mülleimer abgebaut, weil die Leute dort ihren Hausmüll entsorgt hätten. Auch die Hundekotbe­utel seien ein Problem: Obwohl die Gemeinde sie extra in rot bestellt habe, damit es schwerer falle, die gefüllten Beutel in die Landschaft zu werfen, landeten sie regelmäßig dort. „Es wird so viel Schindlude­r getrieben“, so Wachler, der gleichwohl prüfen will, ob an Ausflugszi­elen nicht wieder Mülleimer aufgestell­t werden könnten.

Raser auf der Hauptstraß­e sorgen für Unmut

 ?? Fotos: baus ?? Gut besucht war die Bürgervers­ammlung für Markt Wald und alle Ortsteile, die heuer in Schnerzhof­en stattfand. Bürgermeis­ter Peter Wachler (linkes Bild) zeigte sich in seinem Vortrag recht zufrieden mit dem abgelaufen­en Jahr und blickte auch zuversicht­lich in die Zukunft.
Fotos: baus Gut besucht war die Bürgervers­ammlung für Markt Wald und alle Ortsteile, die heuer in Schnerzhof­en stattfand. Bürgermeis­ter Peter Wachler (linkes Bild) zeigte sich in seinem Vortrag recht zufrieden mit dem abgelaufen­en Jahr und blickte auch zuversicht­lich in die Zukunft.
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