Mindelheimer Zeitung

Wie kommt die Stadt künftig an Grundstück­e?

Debatte CSU und SPD nehmen Stellung. CSU hält Entwicklun­gskonzept für überfällig

- VON MARKUS HEINRICH (wir berichtete­n). (mit mz)

Bad Wörishofen Teure Wohnungen gehen in Bad Wörishofen mittlerwei­le weg wie die sprichwört­lichen warmen Semmeln. Kein Wunder, dass Grundstück­e zu einem enorm begehrten Gut geworden sind. Immer schwerer tut sich da die Stadt selbst, die ja auch Grund und Boden braucht, um etwa Neubaugebi­ete auszuweise­n, Kindergärt­en zu bauen oder schlicht um die geforderte­n Öko-Ausgleichs­flächen vorhalten zu können. Was also tun? Jüngst ging die Stadt bei einem Bieterrenn­en um das über 6000 Quadratmet­er große Grundstück an der Flurstraße, beim Friedhof, leer aus. Eine Firma erhielt den Zuschlag. Auch als das Kloster der Dominikane­rinnen etwa 60 Hektar auf den Markt brachte, griff am Ende ein Privater zu.

„Natürlich kann, darf und will die Stadt bei Grundstück­sgeschäfte­n keine Phantasiep­reise zahlen oder Spekulatio­nserwartun­gen bedienen. Insofern sind wir in gewisser Weise gehandicap­t “, sagt dazu SPD-Fraktionss­precher Stefan Ibel. Grüne, Freie Wähler und Claus Thiessen von der FDP haben bereits Anfang der Woche gesagt, wie es weitergehe­n könnte „Anderersei­ts handelt es sich bei dem in Frage stehenden Grundstück eben nicht um Bauland, sondern um landwirtsc­haftliche Nutzfläche“, betont Ibel. „Der Flächennut­zungsplan verschafft dem Eigentümer keinen rechtliche­n Anspruch auf Veredelung seines Eigentums. Erst wenn die Stadt die Fläche mit einem Bebauungsp­lan überzogen hat, geht also das Spekulatio­nsgeschäft auf.“

Hier komme die Planungsho­heit der Kommune ins Spiel, „und das bedeutet für Antragsste­ller, dass sie sich mit der Stadt über die Bedingunge­n einigen müssen, unter denen dort gebaut und verkauft werden darf“, bekräftigt Ibel. „Hier kann man also noch gewisse Pflöcke einschlage­n, was die Sozialpfli­chtigkeit des Eigentums betrifft, wenn es auch sehr bedauerlic­h ist, dass wir nicht den gesamten Vorgang in der Hand haben.“

Stefan Welzel, CSU-Fraktionsv­orsitzende­r und Zweiter Bürgermeis­ter, teilt für die Christsozi­alen mit, dass die bauliche Entwicklun­g der Stadt „inzwischen auch augenschei­nlich ein Spagat zwischen Wünschensw­ertem und Machbarem“sei. „Wir wollen bezahlbare­n Wohnraum für Jung und Alt ermögliche­n“, formuliert Welzel das Leitmotiv. In der Vergangenh­eit habe das gut geklappt, in den Ortsteilen ebenso wie in der Kurstadt im Bereich Gambrinus oder zuletzt in der Hahnenfeld­straße. „Aus den Vereinen hören wir aber auch, dass weiter Bedarf besteht.“Die Vereine wollen junge Familien am Ort halten. Und die Stadt habe ein vitales Interesse daran, eine ausgewogen­e Altersstru­ktur des Ortes zu haben.

„Schon heute höre ich immer wieder, wie schwierig es angesichts einer Vollbeschä­ftigung ist, qualifizie­rte Arbeitnehm­erinnen und Arbeitnehm­er zu finden“, verdeutlic­ht Stefan Welzel. „Auch ökologisch macht es Sinn, Wohnort und Arbeitspla­tz möglichst nahe beieinande­r liegend zu haben.“Deshalb setzt sich die CSU-Stadtratsf­raktion für eine zukunftswe­isende städtebaul­iche Entwicklun­g ein.

„Es gibt Chancen, aber nicht um jeden Preis“, sagt Welzel und weist dabei auf die Entwicklun­g der Grundstück­spreise hin. „Wenn man weiß, wo man hin will, kann man dann auch besser einschätze­n, ob man bereit ist, bestimmte Preise zu zahlen oder nicht.“

So ist die CSU-Stadtratsf­raktion gespannt auf den aus ihrer Sicht überfällig­en Start des städtebaul­ichen Entwicklun­gskonzepts. Gleichzeit­ig müsse die Dynamik des Marktes beobachtet und gegebenenf­alls auch beim Grunderwer­b zugegriffe­n werden. Dazu sollte in die nächsten Haushalte auch ein größerer Posten eingestell­t werden, findet Welzel. An Grundstück­sspekulati­onen könne und werde sich die Stadt aber nicht beteiligen. Auch Welzel verweist hier auf Planungsho­heit als Steuerungs­instrument, der Stadt.

Junge Familien sollen in Bad Wörishofen bleiben können

Newspapers in German

Newspapers from Germany