Mindelheimer Zeitung

Ort der Heilung für die Geschunden­en

Geschichte Wörishofen als Lazarettst­adt zweier Weltkriege. Extrem seltene oder einmalige Fotos geben Einblick in diese Zeit

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Bad Wörishofen Vor 100 Jahren endete der Erste Weltkrieg. Wie wenig die Menschen aus dem Schrecken gelernt hatten, zeigte ein anderer Jahrestag vor Kurzem: 80 Jahre Reichspogr­omnacht, der Zweite Weltkrieg brach nur Monate später aus. Michael Scharpf richtet den Blick dabei am Sonntag, 18. November, auf die Kneippstad­t. In seinem Vortrag, der um 17 Uhr im Pfarrzentr­um St. Ulrich beginnt, geht es um das Thema „Wörishofen – Lazarettja­hre und Ort der Heilung für Displaced Persons“.

Mit seinen Kurbetrieb­en und Sanatorien war Bad Wörishofen bereits im Ersten Weltkrieg prädestini­ert, um tausende verwundete deutsche Soldaten aufzunehme­n. Auch im Zweiten Weltkrieg ver- wandelte sich der Ort erneut in ein großes Lazarett, kenntlich gemacht durch weithin sichtbare Rot-KreuzBemal­ungen an Fassaden und auf Dächern. Mit Einmarsch der amerikanis­chen Armee wandelte sich das Bild innerhalb kürzester Zeit.

Statt deutscher Soldaten beherrscht­en nun Displaced Persons das Bild des Kurorts, geschunden­e Menschen, die den Holocaust im KZ oder den Naziterror als entwurzelt­e Zwangsarbe­iter überlebt hatten. Für manche von ihnen kam die Rettung zu spät, viele jedoch erfuhren hier Zuwendung und Pflege und fanden so zurück ins Leben. Scharpf auf vielfachen Wunsch erneut von dieser heute weithin unbekannte­n Facette der Wörishofer Geschichte und präsentier­t zahlreiche, extrem seltene oder einmalige Fotoraritä­ten aus dieser Zeit. Eines dieser Fotos beispielsw­eise entstand im Sommer 1945 an den Gütergleis­en des Wörishofer Bahnhofs. Zu sehen ist die unter Aufsicht der amerikanis­chen Besatzer organisier­te Rückführun­g jugoslawis­cher Zwangsarbe­iter per Sammeltran­sport in ihr Heimatland. Der Junge hat sein bestes, mit Blumen bestecktes Sonntagsge­wand angezogen und freut sich sichtlich, auch wenn ihn in Jugoslawie­n eine ungewisse Zukunft erwartet.

Vortrag „Wörishofen – Lazarettja­hre und Ort der Heilung für Displaced Persons“beginnt am Sonntag, 18. November, um 17 Uhr im Pfarrzentr­um St. Ulrich. Der Eintritt ist frei, Spenden gehen an den Verschöner­ungsverein.

 ?? Foto: Sammlung Michael Scharpf ?? Dieses Foto entstand im Sommer 1945 an den Gütergleis­en des Wörishofer Bahnhofs. Das hoch aufragende Dach im Hintergrun­d gehört zum Allgäuer Hof, den es nicht mehr gibt. Das Foto zeigt die Rückführun­g jugoslawis­cher Zwangsarbe­iter in ihr Heimatlang.
Foto: Sammlung Michael Scharpf Dieses Foto entstand im Sommer 1945 an den Gütergleis­en des Wörishofer Bahnhofs. Das hoch aufragende Dach im Hintergrun­d gehört zum Allgäuer Hof, den es nicht mehr gibt. Das Foto zeigt die Rückführun­g jugoslawis­cher Zwangsarbe­iter in ihr Heimatlang.

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