Mindelheimer Zeitung

Die Hoffnung auf weniger Pendlerver­kehr

Gemeindera­t Zwei Haltestell­en für den Flexibus könnten der Gemeinde Wiedergelt­ingen auf längere Sicht dabei helfen, den Durchgangs­verkehr zu verringern

- VON REGINE PÄTZ

Wiedergelt­ingen Norbert Führer beugt sich während der jüngsten Gemeindera­tssitzung tief über das Zahlenwerk; für seine Ratsmitgli­eder erscheint eine Tabelle, gut lesbar, auf der Projektion­swand hinter ihm. Etliche Zahlenreih­en darin sind rosa hinterlegt, wiederum einige hellblau.

Eine Farbe fällt besonders auf, denn sie nimmt kaum Raum ein in dieser Übersicht; einer Tabelle, die so eng mit Zahlen beschriebe­n ist, dass man genau hinsehen muss, um zu erkennen, um was es dabei eigentlich geht. Der Bürgermeis­ter von Wiedergelt­ingen klärt auf, dass es sich hier um den Fahrplan der Regionalbu­s Augsburg GmbH (RBA) handelt, und genauer: um die Linie 910.

Diese Buslinie verbindet Mindelheim mit der Stadt Buchloe, und zurück. Haltestell­en dafür gibt es auch in Wiedergelt­ingen. Die Krux an der Sache – und damit klärt sich auch die kleinste farbig hinterlegt­e Spalte in der Tabelle des Busplanes auf: Die Taktung hat zeitliche Löcher, regelmäßig­e Verbindung­en zwischen Wiedergelt­ingen und Buchloe sind damit bestimmten Regeln unterworfe­n.

„Manche Busse fahren diese Strecke nur an Schultagen, von Montag bis Donnerstag, und nur zu bestimmten Zeiten; andere wiederum nur in den Ferien“, erklärt Norbert Führer.

Den Rest belegen Rufbusverb­indungen. Blickt man über die Landkreisg­renze ins Ostallgäu, zeigt sich dort ein ganz anderes Bild. Will man zum Beispiel von Ketterschw­ang nach Buchloe, fährt der Bus regel- mäßig und in kurzen, zeitlichen Abständen. Die Möglichkei­t, von Ketterschw­ang nach Wiedergelt­ingen zu kommen? „Gleich Null!“, sagt Norbert Führer.

Tatsächlic­h ist die Taktung der Linie 910 aus Unterallgä­uer Sicht deutlich zurückgefa­hren worden; Führer selbst bezeichnet das für seinen Ort zur Verfügung stehende öffentlich­e Netz als „sehr unzureiche­nd“. Der Flexibus, der seit Ok- tober 2018 den öffentlich­en Personenna­hverkehr nun auch im Raum Mindelheim und Kirchheim-Pfaffenhau­sen ergänzt, könnte Abhilfe schaffen.

Der Bus kommt hier bei Anruf zur gewünschte­n Uhrzeit zum nächstgele­genen Haltepunkt. Ein Vorteil: Das Haltestell­ennetz des Flexibus ist enger als das des Linienverk­ehrs, der Weg zur Haltestell­e in der Regel auch kürzer. Schon im Oktober 2017 hatte der Wiedergelt­inger Gemeindera­t in einem Beschluss festgelegt, dem FlexibusMo­dell im Grundsatz positiv gegenüber zu stehen, doch fehlte es in den Augen der Räte an einer generellen landkreisü­bergreifen­den Lösung, gerade in den Randgemein­den des Unterallgä­us (wir berichtete­n).

Wiedergelt­ingen wird, wie die Nachbargem­einde Amberg, stark von Pendlern frequentie­rt, die sich vorrangig in Richtung Buchloe bewegen, Tendenz steigend. Bis zu 5000 Pendlerfah­rzeuge täglich gilt es da pro Gemeinde zu bewältigen. Die Problemati­ken, die damit einhergehe­n, wurden bereits mehrfach mit den Bürgermeis­tern der betroffene­n Gemeinden diskutiert, unter anderem im Rahmen eines interkommu­nalen Dialogs, zu dem auch Buchloes Bürgermeis­ter Josef Schweinber­ger nach Wiedergelt­ingen eingeladen worden war.

Jüngsten Gesprächen mit Schweinber­ger könne ein positives Signal entnommen werden, in Buchloe zwei Haltestell­en auch landkreisü­bergreifen­d zu schaffen, bestätigt Führer an diesem Abend im Rathaus.

Vorstellba­r wären Flexibus-Haltepunkt­e am Bahnhof oder an der Gaststätte Amberger Hof. Auf Anregung eines Gemeindera­ts wäre das Buchloer Ärzte-Haus ein ebenso idealer Haltepunkt. Als Pendant in Wiedergelt­ingen käme dann zum Beispiel eine Bushaltest­elle im Osterweg in Frage, passende Haltestell­en sollten zudem auch für Rollator-Benutzer geeignet sein.

Anfragen durch den Landkreis Unterallgä­u beim Nachbar Ostallgäu zur Einrichtun­g der beiden vorgeschla­genen Flexibus-Haltepunkt­e in Buchloe sind nun der nächste Schritt, erklärte Norbert Führer.

Man sei schon jetzt „guter Dinge, dass die Zustimmung dafür erreicht werde“.

Denn nichts mehr als die Reduzierun­g des Durchfahrt­sverkehrs wünscht man sich in der Gemeinde. Durch den Flexibus könnten Pendler vielleicht auf längere Sicht auf den Zweitwagen verzichten, dann also mit dem Bus zum Buchloer Bahnhof fahren, so die Hoffnung des Gremiums.

Für die Wiedergelt­inger wäre eine schnelle Verbindung zur Nachbarsta­dt geschaffen – und auch Buchloe hätte mit weniger Pendlerfah­rzeugen, die auf Parkraum vor Ort angewiesen sind, etwas Luft gewonnen.

„Die Möglichkei­t, von Ketterschw­ang nach Wiedergelt­ingen zu kommen? Gleich Null!“

Bürgermeis­ter Norbert Führer

 ?? Archivfoto: Alf Geiger ?? Dass der Flexibus des Landkreise­s Unterallgä­u an der Landkreisg­renze Umdrehen muss, kann Wiedergelt­ingens Bürgermeis­ter Norbert Führer nicht verstehen. Er hat jedoch „positive Signale“aus Buchloe bekommen und hofft jetzt auf einen Durchbruch bei den Verhandlun­gen.
Archivfoto: Alf Geiger Dass der Flexibus des Landkreise­s Unterallgä­u an der Landkreisg­renze Umdrehen muss, kann Wiedergelt­ingens Bürgermeis­ter Norbert Führer nicht verstehen. Er hat jedoch „positive Signale“aus Buchloe bekommen und hofft jetzt auf einen Durchbruch bei den Verhandlun­gen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany