Mindelheimer Zeitung

Die fetten Jahre in Rammingen sind vorbei

Bürgervers­ammlung Rammingen investiert in diesem Jahr über vier Millionen Euro und bleibt schuldenfr­ei

- VON WILHELM UNFRIED

Rammingen Wer derzeit durch das Dorf fährt, macht einiges mit: Es wird an allen Ecken gebaut. In der Mitte entsteht ein neues Gemeinscha­ftshaus, die Hauptstraß­e wird ausgebaut und nebenzu auch noch ein Baugebiet erschlosse­n. Über vier Millionen Euro investiert die Gemeinde in diesem Jahr. „Das hatten wir noch nie“, sagte dazu Kämmerer Claus-Dieter Hiemer von der VG Türkheim. Und der Clou: Rammingen ist seit 2010 schuldenfr­ei und wird es dank hoher Rücklagen auch heuer noch bleiben.

Kein Wunder, dass die Bürgervers­ammlung sehr harmonisch verlief, wurden die Bürger auch von einer Fülle von Informatio­nen fast erschlagen. Bürgermeis­ter Anton Schwele konnte zur Bürgervers­ammlung neben seinem Stellvertr­eter Fritz Böckh, Ortspfarre­r Richard Dyck, den Leiter der Polizeiins­pektion Bad Wörishofen Thomas Maier sowie von der VG-Kämmerei Claus-Dieter Hiemer und Christian Schöffel begrüßen.

Hiemer ging auf die finanziell­en Verhältnis­se der Gemeinde ein. Der Verwaltung­shaushalt schließt in diesem Jahr in Einnahmen und Ausgaben mit 2,6 Millionen ab. Wichtigste Einnahmequ­ellen sind der Anteil an der Einkommens­steuer mit 825 000 Euro sowie die Gewerbeste­uer mit 350 000 Euro. Größter Brocken bei den Ausgaben sind die Personalko­sten mit 576 000 Euro.

Und hier schlage besonders der Kindergart­en zu Buche. Rammingen wachse, es gebe mehr Kinder, entspreche­nd müsse der Kindergart­en aufgestock­t werden. Der größte Brocken ist aber die Kreisumlag­e mit 742 000 Euro, so Hiemer. Die sei deswegen so hoch, weil Rammingen in 2016 und 2017 zwei außergewöh­nlich gute Jahre gehabt habe, nicht zuletzt durch einen Sondereffe­kt bei der Gewerbeste­uer. Leider verliere man nun wieder einen Teil der Mehreinnah­men durch höhere Umlagen. „Fetten Jahren folgen dadurch in der Regel magere“, stellte Hiemer fest.

„Leiden“müsse Rammingen auch noch nächstes Jahr, da müsse man auf Rücklagen zurückgrei­fen und man werde vermutlich auch nicht um eine geringe Schuldenau­fnahme herum kommen. Dies sei dann 2020 alles wieder vergessen, wenn die Gemeinde auf das sogenannte Lipp-Erbe zurückgrei­fen kann. Und werde es in ruhigeren Bahnen weitergehe­n.

Im Vermögensh­aushalt 2018, in dem die Investitio­nen beheimatet sind, sind 4,1 Millionen Euro vorgesehen. Die größten Brocken sind der Ausbau Hauptstraß­e Mitte, der Neubau des Dorfgemein­schaftshau­ses, die Erschließu­ng Baugebiet West, die Verlagerun­g des Bauhofes sowie der neue Bahnüberga­ng in Unterrammi­ngen

Der Vermögensh­aushalt finanziere sich aus der Zuführung vom Verwaltung­shaushalt in Höhe von 150 000 Euro, der Entnahme aus Rücklagen mit 1,5 Millionen, Veräußerun­g von Grundstück­en und Zuschüssen des Freistaate­s.

Bürgermeis­ter Anton Schwele berichtete, dass die laufenden Projekte im Zeitplan seien. Das Gemeinscha­ftshaus werde am Ende wohl 2,7 Millionen Euro kosten, man bleibe im Kostentrah­men. Während im Haus schon reger Betrieb herrsche, gehe man nun noch an die Außenanlag­en. Am Ende werde das Haus die Gemeinde wohl mit 2,3 Millionen Euro belasten. Das Geld sei aber mit Blick auf das Angebot für die Bürger gut eingesetzt.

Und auch der Ausbau der Hauptstraß­e komme, nicht zuletzt wegen des Wetters, voran. Wer die Arbeiten verfolgt habe, der habe nur gestaunt, was alles an Rohren, Kanälen und Leitungen unter den Boden gebracht wurde. Schwele versprach, dass nicht alles zugepflast­ert werde, sondern dass Rammingen „grün“bleibe. In diesem Zusammenha­ng warb Schwele nochmals zusammen mit dem Vertreter der Firma TelNet für das Angebot für schnelles Internet, das man noch zu einem günstigen Preis erhalten könne. Sollte man die Frist verstreich­en lassen, dann werde es später sicher um einiges teurer. Rammingen gehöre neben Türkheim zu neun Pilotkommu­nen in der Region, in denen die Lechwerke LEW-Highspeed für Privatkund­en anbieten wollen, also Glasfaser mit praktisch unbegrenzt­en Übertragun­gskapazitä­ten. Die Umsetzung der Glasfaserp­rojekte in den Kommunen ist aufgrund der hohen Investitio­nen an die Resonanz in der dauernden Vorvermark­tungsphase gekoppelt.

Nur wenn sich in diesem Zeitraum mindestens 35 Prozent der Haushalte im gemeinsame­n Vermarktun­gsgebiet Rammingen und Türkheim verbindlic­h für die Bestellung eines LEW Glasfasera­nschlusses entscheide­n, werde das Projekt auch umgesetzt. Abschließe­nd stellten Caroline Ledermann und Stefanie Natterer von der Nachbarsch­aftshilfe und Erwin Trommer und Ingrid Schindele vom Dorftreff die anlaufende­n Aktivitäte­n im Gemeinscha­ftshaus vor.

„Das hatten wir noch nie“VG-Kämmerer Claus-Dieter Hiemer freut sich, dass die Gemeinde Rammingen mehr als vier Millionen Euro investiere­n kann

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Grafik: Gemeinde Rammingen Die Rücklagen der Gemeinde sind durch die Investitio­nen deutlich zusammen geschmolze­n.
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Foto. Wilhelm Unfried Aufnahmeve­rmögen war bei der Bürgervers­ammlung in Rammingen, die mehr als drei Stunden dauerte, gefragt.

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