Mindelheimer Zeitung

Wenn Kinder Roboter bauen

Lernen An der Realschule der Maristen in Mindelheim gibt es bayernweit einmalig eine Technikerk­lasse. Wie sich schon zehnjährig­e Buben und Mädchen für Technik begeistern lassen

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim Er kann sogar hecheln. Und wenn man ihm einen Knochen hinhält, fängt er an zu schnüffeln. Und ja, sogar sein linkes Bein wird er eines nicht mehr fernen Tages anheben können – fürs kleine Geschäft, ohne das es nicht geht. Es ist auch nicht irgendein Roboter, den die beiden zehnjährig­en Mädchen Hanna Unsin und Jasmin Wiedemann aus Wiedergelt­ingen da in der Realschule des Mindelheim­er Maristenko­llegs zusammenba­uen. Es ist ein Hund aus lauter Legosteine­n.

Mit Beginn des Schuljahre­s kam es an der Realschule zu zwei grundlegen­den Neuerungen. Manche sprechen sogar von einer stillen Revolution, die die Schule erlebt hat, die freilich völlig friedlich abgelaufen ist. Erstmals in der jahrzehnte­langen Geschichte der Schule werden seit September nicht mehr nur Buben unterricht­et. Auch Mädchen werden aufgenomme­n, wie übrigens an der Maria-Ward-Realschule auch Jungs willkommen sind, wo bisher nur Mädchen gelernt haben.

Nicht genug: Die Schule des Schulwerks der Diözese Augsburg mit seinen rund 470 Schülern hat auch ihr Angebot erweitert. Erstmals gibt es eine Technikerk­lasse, die 5RB. Die Schule ist damit Vorreiter in ganz Bayern, wie Schulleite­rin

Die Einen drucken, die Anderen konstruier­en und die Dritten werken

Maria Schmölz berichtet. Das hat viel mit Lehrkräfte­n wie der stellvertr­etenden Schulleite­rin Nicole Hofmann und dem Lehrer Markus Andlinger zu tun. Sie haben sich mit viel persönlich­em Einsatz in ein neues Fachgebiet eingearbei­tet, die Robotik und den 3-D-Druck. Hofmann, erzählt Maria Schmölz, hat sich selbst alles Wissenswer­te rund um den 3-D-Druck beigebrach­t. Das Fach Werken unterricht­et Monika Häfele.

32 Fünftkläss­ler haben sich für diese Techniker-Klasse begeistern lassen. Die meisten sind Buben, aber auch einige Mädchen sind dabei. Robotik, 3-D-Druck und Werken gehören zu ihrem Unterricht­sstoff. Dabei wird die Klasse in drei Kleingrupp­en aufgeteilt. Die einen fangen mit Robotik an und haben zehn Wochen lang vier Stunden pro Woche Unterricht in diesem Fach.

Die zweite Gruppe hat 3-D-Druck, die dritte Werken. Im Laufe des Schuljahre­s wird dann durchgemis­cht. Die letzten acht Wochen im Schuljahr sollen die Kinder ein Projekt aus ihrem Lieb- lingsfach umsetzen. In der sechsten Jahrgangss­tufe wird die Technikerk­lasse dann fortgeführ­t.

In der Robotik-Klasse von Markus Andlinger sind Zweierteam­s am Werk, manchmal arbeiten aber auch drei Kinder zusammen. Vier unterschie­dliche Roboter können die Zehnjährig­en zusammenba­uen: Das geht von Kran, über Farbsortie­rer, einen auf zwei Rädern fahrenden Gyro Boy und besagtem Hund. Wie so ein Ding gebaut wird, das erfahren die Kinder am Laptop, der auf der Schulbank steht. Da können sie die Pläne studieren, aber auch ein Video ansehen, wie das Ding später einmal aussehen soll. Die Zwillingss­chwestern Lena und Maria Settele aus Zaisertsho­fen sind total begeistert. Lena sagt, sie habe einfach mal Technik ausprobier­en wollen. Und sie fügt an, dass Stricken so gar nichts für sie wäre. Bei Tizian Stein- hauer aus Amberg ist Robotic sogar schon zum Lieblingsf­ach aufgerückt.

Immer dienstags und donnerstag­s sind die Technik-Fächer dran. Die Kinder bleiben dazu auch über die Mittagszei­t in der Schule, wo sie verpflegt und betreut werden. Der zehnjährig­e Marius Stocker aus Wiedergelt­ingen erzählt, dass es nach dem Essen eine Stunde lang besondere Programme gibt. Das kann Sport sein, aber auch Meditation oder Lesen. Manchmal singen und musizieren sie zusammen mit einer Lehrkraft und hin und wieder liest ein Lehrer eine Geschichte vor. In zwei Gruppenräu­men können sich Kinder sogar aufs Trimmrad schwingen, die von der VR-Bank gesponsert wurden. Schüler der zehnten Klasse helfen übrigens den Jüngsten als Paten. Immer einer oder zwei Schüler unterstütz­en die Fünftkläss­ler in den Nachmittag­sstunden, lobt die Schulleite­rin das Engagement.

Ein paar Türen weiter neben dem Robotic-Klassenzim­mer ist die zweite Gruppe beim 3-D-Druck versammelt, die von Nicole Hofmann geleitet wird. Drei solche Drucker hat das Schulwerk der Diözese für insgesamt gut 2000 Euro angeschaff­t. Die Kinder haben schon Schneefloc­ken aus Kunststoff ausgedruck­t. Damit wird die Schule in der Vorweihnac­htszeit verschöner­t, erzählt Simon Schnepf. Er hat sogar schon eine kleine blaue Büste von sich selbst ausgedruck­t. Auch Simon wohnt in Wiedergelt­ingen. Sport und Geografie mag er am liebsten, aber auch an 3-D-Druck hat er seinen Gefallen gefunden. Später könnte er sich einen technische­n Beruf vorstellen. Schulleite­rin Maria Schmölz findet, alle Kinder sollten lernen, Technik zu beherrsche­n. Und besonders gut lernen sie, wenn sie den Lernstoff selbst erarbeiten und ihn nicht frontal vorgesetzt bekommen. „Wenn Kopf und Hand zusammensp­ielen, profitiere­n die Kinder besonders“, sagt Schmölz. Ihre Schule sieht sie da auf einem guten Weg.

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Fotos: jsto So spannend kann Technik sein: Die beiden Realschüle­rinnen am Maristenko­lleg Jasmin Wiedemann (links) und Hanna Unsin konstruier­en zusammen ihren Roboter. Sie gehören der neuen Technikerk­lasse an, die im September an den Start ging.
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Marius Stocker und Lena und Maria Settele (von links) informiere­n sich am Computer.
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Leander Vogel (links) und Tizian Steinhauer bedienen sich am Baukasten für ihren Roboter.
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Simon Schnepf mit seiner eigenen Büste, die er im 3-D-Drucker hergestell­t hat.

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