Wenn Kinder Roboter bauen
Lernen An der Realschule der Maristen in Mindelheim gibt es bayernweit einmalig eine Technikerklasse. Wie sich schon zehnjährige Buben und Mädchen für Technik begeistern lassen
Mindelheim Er kann sogar hecheln. Und wenn man ihm einen Knochen hinhält, fängt er an zu schnüffeln. Und ja, sogar sein linkes Bein wird er eines nicht mehr fernen Tages anheben können – fürs kleine Geschäft, ohne das es nicht geht. Es ist auch nicht irgendein Roboter, den die beiden zehnjährigen Mädchen Hanna Unsin und Jasmin Wiedemann aus Wiedergeltingen da in der Realschule des Mindelheimer Maristenkollegs zusammenbauen. Es ist ein Hund aus lauter Legosteinen.
Mit Beginn des Schuljahres kam es an der Realschule zu zwei grundlegenden Neuerungen. Manche sprechen sogar von einer stillen Revolution, die die Schule erlebt hat, die freilich völlig friedlich abgelaufen ist. Erstmals in der jahrzehntelangen Geschichte der Schule werden seit September nicht mehr nur Buben unterrichtet. Auch Mädchen werden aufgenommen, wie übrigens an der Maria-Ward-Realschule auch Jungs willkommen sind, wo bisher nur Mädchen gelernt haben.
Nicht genug: Die Schule des Schulwerks der Diözese Augsburg mit seinen rund 470 Schülern hat auch ihr Angebot erweitert. Erstmals gibt es eine Technikerklasse, die 5RB. Die Schule ist damit Vorreiter in ganz Bayern, wie Schulleiterin
Die Einen drucken, die Anderen konstruieren und die Dritten werken
Maria Schmölz berichtet. Das hat viel mit Lehrkräften wie der stellvertretenden Schulleiterin Nicole Hofmann und dem Lehrer Markus Andlinger zu tun. Sie haben sich mit viel persönlichem Einsatz in ein neues Fachgebiet eingearbeitet, die Robotik und den 3-D-Druck. Hofmann, erzählt Maria Schmölz, hat sich selbst alles Wissenswerte rund um den 3-D-Druck beigebracht. Das Fach Werken unterrichtet Monika Häfele.
32 Fünftklässler haben sich für diese Techniker-Klasse begeistern lassen. Die meisten sind Buben, aber auch einige Mädchen sind dabei. Robotik, 3-D-Druck und Werken gehören zu ihrem Unterrichtsstoff. Dabei wird die Klasse in drei Kleingruppen aufgeteilt. Die einen fangen mit Robotik an und haben zehn Wochen lang vier Stunden pro Woche Unterricht in diesem Fach.
Die zweite Gruppe hat 3-D-Druck, die dritte Werken. Im Laufe des Schuljahres wird dann durchgemischt. Die letzten acht Wochen im Schuljahr sollen die Kinder ein Projekt aus ihrem Lieb- lingsfach umsetzen. In der sechsten Jahrgangsstufe wird die Technikerklasse dann fortgeführt.
In der Robotik-Klasse von Markus Andlinger sind Zweierteams am Werk, manchmal arbeiten aber auch drei Kinder zusammen. Vier unterschiedliche Roboter können die Zehnjährigen zusammenbauen: Das geht von Kran, über Farbsortierer, einen auf zwei Rädern fahrenden Gyro Boy und besagtem Hund. Wie so ein Ding gebaut wird, das erfahren die Kinder am Laptop, der auf der Schulbank steht. Da können sie die Pläne studieren, aber auch ein Video ansehen, wie das Ding später einmal aussehen soll. Die Zwillingsschwestern Lena und Maria Settele aus Zaisertshofen sind total begeistert. Lena sagt, sie habe einfach mal Technik ausprobieren wollen. Und sie fügt an, dass Stricken so gar nichts für sie wäre. Bei Tizian Stein- hauer aus Amberg ist Robotic sogar schon zum Lieblingsfach aufgerückt.
Immer dienstags und donnerstags sind die Technik-Fächer dran. Die Kinder bleiben dazu auch über die Mittagszeit in der Schule, wo sie verpflegt und betreut werden. Der zehnjährige Marius Stocker aus Wiedergeltingen erzählt, dass es nach dem Essen eine Stunde lang besondere Programme gibt. Das kann Sport sein, aber auch Meditation oder Lesen. Manchmal singen und musizieren sie zusammen mit einer Lehrkraft und hin und wieder liest ein Lehrer eine Geschichte vor. In zwei Gruppenräumen können sich Kinder sogar aufs Trimmrad schwingen, die von der VR-Bank gesponsert wurden. Schüler der zehnten Klasse helfen übrigens den Jüngsten als Paten. Immer einer oder zwei Schüler unterstützen die Fünftklässler in den Nachmittagsstunden, lobt die Schulleiterin das Engagement.
Ein paar Türen weiter neben dem Robotic-Klassenzimmer ist die zweite Gruppe beim 3-D-Druck versammelt, die von Nicole Hofmann geleitet wird. Drei solche Drucker hat das Schulwerk der Diözese für insgesamt gut 2000 Euro angeschafft. Die Kinder haben schon Schneeflocken aus Kunststoff ausgedruckt. Damit wird die Schule in der Vorweihnachtszeit verschönert, erzählt Simon Schnepf. Er hat sogar schon eine kleine blaue Büste von sich selbst ausgedruckt. Auch Simon wohnt in Wiedergeltingen. Sport und Geografie mag er am liebsten, aber auch an 3-D-Druck hat er seinen Gefallen gefunden. Später könnte er sich einen technischen Beruf vorstellen. Schulleiterin Maria Schmölz findet, alle Kinder sollten lernen, Technik zu beherrschen. Und besonders gut lernen sie, wenn sie den Lernstoff selbst erarbeiten und ihn nicht frontal vorgesetzt bekommen. „Wenn Kopf und Hand zusammenspielen, profitieren die Kinder besonders“, sagt Schmölz. Ihre Schule sieht sie da auf einem guten Weg.