Mindelheimer Zeitung

Zauberhaft­er Budenzaube­r?

Kirchen kritisiere­n, dass Weihnachts­märkte zu früh eröffnen

- VON DANIEL WIRSCHING

Darauf können sich gläubige Christen schnell einigen: Nikolaus und Christkind bringen im Dezember Geschenke – und der Weihnachts­mann, dieser Rentiersch­litten fahrende Rauschebar­tträger, kann einpacken! Das katholisch­e Bonifatius­werk etwa ruft alle Jahre wieder eine „Weihnachts­mannfreie Zone“aus. Schließlic­h steht der heilige Nikolaus aus kirchliche­r Sicht für wahre Nächstenli­ebe und nicht für Ware – wie der Weihnachts­mann, der seinen Kritikern als Sinnbild schnöden Konsums und Erfindung des Usgetränke­hersteller­s Coca-cola gilt.

Womit wir bei den Budenstädt­en wären, die gerade landauf, landab errichtet werden: die Weihnachts­märkte. Während der Augsburger wie viele andere erst am 26. November eröffnet, verwandelt der Lindauer seit Donnerstag die Stadt „in eine Weihnachts­insel“und der in Essen seit 16. November „die Essener City in ein historisch­es Dorf in Fachwerkop­tik“, wie es auf lindau.de und ruhr-tourismus.de heißt. Im Essener Stadtteil Steele herrscht sogar seit 9. November vorweihnac­htlicher Budenzaube­r. Was nicht bloß den Pressespre­cher des katholisch­en Essen stört.

Auch Johannes Minkus, Sprecher der Evangelisc­h-lutherisch­en Kirche in Bayern, kann darüber

Bistums nur den Kopf schütteln. „Weihnachts­märkte gehören in die Adventszei­t und sollten frühestens nach dem Totensonnt­ag öffnen“, sagt er. An jenem Tag, dem 25. November, werden in evangelisc­hen Kirchengem­einden die Namen aller Verstorben­en des zu Ende gehenden Jahres verlesen. „Und danach kommen die Leute aus der Kirche und müssen an den Glühweinst­änden vorbei. Das finde ich unpassend.“

Im tief katholisch­en Altötting übrigens eröffnet der Christkind­lmarkt am 24.

November; tags drauf ist verkaufsof­fener Sonntag.

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