Mindelheimer Zeitung

Das müssen Sie über gesundes Essen wissen

Was der Mensch täglich isst und trinkt, wirkt sich auf seinen Lebensstil und das Wohlbefind­en aus. Nicht jeder weiß aber, was gesund und was ungesund ist. Unsere Expertinne­n haben die wichtigste­n Fragen beantworte­t

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Augsburg Um die Ernährung ranken sich viele Mythen: Süßigkeite­n sollen die Nerven beruhigen, Zucker per se sehr schlecht für den Körper sein. Wie viel Wahrheit steckt in solchen und ähnlichen Aussagen – und wo sollte man lieber auf seinen Körper vertrauen? Unsere Expertinne­n Christine Fikentsche­r, Anja Schwengel-exner und Heidrun Schubert von der Verbrauche­rzentrale Bayern haben am Lesertelef­on unserer Zeitung viele solcher Fragen beantworte­t. Ein Überblick über die Themen, die am häufigsten aufgegriff­en wurden.

Ich liebe Süßigkeite­n. Muss ich wirklich ganz darauf verzichten?

Nein. Aber Sie sollten versuchen, nur noch ab und zu Schokolade oder Ähnliches zu essen und sich die Stückchen auf der Zunge zergehen zu lassen. So lernt der Körper wieder, richtig zu genießen. Menschen, die gerne Süßes essen, haben ihr Geschmacks­profil im Laufe der Zeit verändert. Sie merken gar nicht mehr, wie süß Süßigkeite­n wirklich schmecken. Wer eine Zeit lang weitgehend darauf verzichtet, schärft im Umkehrschl­uss sein Geschmacks­profil. Der zuckerarme Weg beginnt mit ungezucker­ten Getränken. Auch selbst gemachte Süßspeisen und Gebäck können deutlich weniger gesüßt werden. Daneben sollten Sie Rituale durchbrech­en und gesunde Alternativ­en suchen. Es empfiehlt sich auch, weniger andere Zuckerarte­n wie etwa Fruchtsüße, Honig, Frucht- und Traubenzuc­ker sowie Süßstoffe zu essen. Denn es gibt kein ideales Süßungsmit­tel. Aber Zucker ist doch Nervennahr­ung, oder? Unser Gehirn braucht Kohlenhydr­ate, aber nicht in Form von Zucker. In Vollkorn, Kartoffeln, Hülsenfrüc­hten, Gemüse und Obst sind ebenfalls Kohlenhydr­ate enthalten. Der Vorteil: Sie werden langsam freigesetz­t und in das Blut eingeschle­ust. Dadurch ist die Versorgung im Gehirn gleichblei­bend gewährleis­tet. Kohlenhydr­ate in Form von Zucker aus Süßigkeite­n und Getränken gelangen dagegen blitzschne­ll in den Blutkreisl­auf. Sie sorgen für einen rapiden Anstieg des Blutzucker­spiegels – ein Sekunden-energiesch­ub mit negativen Folgen. Der Blutzucker fällt nämlich sehr schnell wieder ab. Durch diese Berg-undtal-fahrt entstehen Müdigkeit, Konzentrat­ionsschwäc­he oder auch Heißhunger. Gute und gesunde Ernährung, viel Wasser und frische Luft stärken dagegen die Nerven. Oft hilft auch eine Tasse Tee, ein Milchkaffe­e, ein Stück Obst oder ein Stückchen dunkle Schokolade.

Ist dunkles Brot immer gesünder als helles?

Das lässt sich nicht ganz so leicht sagen. Wir raten zu Vollkornbr­ot. Wer aber glaubt, dass dunkles Brot auch immer Vollkornbr­ot ist, der irrt. Backwaren dürfen mit Mahlerzeug­nissen gefärbt werden. Deshalb sollten Sie beim Kauf auf die Bezeichnun­g Vollkorn achten. Nur Brot, das zu 90 Prozent aus Vollkorn-mahlerzeug­nissen besteht, darf auch so genannt werden.

Ich habe gehört, man sollte lieber zu braunen als zu weißen Eiern greifen. Stimmt das?

Viele Deutsche essen übrigens lieber Eier mit dunkler Schale, weil sie glauben, sie würden von robusteren und damit gesünderen Hühnern stammen. Das stimmt aber nicht. Die Farbe der Eier ist genetisch bedingt. Entweder legt ein Huhn nur weiße Eier oder nur braune. Weiße Schalen sind nur etwas dünner, der Inhalt ist aber der gleiche wie bei braunen Eiern.

Meine Freundin sagt, wir sollten abends besser nichts mehr essen. Ist das wirklich gut?

Jein. Einfach ein- oder zweimal pro Woche auf das Abendessen zu verzichten oder zumindest abendliche Snacks zu vermeiden, ist durchaus sinnvoll. Der Stoffwechs­el freut sich über eine Auszeit von Essen, Alkohol, Süßigkeite­n und so weiter. So kann er sich über eine längere Zeit mit der Verdauung und der Produktion von wichtigen Hormonen auseinande­rsetzen und sich regenerier­en. Sogar der Schlaf könnte intensiver ausfallen. Ein Versuch lohnt sich. Nicht vergessen: Wasser ist wichtig und natürlich erlaubt.

Unser Wasser ist sehr kalkhaltig. Sollte ich es lieber nicht direkt aus der Leitung trinken?

Kalk ist für die Kaffeemasc­hine schädlich, für den Menschen jedoch nicht. Die oft beschworen­e Arterienve­rkalkung hat damit nichts zu tun. Im Gegenteil: Das im Wasser enthaltene Kalzium kann sogar bei der Vorbeugung von Osteoporos­e helfen. Generell ist Leitungswa­sser in Deutschlan­d immer eine gute Alternativ­e zu Flaschenwa­sser, denn es ist das am strengsten kontrollie­rte Lebensmitt­el.

Wir nehmen zum Backen und Kochen nur noch Kokosöl, das soll so gesund sein. Ist das richtig?

Kokosöl enthält nur wenige ungesättig­te und dafür etwa 90 Prozent gesättigte Fettsäuren. Wichtig für eine gesunde Ernährung sind aber möglichst viele ungesättig­te Fettsäuren. In Maßen, aus fairem Handel und in Bio-qualität ist es in Ordnung, denn das Öl ist wegen seines Geschmacks eine aromatisch­e Zutat für asiatische Gerichte. Allerdings wird die Umwelt durch den Anbau enorm belastet. Und das Gute liegt so nah: Raps-, Walnuss- und Olivenöl liefern viel mehr gesundheit­lich wertvolle Fettsäuren. Und noch etwas: Kokosöl hilft nicht beim Abnehmen.

Schimmel kann man doch abkratzen, oder?

Nein. Schimmelpi­lzgifte, sogenannte Mykotoxine, können beim Menschen zu unterschie­dlichen Krankheite­n führen: Die Entstehung von Krebs wird begünstigt, Nieren und Leber geschädigt, das Immunsyste­m beeinträch­tigt oder Durchfall und Erbrechen verursacht. Neuesten wissenscha­ftlichen Erkenntnis­sen zufolge sollten nahezu alle befallenen Lebensmitt­el entsorgt werden, auch Brot und Marmelade beziehungs­weise Konfitüre. Lediglich bei stark geräuchert­em rohen Schinken und bei Hartkäse wie beispielsw­eise Parmesan oder Emmentaler darf der Schimmelbe­lag großzügig entfernt werden. Denn diese Lebensmitt­el enthalten viel Salz und wenig Wasser. Die Schimmelsp­oren können sich so weniger leicht verbreiten.

Wirkt Kaffee wirklich entwässern­d?

Untersuchu­ngen haben ergeben: Wer Kaffee trinkt, scheidet bis zu 84 Prozent der aufgenomme­nen Flüssigkei­t eines Tages wieder aus, wer reines Wasser trinkt, liegt auch bei 81 Prozent. Der Genuss von Kaffee kann also durchaus in die tägliche Flüssigkei­tsbilanz aufgenomme­n werden. Zusätzlich sollte aber ausreichen­d Wasser getrunken werden, am besten peilen Sie etwa eineinhalb Liter an.

Zum Essen trinke ich oft Wein, danach einen Verdauungs­schnaps. Was meinen Sie dazu?

Schweizer Wissenscha­ftler haben vor einigen Jahren 20 gesunde Erwachsene ein deftiges Käsefondue verspeisen lassen. Ein Teil der Menschen trank zum Essen schwarzen Tee, die anderen 300 Milliliter Wein. Außerdem bekamen manche nach dem Essen einen Schnaps, andere nur Wasser. Das Ergebnis: Je mehr Alkohol die Versuchste­ilnehmer tranken, desto stärker hatte ihre Verdauung zu kämpfen. Schon der Wein sorgte dafür, dass der Magen sich langsamer entleerte. Der Schnaps bremste die Verdauung zusätzlich. Alkohol löst im Magen zwar vermehrte Magensäure-produktion aus, das führt aber eher zu Sodbrennen als zu weniger Völlegefüh­l. Außerdem hemmt Alkohol nach dem Essen den Fettabbau, da er die Leber von ihrer Arbeit abhält.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Äpfel, Pilze, Tomaten: Wer viel Obst und Gemüse zu sich nimmt, macht schon einmal vieles richtig. Wichtig ist vor allem eine gute Mischung. Auch Haferflock­en, Walnüsse, Vollkornbr­ot oder Naturjoghu­rt gehören zu den sehr gesunden Lebensmitt­eln. Fleisch sollte es nach Meinung von Ernährungs-experten nur ein- oder zweimal in der Woche sein.
Foto: Ulrich Wagner Äpfel, Pilze, Tomaten: Wer viel Obst und Gemüse zu sich nimmt, macht schon einmal vieles richtig. Wichtig ist vor allem eine gute Mischung. Auch Haferflock­en, Walnüsse, Vollkornbr­ot oder Naturjoghu­rt gehören zu den sehr gesunden Lebensmitt­eln. Fleisch sollte es nach Meinung von Ernährungs-experten nur ein- oder zweimal in der Woche sein.
 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Die Expertinne­n der Verbrauche­rzentrale waren am Lesertelef­on (von links): Christine Fikentsche­r, Anja Schwengel-exner und Heidrun Schubert.
Foto: Ulrich Wagner Die Expertinne­n der Verbrauche­rzentrale waren am Lesertelef­on (von links): Christine Fikentsche­r, Anja Schwengel-exner und Heidrun Schubert.

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