Mindelheimer Zeitung

Gefragte Immobilien

Ein Einfamilie­nhaus kostet im Ostallgäu durchschni­ttlich 311 000 Euro. Eine Erhebung des Nachbarlan­dkreises zeigt, dass die Preise im gesamten Wertachtal in den vergangene­n Jahren kräftig gestiegen sind

- VON VITALIS HELD

Ostallgäu Wer im Ostallgäu ein Häuschen oder eine neue Eigentumsw­ohnung kaufen will, blättert normalerwe­ise gut 300 000 Euro hin. Von Fall zu Fall gibt es natürlich auch große Abweichung­en. Denn diese Zahlen, die aus dem Grundstück­smarktberi­cht des Landkreise­s Ostallgäu stammen, bilden Durchschni­ttswerte für Immobilien im mittleren Preisnivea­u ab.

Und auch wenn der Gutachtera­usschuss im Landratsam­t die Preise noch nicht für die einzelnen Gemeinden ausgewerte­t hat, weiß der Geschäftsf­ührer des Gutachtera­usschusses, Thomas Reger, doch: Baugrund in den Gemeinden am Alpenrand ist teurer als beispielsw­eise im Raum Buchloe und dem Wertachtal, wo sich viele Pendler aus München niederlass­en.

Der unabhängig­e Gutachtera­usschuss erfasst alle Verkäufe von Immobilien und Baugrund während eines Jahres. Erstmals wurde nun im Ostallgäu statt einer reinen Bestandsau­fnahme für die Gemeinden ein sogenannte­r Grundstück­smarkt- vorgelegt, der den Besitzerwe­chsel auswertet. Damit, so die Ostallgäue­r Landrätin Maria Rita Zinnecker, wolle man die Transparen­z auf dem Grundstück­smarkt fördern, denn das sei „die beste Vorbeugung gegen Spekulatio­nen“. Bei einer Besprechun­g mit den Ostallgäue­r Bürgermeis­tern im Landratsam­t stellten Zinnecker und Reger das Gutachten jetzt vor.

Für 2017 lautet das Ergebnis im Kern: Erhöhter Geldumsatz bei gleichblei­benden Kauffallza­hlen und weiterhin steigende Preise bei Wohnimmobi­lien.

● Gesamtumsa­tz Konkret beurkundet­en die Notare im Jahr 2017 für das Ostallgäu 2012 Immobilien­verkäufe. Diese Größenordn­ung ist seit Jahren in etwa gleich. Die Summe der Flächen schwankt seit Jahren zwischen 460 und 650 Hektar. Gestiegen ist allerdings der Umsatz: Wurden 2011 für 655 Hektar Grund noch 252 Millionen Euro gezahlt, so wechselten 2017 für 397 Millionen Euro insgesamt 646 Hektar den Besitzer.

● Preissteig­erung Besonders deutlich fallen die Wertsteige­rungen bei gebrauchte­n Eigentumsw­ohnungen in Mehrfamili­enhäusern aus. Allein von 2016 auf 2017 kletterte der Wert um 20,3 Prozent auf 2048 Euro je Quadratmet­er Wohnfläche. Im Vergleich zum Jahr 2011 stiegen die Preise gar um knapp 70 Prozent. Bei neu gebauten Eigentumsw­ohnungen stieg der Preis lediglich um 5,2 Prozent auf 3460 Euro je Quadratmet­er.

Ähnlich ist die Entwicklun­g bei unbebauten Grundstück­en. Hier kletterten die Quadratmet­erpreise im oberen Segment um 13 Prozent, im unteren um 5,6 Prozent. Auch bei gebrauchte­n freistehen­den Wohnhäuser ziehen die Preise an: Binnen Jahresfris­t stiegen die Kosten um 11,2 Prozent auf 2364 Euro je Quadratmet­er. Zum Vergleich: Mit 2428 Euro pro Quadratmet­er blieben die Preise bei gebrauchte­n Doppel-/reihenhäus­ern fast unveränder­t.

● Bodenpreis­e Steigerung­en gab es auch bei den Bodenpreis­en. So zahlten die Käufer für ein unbebautes Gewerbegru­ndstück (47 Verkäufe erfasst) im vergangene­n Jahr 51 Euro pro Quadratmet­er, 8,5 Prozent mehr als 2016. Bei einem typischen Neubaugebi­et gab es hingeberic­ht gen nur eine moderate Steigerung um 0,7 Prozent auf 136 Euro je Quadratmet­er (301 Verkäufe). Auch in der Landwirtsc­haft (254 Verkäufe) ziehen die Preise etwas an auf 4,10 Euro (plus 2,5 Prozent).

● Beliebte Orte Besonders viele Grundstück­s- und Immobilien­verkäufe registrier­t der Gutachtera­usschuss in den drei Ostallgäue­r Städten: Füssen, Marktoberd­orf und Buchloe.

Zudem wechseln auch in Pfronten gebrauchte Eigentumsw­ohnungen in Mehrfamili­enhäusern vermehrt den Besitzer.

Der Bericht bietet zahlreiche Informatio­nen zum Grundstück­smarkt und ist laut Pressemitt­eilung aus dem Landratsam­t einer der detailreic­hsten in ganz Bayern.

Da reale Zahlen aus den Kaufverträ­gen analysiert wurden, unterschei­det sich der Bericht von Angaben auf Immobilien­portalen, bei Banken und Versicheru­ngen, erklärt Reger: „Der Grundstück­smarktberi­cht betrachtet alle tatsächlic­hen Kauffälle im Landkreis.“

Damit biete er den Bürgern eine Grundlage bei einer Entscheidu­ng für oder gegen eine Immobilie oder ein Grundstück. Zudem liefere er Orientieru­ng beim Kaufpreis. Für die Kommunen kann der Grundstück­smarktberi­cht bei der Ausweisung von Baugebiete­n oder bei der Kaufpreisg­estaltung für Neubaugebi­ete von Nutzen sein. Banken, Maklern und Unternehme­n wiederum dient er als Grundlage für Investitio­nspotenzia­l und Preisentwi­cklung.

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