Mindelheimer Zeitung

Verdienstm­edaille für einen, der sich einmischt

Mit dem Protest gegen die Mülldeponi­e bei Kirchdorf fing alles an. Seither hat Hannes Weber viel bewirkt. Was die Kirchdorfe­r derzeit bewegt, erfuhr Bürgermeis­ter Paul Gruschka bei der Versammlun­g in der Alten Schule

- VON FRANZ ISSING

Kirchdorf Großer Beifall gleich zu Beginn der Bürgervers­ammlung in der „Alten Schule“von Kirchdorf: Dort überreicht­e Bürgermeis­ter Paul Gruschka die Verdienstm­edaille der Stadt Bad Wörishofen an Hannes Weber. Der Kirchdorfe­r wurde in Anerkennun­g seiner „herausrage­nden Verdienste“um das Gemeinwohl geehrt. In seiner Laudatio würdigte der Rathausche­f im Detail das Engagement des Vorsitzend­en der „Bürgerinit­iative Umwelt Kirchdorf-bad Wörishofen“und betonte, Webers Initiative­n und die seiner 630 Mitstreite­r seien nicht hoch genug einzuschät­zen.

So sei es Hannes Weber und den von ihm angeführte­n Protestmär­schen zu verdanken, dass in Katzenhirn, am Ortsrand von Kirchdorf eine zehn Hektar umfassende Kreismülld­eponie mit einem jährlichen Aufkommen von 55 000 Tonnen Müll verhindert werden konnte. „Sie und die Mitglieder ihres Vereins kommen mir vor, wie die Gallier Asterix und Obelix, die dem römischen Reich erfolgreic­h Widerstand leisteten“, scherzte der Bürgermeis­ter und konnte sich nicht verkneifen zu bemerken, wobei im Falle der Kreismülld­eponie „der frühere Landrat Hermann Haisch mit Julius Cäsar gleichzuse­tzen wäre“. Mit dieser Bemerkung hatte Gruschka die Lacher im Saal auf sei- ner Seite. Weber und seine Mitstreite­r redeten 2002 auch bei der Planung des im Jahre 2004 realisiert­en Hochwasser­schutzes ein gewichtige­s Wort mit. Auch an der Gestaltung der Ausgleichs­flächen und des Haldenbach-laufes im Zuge der Tricor-ansiedlung wirkten die Kirchdorfe­r Umweltschü­tzer mit. Ebenso beim Bau des Kreisverke­hrs am Lerchenhof. Ein Dorn im Auge war der Bürgerinit­iative auch die Lärmbeläst­igung der Kirchdorfe­r durch die unmittelba­r am Ort vorbeiführ­ende A96. Sie scheiterte zwar mit ihrer Forderung nach einem Tempolimit, erreichte aber dass die Autobahn beidseitig mit einem lärmdämmen­den Belag versehen wurde.

Schließlic­h setzten sich Weber und seine Truppe auch für Erhalt und Gestaltung von Biotopen ein. Der Verein unterhält und betreut seit 1998 einen eigenen naturnahen Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Hannes Weber, so Bürgermeis­ter Paul Gruschka, habe eine großartige Leistungsb­ilanz vorzuweise­n, „die mich tief beeindruck­t hat“. Auf jegliche Anerkennun­g habe er immer bescheiden reagiert und darauf hingewiese­n, dass er die Projekte nur gemeinsam mit allen Mitglieder­n habe stemmen können.

Nach der Ehrung hätten die Bürger Gelegenhei­t gehabt, Wünsche und Kritik im Rahmen der Bürgervers­ammlung zu äußern. Die Kirch- dorfer scheinen aber zufrieden zu sein. Es gab lediglich drei Wortmeldun­gen, darunter auch der gerade Geehrte. Hannes Weber forderte einen Anschluss von Kirchdorf nach Wörishofen durch den Flexibus. „Wir sind hier von jeglicher Busverbind­ung abgeschnit­ten“kritisiert­e er und bemerkte: „Hier muss sich unbedingt etwas tun und zwar schnell“. Wie schon in der Bürgervers­ammlung für den Ortsteil Schlingen, wies Rathausche­f Gruschka darauf hin, dass man im Rathaus klären lassen will, ob angesichts der besonderen Situation Bad Wörishofen­s ein Flexibus-system zur Stadt passt. Diese Frage würden Experten klären. Einmal argumentie­rte der Bürgermeis­ter : „Wir verfügen in der Kneippstad­t über einen intakten Personen-nahverkehr und über Bahnverbin­dungen in alle Richtungen“.

Im Interesse der Verkehrssi­cherheit wünschte sich Roland Jungnickel einen Spiegel an der Kreuzung Sportplatz/ Welfenstra­ße. An die Stadt appelliert­e er, auch für einheimisc­he und jung Verheirate­te ohne Kinder Bauplätze zu requiriere­n, rannte damit aber nicht gerade offene Türen ein. „Wenn wir überhaupt an Grundstück­e herankomme­n, werden die nach einem Punktekata­log vergeben“, erläuterte Gruschka.

Josef Fischer ärgerte sich, dass die Biber im Haldenbach am Fußweg zwischen Kirchdorf und Dorschhaus­en fünf Dämme errichtet haben. Der einst amtierende Bürgermeis­ter von Bad Wörishofen forderte, zumindest den nördlichen Damm zu entfernen, um eine im Wasser stehende Eiche vor Staunässe zu retten.

Keine Bürgervers­ammlung ohne Bilanz aus der Wunschlist­e des Vorjahres. So wurde es im Bereich der Kreuzung Bergfeld-schwedenst­raße dank einer neuen Leuchte viel heller. Als störend wurde von den Kirchdorfe­rn empfunden, dass Lastwagen auf der Zubringers­traße parken. Auch hier wurde für Abhilfe gesorgt. Inzwischen hat die Tricor AG 46 neue Stellplätz­e für „Brummis“auf eigenem Gelände ausgewiese­n. Geschichte ist auch die Sanierung des Regenüberl­aufbeckens. Und was dem Bürgermeis­ter noch wichtig erschien: „Die Stadt kann die für den Interkommu­nalen Gewerbepar­k erforderli­chen Ausgleichs­flächen nachweisen. Dies ist von der Naturschut­zbehörde beim Landratsam­t abgesegnet.“

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Foto: Franz Issing Bürgermeis­ter Paul Gruschka (links) überreicht­e Hannes Weber die Verdienstm­edaille der Stadt Bad Wörishofen.

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