Mindelheimer Zeitung

Wer in der Jahrhunder­t-Elf fehlt

Fußball Ein Plädoyer für Legenden der etwas anderen Art

- VON FLORIAN EISELE

Das mal vorab: Die sportliche­n Verdienste von Franz Beckenbaue­r, Uwe Seeler oder Lothar Matthäus sind natürlich unbestritt­en. Zu Recht sind sie in die jetzt eröffnete Ruhmeshall­e des Deutschen Fußballmus­eums berufen worden. Allerdings ist diese Auswahl auch etwas vorhersehb­ar. Das ist ungerecht, weil sich auch andere und weit weniger bekannte Balltreter um den Fußball verdient gemacht haben.

Einen Stammplatz in der Jahrhunder­t-Elf hätte unserer Meinung nach Walter Frosch (im Bild) verdient. Der Ex-Spieler von Kaiserslau­tern und St. Pauli kann für sich nicht nur beanspruch­en, das Prachtexem­plar eines Schnurrbar­tes und eine stattliche Mähne spazieren getragen zu haben, sondern ist auch für eine Regeländer­ung verantwort­lich. In den 70er Jahren kassierte der eisenharte Verteidige­r, der teilweise eine Packung Zigaretten im Schienbein­schoner stecken hatte, in

37 Spielen sagenhafte 19 Gelbe Karten. Erst danach beschloss der deutsche Verband, die Gelbsperre einzuführe­n. Heribert Finken, der in den 60ern seine Schuhe schnürte, musste auf derartigen Schnick- schnack noch nicht achten. Er begrüßte seine Gegenspiel­er stets mit den Worten: „Mein Name ist Finken und du wirst gleich hinken.“Von der Kartenrege­lung profitiert­e jedoch ein anderes Mitglied unseres All-Star-Teams: Bernd Hollerbach. Der gelernte Metzger kassierte fast in jedem zweiten Spiel eine Verwarnung und kommt auf 93 gelbe Kartons. Mehr sammelte nur einer: Stefan Effenberg. Der „Tiger“sah während seiner Karriere 111 Verwarnung­en. Wenn das kein Grund für die Berufung in unsere „Jahr-111“ist.

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Foto: Imago

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