Mindelheimer Zeitung

Der Kampf gegen die Funklöcher

Netz Wie sich Politiker aus der Union und der SPD dafür einsetzen, dass bald überall guter Empfang ist – auch auf dem Land

- VON MARTIN FERBER

Berlin Angela Merkel tritt auf die Bremse und stellt sich im Streit um den Mobilfunka­usbau auf die Seite der drei großen Telekommun­ikationsun­ternehmen Telekom, Vodafon und Telefonica. Jedenfalls ein bisschen. Ein komplett flächendec­kender Ausbau mit dem neuen Mobilfunks­tandard 5G müsse nicht sofort erfolgen, sagt sie. Das habe noch einige Jahre Zeit. Zwar müssten Funklöcher rasch geschlosse­n werden, aber nicht unbedingt auf 5G-Niveau. Fünf Jahre seien „nicht das Drama“, zumal 5G-fähige Endgeräte auf sich warten ließen.

Das allerdings sehen die Unionsund die SPD-Fraktion völlig anders. Am Montag soll der politische Beirat der Bundesnetz­agentur entscheide­n, unter welchen Bedingunge­n die 5G-Frequenzen vergeben werden. Das nehmen sechs stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende von CDU, CSU und SPD zum Anlass, um mit einem gemeinsame­n Brief den Druck auf das Bundeskanz­leramt sowie die Minister Andreas Scheuer (CSU), Olaf Scholz (SPD) und Peter Altmaier (CDU) zu erhöhen. Ihr Appell: Sie wollen, dass tatsächlic­h eine „verlässlic­he und lückenlose Mobilfunkv­ersorgung insbesonde­re im ländlichen Raum“sichergest­ellt wird. So hatten es Uni- und SPD bereits im Koalitions­vertrag vereinbart. „Deutschlan­d wollen wir zum 5G-Leitmarkt entwickeln“, heißt es in dem fünfseitig­en Schreiben, das unserer Berliner Redaktion vorliegt.

Die Anti-Funkloch-Koalition, angeführt von den stellvertr­etenden Fraktionsc­hefs Ulrich Lange aus Nördlingen, Nadine Schön, Gitta Connemann und Carsten Linnemann von der Union sowie Sören Bartol und Matthias Miersch von der SPD, begrüßt ausdrückli­ch, dass die Bundesnetz­agentur in ihrem Entwurf für die Frequenzve­rgabe- regeln auf die Forderung der Koalition eingegange­n sei, die Versorgung mit superschne­llem Internet verstärkt am Straßennet­z auszuricht­en. Demnach soll in einem ersten Ausbauschr­itt bis 2022 an allen Autobahnen und an den wichtigste­n Bundesstra­ßen ein 5G-Netz errichtet werden, bis Ende 2024 an den restlichen Bundesstra­ßen. Ähnliche Auflagen gelten auch für die Schienentr­assen. Allerdings hat diese Auflage aus Sicht der Abgeordnet­en einen Haken. Die Bundesnetz­agentur betrachtet sie bereits dann als erfüllt, wenn lediglich ein Netzbetrei­on ber ein entspreche­ndes Netz aufgebaut hat. Es sei durchaus möglich, „dass nicht jeder Netzbetrei­ber sämtliche Auflagen allein durch den physischen Ausbau seines eigenen Netzes vollständi­g umsetzen muss“, heißt es in dem 136-seitigen Entwurf der Bundesnetz­agentur, der unserer Zeitung vorliegt.

Diese Rechtsposi­tion aber ist für die Koalitionä­re nicht hinnehmbar. „Wir sehen weiterhin die Gefahr, dass in den Bereichen der verpflicht­enden Versorgung­sauflagen ein Mobilfunkf­lickentepp­ich entsteht und sich die Bürger im Funkloch wiederfind­en“, sagt der für den Verkehr und die digitale Infrastruk­tur zuständige Unionsfrak­tionsvize Ulrich Lange gegenüber unserer Zeitung. Das betreffe vor allem den struktursc­hwachen ländlichen Raum, der abseits der wichtigen Bundesstra­ßen oder Schienenst­recke liege. „Auch hier müssen wir eine verlässlic­he Mobilfunkv­ersorgung für alle Bürger sicherstel­len.“

In ihrem Brief fordern Lange und seine Mitstreite­r daher, noch vor der für März geplanten Versteiger­ung der Frequenzen eine gesetzlich­e Grundlage für ein verbindlic­hes lokales Roaming einzuführe­n.

Wenn sich das Unternehme­n, das das 5G-Netz aufgebaut hat, weigert, den Konkurrent­en ohne Netz einen Zugang zu gewähren, soll die Bundesnetz­agentur die Möglichkei­t bekommen, Roaming verpflicht­end anzuordnen, unter anderem durch die Festsetzun­g von auskömmlic­hen Mieten. Dies könnte den Wettbewerb fördern, so ihre Argumentat­ion. Zudem fordern die Autoren des Briefs, dass Netzbetrei­ber bei Vertragssc­hluss ihre Kunden über ihre konkrete Netzabdeck­ung informiere­n müssen und parallel dazu die Netzagentu­r ermächtigt wird, „anbietersc­harf über die jeweilige Netzabdeck­ung zu informiere­n“. Damit die Kunden von Anfang an wissen, wo noch Funklöcher existieren.

 ?? Foto: Jens Büttner, dpa ?? In wenigen Monaten sollen die Lizenzen für ein neues Funknetz mit 5G-Frequenzen versteiger­t werden. Doch die Bundesnetz­agentur will den Zuschlag an ganz bestimmte Auflagen knüpfen.
Foto: Jens Büttner, dpa In wenigen Monaten sollen die Lizenzen für ein neues Funknetz mit 5G-Frequenzen versteiger­t werden. Doch die Bundesnetz­agentur will den Zuschlag an ganz bestimmte Auflagen knüpfen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany