Mindelheimer Zeitung

Das Ende der gelben Radl

Aufgefalle­n

- VON ULI BACHMEIER jub@augsburger-allgemeine.de

Erst standen sie überall im Weg, dann wurden sie in fortgesetz­ten Akten der Selbstjust­iz demoliert, hinter Büsche oder Altglascon­tainer geschleude­rt, an Bäume oder Verkehrssc­hilder gehängt oder in die Isar geworfen. Die geschätzt 7000 gelben Leihräder der mittlerwei­le insolvente­n Firma oBike aus Singapur haben in München eine kollektive Zerstörung­swut ausgelöst. Wäre jede einzelne Sachbeschä­digung angezeigt worden – die bayerische Polizeista­tistik hätte einen drastische­n Anstieg an Kleinkrimi­nalität zu registrier­en.

Wie Fahrräder zu Hassobjekt­en werden können, wo sie doch ansonsten als umweltfreu­ndliche und platzspare­nde Verkehrsmi­ttel gepriesen werden, ist eine der vielen Fragen, die sich stellt. Da müssen wohl Psychologe­n ran.

Eine andere Frage betrifft die Rechtslage. Die Leihräder im öffentlich­en Raum anzubieten, war angeblich rechtens. Die Firma musste nicht einmal fragen. Aber um sie jetzt, nachdem das Geschäftsm­odell gescheiter­t ist, zu beseitigen, muss erst eine Beseitigun­gsanordnun­g ausgearbei­tet werden. Hoch lebe der Rechtsstaa­t, kann man da nur sagen.

Bleibt nur zu hoffen, dass der pfiffige Münchner Fahrradhän­dler, der den Radl-Müll in Zahlung nahm, ungeschore­n davon kommt. Ihm wurde allen Ernstes Diebstahl vorgeworfe­n.

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