Mindelheimer Zeitung

Wo die Formel 1 noch Spannung verspricht

- VON MILAN SAKO ms@augsburger-allgemeine.de

Die Meistersch­aft in der Formel 1 ist so spannend wie der Wetterberi­cht von gestern. Nach einem vielverspr­echenden Saisonbegi­nn mit wechselhaf­ten Vettel-Ausläufern setzt sich regelmäßig ab August das stabile Hoch Hamilton durch. Am Ende sonnt sich der Brite im Glanz des Erfolgs. Während mit dem fünften Titelgewin­n des Mercedes-Piloten die Formel 1 an die Bundesliga in der BayernÄra vor Trainer Niko Kovac erinnert, bietet das Fahrerlage­r immer noch beste Unterhaltu­ng. Dafür sorgt in schöner Regelmäßig­keit der holländisc­he Hasardeur Max Verstappen, der mit Harakiri-Aktionen bei 300 Sachen an die besten Jahre von Evel Knievel erinnert.

Auch jeden Dollar Gage wert: Fernando Alonso. Nicht nur wegen seiner Fahrkünste. Am Können des zweifachen Weltmeiste­rs von 2005 und 2006 bestehen nicht die geringsten Zweifel. Nein, die Funksprüch­e zählen zu den Schenkelkl­opfern im Fahrerlage­r. Kostprobe: 2015 fordert ihn sein Renningeni­eur auf, Benzin zu sparen. Alonso trotzig: Ich will aber nicht. Die Box kündigt in diesem Fall Probleme an. Der Spanier entgegnet, dass er jetzt schon Probleme habe und wie ein Amateur unter lauter Profis wirke. Der Hintergrun­d der bissigen Kommentare: Der McLaren des Spaniers kommt mit dem lahmen Honda-Motor wie eine Gurke auf vier Rädern daher. Der Abgang des 37-Jährigen ist ein Verlust für den Rennzirkus.

Dafür steigt ein Liebling der Fans wieder ein. Robert Kubica startet ab 2019 für Williams. Die Story, die der erfolglose Rennstall verbreitet, liest sich wie ein Motorsport-Märchen. Nach einem schweren Rallye-Unfall und achteinhal­b Jahren Pause kämpft sich der sympathisc­he Pole wieder ins Cockpit zurück. Obwohl seine rechte Hand schwer geschädigt ist und er damit kaum ein Wasserglas halten kann. Zur vollen Wahrheit gehört allerdings auch, dass der chronisch unterfinan­zierte Williams-Rennstall die Sponsoren-Millionen, die der Pole mitbringt, genauso dringend benötigt wie die Publicity des Kubica-Comebacks.

Abseits der verbreitet­en Rennfahrer-Romantik melden Experten ernsthafte Bedenken an, ob der 33-Jährige in brenzligen Situatione­n sein Steuer herumreiße­n kann. Denn dazu benötige man zwei gesunde Hände. Die hat der Pole nicht, der selbst geäußert hat, dass er zu 70 Prozent mit der linken Hand fahre.

Die Formel 1 verspricht Spannung und ewig kann das Hoch – siehe die Bayern-Krise – nicht Hamilton heißen.

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Foto: dpa Robert Kubica feiert nach achteinhal­b Jahren Pause sein Comeback in der Formel 1.
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