Eine Frau mit einer süßen Leidenschaft
Kulinarisches Birgit Heel ist die erste und einzige Schokoladen-Sommelière im Allgäu
Memmingen Aus welchem oscar-gekrönten Film stammt dieses Zitat: „Meine Mama hat immer gesagt: Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen. Man weiß nie, was man bekommt…?“– Logo: Forrest Gump – mit dem grandiosen Tom Hanks und seiner Box voll süßer Leckereien an der Bushaltestelle. Bei Birgit Heel weiß man dagegen, was man bekommt. Pralinen und Schokolade in feinster Qualität. Handgemacht und mit den besten Zutaten. Die Memmingerin ist die erste und einzige geprüfte Schokoladen-Sommelière im Allgäu. Schoko-was?! Wir haben nachgefragt …
● Was ist eine Schokoladen-Sommèliere?
Erst im Sommer schloss Birgit Heel ihre Ausbildung zur anerkannten Schokoladen-Sommelière ab. Im badischen Weinheim und in Köln lernte sie in Blockkursen alles rund um die süße Versuchung: „Ein zentrales Thema war, Schokolade sensorisch perfekt zu beschreiben.“Ein Schokoladen-Sommelier muss diese Expertise lernen und beherrschen. Ähnlich wie der viel bekanntere Wein-Sommelier ist er ein Profi auf seinem Gebiet und gibt sein Wissen an Kunden und Interessierte weiter. Dabei geht es um die Herkunft des Kakaos, aktuelle SchokoladenTrends, Verzehr-Empfehlungen und die Herstellung qualitativ hochwertiger Tafeln und Pralinen. „Bewusstes Genießen liegt ja im Trend. Immer mehr Leute wollen wissen, wo ihr Essen und Trinken herkommt und was da drin ist. Das gilt natürlich auch für Schokolade“, sagt Heel. Sie verweist darauf, dass es in manchen Kakaoanbaugebieten noch immer Kinderarbeit gibt. Allein deshalb habe sie bei der Auswahl ihrer Zutaten strenge Maßstäbe.
● Was macht eine SchokoladenSommelière?
Zu Beginn ihrer Schoko-Laufbahn gab die 46-Jährige Kurse an Volkshochschulen. Inzwischen bietet sie auf ihrer Homepage selbst zahlreiche Kursthemen an: WildkräuterPralinen, Frucht-Pralinen, vegane Pralinen bedrucken und viele weitere. „Wir machen das in Kleingruppen von vier bis sechs Personen. Jeder lernt jeden Schritt, macht jeden Handgriff und jedes Rezept selbst. Im Anschluss dekorieren wir die Pralinen, zum Beispiel mit getrocknetem Blütenstaub, Rosenblättern oder Blattgold. Hinterher kann jeder seine Kreationen mitnehmen“, erzählt Heel.
Als zweites Standbein verkauft die Memmingerin Schoko-Spezialitäten aus ihrer Manufaktur. Pralinen oder Tafeln mit individueller Verzierung zum Geburtstag oder zur Hochzeit – oder mit dem Firmenlogo als Kundengeschenk. Klar, das kostet mehr als die Tafel Schoki aus dem Discounter. Dafür bekommt man handgemachte Leckereien mit nachhaltigen Zutaten.
„Wenn man etwa Pralinen mit Kaffeesahne herstellt, kann man Rohlinge mit kaltem Nescafé füllen – oder ich kann Kaffeebohnen auskochen, absieben, über Nacht stehen lassen und bekomme so meine feine, hellbraune Kaffeesahne“, beschreibt sie die Unterschiede zwischen ihrer Manufaktur und der üblichen Massenware. Ihre persönlichen Favoriten? „Im Sommer meine zweischichtige Maracuja-Praline, im Herbst Sesam-Nugat. Und im Winter mag ich es traditionell: Spekulatiusoder Bratapfel-Pralinen.“● Wie werde ich Schokoladen-Sommelière?
Die Fortbildung an der Chocolate Academy in Köln und an der Akademie Deutsches Bäckerhandwerk in Weinheim gibt es erst seit 2017 – sie ist in der Form weltweit einzigartig. Auf der Homepage heißt es, ein Meisterbrief im Konditoren-Handwerk oder Vergleichbares sei Voraussetzung: „Ich bin QuereinsteigePralinen, rin“, verrät Heel. „Ich habe zuvor in der Lohn- und Finanzbuchhaltung gearbeitet.“Zum „Fach“kam die alleinerziehende Mutter von zwei Söhnen durch einen Kurs über Rohschokolade. „Ich war fasziniert, wie gesund Kakao ist. Darin sind allein über 300 Nährstoffe enthalten.“
Nach dem Kurs war sie so angefixt, dass sie ihren Freundeskreis mit selbstgerührten Schokotafeln beglückte. „Als Nächstes wagte ich mich an Pralinen. Ich machte Kurse bei verschiedenen Chocolatiers und schließlich die Prüfung vor der Konditoren-Innung.“Den Entschluss, sich als Schokoladen-Profi selbstständig zu machen, fasste sie erst Anfang des Jahres. Drei Prüfungen und eine Projektarbeit über ihr „Steckenpferd“Rohkostschokolade später darf sie sich nun Allgäus einzige und erste Schokoladen-Sommelière nennen.