Geht Kuka-Chef Till Reuter vorzeitig von Bord?
Roboter Der Vertrag läuft bis 2022. Doch nun zeichnet sich ein überraschendes Ende ab
Augsburg Lange sah es so aus, als sei der Augsburger Roboterbauer Kuka nach der spektakulären Übernahme durch den chinesischen Haushaltsgeräte-Konzern Midea wieder zur Ruhe gekommen. Spätestens seit diesem Wochenende dürfte aber zumindest ein Teil der Unruhe zurückgekehrt sein. Am Freitag kurz vor Mitternacht verschickte das Unternehmen, das seine orangefarbenen Roboter in die ganze Welt verkauft, eine Mitteilung mit brisantem Inhalt. Demnach verhandelt Vorstandschef Till Reuter mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Andy Gu über eine vorzeitige Auflösung seines bis 2022 laufenden Vertrags.
Über die Hintergründe ist bisher noch nichts bekannt. Vieles deutet aber darauf hin, dass die chinesischen Eigner auch operativ mehr Einfluss haben wollen. Fest steht in jedem Fall: Es ist ein Schritt, der sowohl für Beobachter als auch Mitarbeiter überraschend kommt. Auf Anfrage unserer Redaktion wollte sich das Unternehmen nicht zu den möglichen Gründen äußern, auch die Gewerkschaft IG Metall hielt sich zunächst bedeckt. Kuka teilte lediglich mit, der Aufsichtsrat habe über die Entwicklung bisher weder beraten noch die Personalie beschlossen. Weitere Informationen werde man „zu gegebener Zeit“veröffentlichen.
Reuter ist seit 2009 Vorstandschef des Unternehmens, das zu den weltweit führenden Roboterherstellern gehört. Unter dem ehemaligen Investmentbanker erlebte Kuka einen enormen Aufschwung. Der Jurist führte den Konzern aus den roten Zahlen und konnte zuletzt regelmäßig zweistellige Wachstumsraten verbuchen. In diesem Jahr musste Kuka allerdings seine Gewinnprognose korrigieren: Wie die meisten Autobauer, mit denen Kuka eng verzahnt ist, merkt das Unternehmen die Auswirkungen der weltweiten Handelskonflikte.
Die Kuka-Personalie wirft erneut die Frage nach dem Einfluss chinesischer Investoren auf. Unternehmen aus Fernost haben zuletzt immer mehr Firmen aus dem deutschen Mittelstand übernommen – gesteuert vom chinesischen Staat. Der Masterplan „Made in China 2025“sieht vor, in den kommenden Jahren wichtige Schlüsseltechnologien zu beherrschen, vor allem in den Feldern Maschinen- und Anlagenbau, Robotik und Biomedizin.
Allein 2016 kauften die Chinesen über 100 deutsche Firmen. Neben Kuka wechselten in den vergangenen Jahren etwa der Maschinenbauer KraussMaffei oder der Betonpumpen-Weltmarktführer Putzmeister den Besitzer. Die Bundesregierung arbeitet schon länger daran, deutsches Know-how besser vor Übernahmen zu schützen. Als Reaktion auf den Fall Kuka hat das Wirtschaftsministerium im vergangenen Jahr das Gesetz geändert: Sobald ein ausländischer Investor 25 Prozent eines Unternehmens übernehmen will, kann Berlin eingreifen. Geht es nach dem Ministerium, soll diese Schwelle weiter abgesenkt werden.
Mit dem Krimi um Kuka beschäftigen wir uns auch im Kommentar und auf der Wirtschaft.