Bekommt Bad Wörishofen ein neues Museum?
Kultur Bartholmäus Ernst hat für seine ungewöhnliche Kunstsammlung große Pläne. Erste Schritte zum Aufbau eines neuen Kunsthauses sind getan
Bad Wörishofen Vor einer guten Woche hat Bartholomäus Ernst die Pforten seines Kneipp-Kurhauses Bartholomäus für immer geschlossen. 54 Jahre lang hatte der 76-jährige Hotelier die renommierte Bad Wörishofer Kneipp-Einrichtung geführt „Ich habe dafür gelebt“, sagt der Kneippverfechter im Rückblick. Das Haus war aber nicht nur für die langjährige Umsetzung und Weiterentwicklung der Kneippkur bekannt, sondern auch dafür, dass es regelmäßig zur Kulisse für außergewöhnliche Krippenausstellungen wurde.
Zehntausende Besucher hatten die Krippenschauen gesehen, für die Bartholomäus Ernst mehrmals sein Haus für nur wenige Wochen zu einem großen Ausstellungsbereich auf mehreren Etagen umgewandelt hatte. Dabei hatte der Krippen- und Kunstsammler jeweils Ausschnitte aus seiner riesigen Sammlung gezeigt. Von einer der „umfangreichsten Privatsammlungen religiöser Kunst in Deutschland“spricht Mindelheims Kulturamtsleiter, der Theologe und Kunsthistoriker Christian Schedler, ein langjähriger Krippenfreund und Vertrauter von Bartholomäus Ernst.
Jetzt soll diese Sammlung in eine Stiftung übergehen. Schwabens Regierungspräsident Erwin Lohner überreichte am vergangenen Donnerstag in Augsburg die Anerkennungsurkunde. Mit diesem formalen Akt wurde die Stiftung rechtsfähig. Schon seit einigen Jahren gibt es die Sankt-Lukas-Stiftung. Diese war bisher eine unselbstständige Stiftung. Mit der Unterzeichnung und der Übergabe in Augsburg firmiert die Stiftung mit Sitz in Bad Wörishofen ab sofort als selbststän- dige Stiftung. Im ehemaligen Haus Bartholomäus soll die Stiftung ihre Ausstellungsgegenstände aufbewahren und angemessen präsentieren können.
Und nicht nur das. Bartholomäus Ernst sorgt dafür, dass die neue Sankt-Lukas-Stiftung auch das ehemalige Kurhotel „Haus Bartholomäus“erhält. Nun steht also fest, wie das Erbe des Hausherrn dauerhaft bewahrt wird. Und im Übrigen auch jenes von Wilhelm Königer, der gemeinsam mit Ernst bereits in den vergangenen Jahren außergewöhnliche Schätze in diese Stiftung übertragen hat. Ernst und Königer gehen davon aus, dass inzwischen Kunst im Wert von annähernd einer Million Euro der Stiftung übertragen worden ist.
„Dafür muss jeder einzelne Gegenstand von Experten begutachtet und geschätzt werden“, erklärt Bartholomäus Ernst. Nur ein Bruchteil der Sammlung konnte somit bislang die Stiftung übertragen werden. Nach und nach werden weitere Gegenstände für die Stiftung erfasst. Zu den Kunstobjekten der SanktLukas-Stiftung gehören unter anderem Krippen- und Heiligendarstellungen aus aller Welt und aus unterschiedlichsten Zeiten und Kunstepochen, aber auch Gemälde, liturgische Ausstattungsgegenstände, Volkskunst und Materialien für christliches Kunsthandwerk.
Die frühesten Darstellungen stammen aus dem 17. Jahrhundert. Auch moderne Krippenkunst hat Bartholomäus Ernst zusammengetragen. In den vergangenen Jahren wuchs die Stiftung auch um Zustiftungen von anderen Sammlern, darunter dem unter Krippenfreunden bekannten „bayerischen Krippenpfarrer“Prälat Erich Lidel. Mit einem soliden Grundstockvermögen hatte Bartholomäus Ernst die von ihm gegründete Sankt-Lukas-Stiftung bereits vor Jahren ausgestattet. Um die finanzielle Zukunft der Stiftung abzusichern, hat sich Bartholomäus Ernst viele Gedanken gemacht. „Das bisherige Kurhotel soll im Südflügel umgebaut werden“, erklärt er. Es sei geplant, in diesem Gebäudeteil sechs Mietwohnungen zu errichten.
„Den Nordflügel bauen wir zu einem Ausstellungsbereich um“, erläutert Ernst die Pläne und ergänzt: „Um das Haus schuldenfrei in die Stiftung zu übergeben und um den Umbau in die Wohnungen zu finanzieren, haben wir ein Grundstück an der Hahnenfeldstraße, das zu unserem Haus gehört hatte, verkauft.“Bartholomäus Ernst plant im Erlenweg ein Haus der religiösen Kunst und Kultur, für das er noch einen griffigen Titel sucht.
Diese ihm vorschwebende Einrichtung sieht er nicht als Konkurrenz zum erst jüngst wiedereröffneten Schwäbischen Krippenmuseum in Mindelheim, dessen Neugestalin tung ihm sehr gut gefällt. Vielmehr versteht er seine Vorhaben als Ergänzung. Der Ausstellungsmacher will mit der Kunst und mit der Art und Weise, wie er Kunstgegenstände präsentiert, Anregungen zur Gestaltung von Wohnräumen geben und somit eine Kultur des Feierns wiederbeleben.
Aber auch die Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben will Ernst über die gezeigte Kunst neu anregen. „Der Glaube gehört für mich nicht ins Museum“, betont er und will mit seiner Ausstellung zu einer lebendigen Vertiefung des Glaubens beitragen. Im Stiftungszweck wird außerdem die Förderung der Heimatpflege und der Heimatkunde sowie die Unterstützung von bedürftigen Personen angegeben, womit die Verknüpfung von christlichem Glauben und christlicher Nächstenliebe zum Ausdruck gebracht werden soll.
Für diese weiteren finanziellen und organisatorischen Maßnahmen sind der Stiftungsvorstand und der Stiftungsrat verantwortlich. Für beide Gremien hat sich Ernst langjährige Unterstützer gesucht. Er selbst und Wilhelm Königer gehören laut Satzung auf Lebenszeit dem Vorstand an. Dr. Bernhard Ledermann ergänzt das Team bereits seit einigen Jahren.
Dem nun neu gebildeten Stiftungsrat gehören Bad Wörishofens Altbürgermeister Klaus Holetschek, Lucia Schuhwerk und Simon Ledermann an. Daneben hat sich bereits vor Jahren ein Freundeskreis gebildet, der bereits bei Ausstellungen geholfen hatte. Bartholomäus Ernst hofft, in wenigen Jahren, zu seinem 80. Geburtstag, der Allgemeinheit in Bad Wörishofen ein wohlbestelltes Kunsthaus übergeben zu können.