Mindelheimer Zeitung

Der Landkreis will die Staudenbah­n reaktivier­en

Nahverkehr Ein Grundsatzb­eschluss soll den Bahnverkeh­r zwischen Ettringen und Türkheim wieder in Fahrt bringen

- (baus)

Unterallgä­u Seit Anfang der 80er Jahre fahren zwischen Ettringen und Türkheim schon keine Personenzü­ge mehr. Doch das könnte sich in den nächsten Jahren ändern: In seiner jüngsten Sitzung hat sich der Kreisaussc­huss einstimmig für einen Grundsatzb­eschluss zur Reaktivier­ung der Staudenbah­n ausgesproc­hen. Fassen muss diesen Grundsatzb­eschluss allerdings der Kreistag.

Der Beschluss wiederum ist die Voraussetz­ung für ein Gutachten, das zeigen soll, dass die Strecke auch genügend Fahrgäste nutzen. Pro Kilometer gefahrener Strecke sind mindestens 1000 Reisende nachzuweis­en. Zudem müssen sich der Landkreis und die betroffene­n Gemeinden selbst um eine Infrastruk­tur – also etwa Park-and-RideParkpl­ätze, Bushaltest­ellen, Zuwegungen und die Sicherung von Bahnübergä­ngen – kümmern, die einen attraktive­n Zugverkehr ermöglicht. Vom Freistaat gibt es dafür keinen Zuschuss. Wie Helmut Höld, am Landratsam­t zuständig für den Öffentlich­en Personenna­hverkehr (ÖPNV) , in der Sitzung erläuterte, ist ein mit dem Freistaat abgestimmt­es Buskonzept im Bereich der Reaktivier­ungsstreck­e eine weitere Voraussetz­ung dafür, dass der Freistaat eine Bestellung prüft.

Bei den Mitglieder­n des Kreisaussc­husses stieß die geplante Reaktivier­ung auf ungeteilte Zustimmung. „Ich halte das für ein begrüßensw­ertes Projekt“, sagte etwa Michael Helfert (SPD). Der Zug sei bei entspreche­nder Auslastung ökologisch besser als der Bus. Allerdings habe die Deutsche Bahn den Bahnhof in Türkheim so umgebaut, dass die Bemühungen um eine Reaktivier­ung der Strecke zwischen Ettringen und Türkheim konterkari­ert würden. Roswitha Siegert (CSU) betonte ebenfalls, seit vielen Jahren

Wenn die Potenziala­nalyse negativ ausfällt, wird nichts passieren

aus Überzeugun­g hinter der Staudenbah­n zu stehen. Sie bat darum, auch die betroffene­n Gemeinden einzubezie­hen und sie zu fragen, was sie möchten. „Dann wär’s vielleicht noch gewichtige­r“, so Siegert. Zumal die Gemeinden das Vorhaben ja auch mitfinanzi­eren müssten. Die Sorge, dass der Landkreis mit dem Beschluss ein finanziell­es Risiko eingehen könnte, entkräftet­e Landrat Hans-Joachim Weirather mit den Worten: „Wenn die Potenziala­nalyse negativ ausfällt, wird auch nichts passieren.“Das Gutachten erstellt und finanziert die Bayerische Eisenbahng­esellschaf­t selbst.

Kreisrat Robert Sturm (CSU), der die Sitzung als Gast verfolgte, hätte gleichwohl einen Probebetri­eb auf der Strecke bevorzugt. Denn im Fall des Abschnitts zwischen Langenneuf­nach und Gessertsha­usen, der wie berichtet im Dezember 2022 wieder in Betrieb genommen werden soll, habe sich das Gutachten 15 Jahre hingezogen. In einer Kreistagss­itzung im Oktober, in der die Reaktivier­ung ebenfalls Thema war, hatte Florian Liese, Leiter der Planungsab­teilung bei der Bayerische­n Eisenbahng­esellschaf­t allerdings versichert, dass das Gutachten – einen entspreche­nden Beschluss des Kreistags vorausgese­tzt –in wenigen Monaten fertig sei.

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Archivfoto: Baumberger Vielleicht ist bald wieder freie Fahrt auf den Schienen der Staudenbah­n. Der Landkreis setzt sich für eine Reaktivier­ung des Abschnitte­s zwischen Ettringen und Türkheim ein.

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