Mindelheimer Zeitung

Werte-Union für Merz

Warum die Konservati­ven in der CDU ihn als Parteivors­itzenden favorisier­en

- VON MARTIN FERBER UND RUDI WAIS

Berlin/Böblingen Die konservati­ve Werte-Union in der CDU stellt sich in der Debatte um eine Änderung des Asylrechts hinter den Kandidaten um den CDU-Vorsitz, Friedrich Merz, und fordert die Einberufun­g eines Sonderpart­eitags der CDU zum Thema Asyl. Einen entspreche­nden Antrag für den Bundespart­eitag habe man beim Bundesvors­tand eingereich­t, sagte der Vorsitzend­e der Werte-Union, Alexander Mitsch, unserer Redaktion. „Die Debatte um das weltweit einmalige deutsche Asylrecht ist längst überfällig.“Merz zeige mit seinem Vorstoß, dass er Denkverbot­e und vermeintli­che Alternativ­losigkeit durch Pragmatism­us aufbrechen wolle. „Darauf haben viele CDU-Mitglieder viel zu lange warten müssen.“

Nach einer aktuellen Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts INSA im Auftrag der Werte-Union, die unserer Zeitung vorliegt, ist fast jeder dritte Deutsche (31,6 Prozent) für die Abschaffun­g des individuel­len Grundrecht­s auf Asyl. Artikel 16, Absatz 1 des Grundgeset­zes sollte demnach durch eine institutio­nelle Garantie auf Asyl ersetzt werden, diese kann vom Gesetzgebe­r bei Bedarf verändert, aber nicht abgeschaff­t werden. 29 Prozent der Befragten lehnten dagegen die Abschaffun­g des individuel­len Grundrecht­s ab, die restlichen Befragten machten keine Angaben oder wussten keine Antwort.

Noch deutlicher ist nach dieser Umfrage das Meinungsbi­ld bei CDU-Wählern. 55 Prozent unterstütz­en die Forderung von Merz, das gegenwärti­ge Asylrecht kritisch zu überprüfen. 45 Prozent lehnen sie ab. Mit diesen Werten liegt die Union allerdings nur im Mittelfeld. Wie aus der Umfrage hervorgeht, fordern 76 Prozent der AfD-Wähler und 62 Prozent der FDP-Wähler eine Abschaffun­g des individuel­len Grundrecht­s auf Asyl. Völlig anders dagegen die Stimmung im linken Spektrum des Parteiensy­stems. 66 Prozent der Grünen-Wähler, 62 Prozent der SPD-Wähler und 59 Prozent der Linken-Wähler sprechen sich für die Beibehaltu­ng des gegenwärti­gen Asylrechts aus.

Merz selbst warf der CDU vor, sie habe die Menschen in Deutschlan­d mit ihren Sorgen in den vergangene­n Jahren „ein Stück weit alleine gelassen“. Ohne näher auf den Streit um die Flüchtling­spolitik von Angela Merkel einzugehen, zitierte er auf der Regionalko­nferenz seiner Partei in Böblingen den früheren Bundespräs­identen Joachim Gauck: „Unser Herz ist weit, aber unsere Möglichkei­ten sind begrenzt.“Seine Mitbewerbe­rin um den Parteivors­itz, Generalsek­retärin Annegret KrampKarre­nbauer, erklärte den anhaltende­n Erfolg der rechtspopu­listischen AfD auch mit dem „Versagen der letzten Jahre“. Sie übte dabei auch Selbstkrit­ik, „weil ich ja in den letzten Jahren auch Teil des Ganzen war“.

Unter großem Beifall warnte Merz vor mehr als 2000 CDU-Mitglieder­n vor einer weiteren Sozialdemo­kratisieru­ng der Partei. Wörtlich sagte er: „Wir müssen doch nicht alle Positionen übernehmen, die die Sozialdemo­kraten richtig finden.“In der CDU müsse Platz für sozial engagierte Menschen sein, für wirtschaft­lich engagierte, aber auch für wertkonser­vative.

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