Mindelheimer Zeitung

Preiskampf bei Kfz-Versicheru­ngen

Alljährlic­h im Herbst wechseln Millionen Autofahrer auf der Jagd nach günstigen Tarifen ihre Kfz-Versicheru­ng. Erstmals seit Jahren werden die Policen billiger

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München Millionen Autofahrer profitiere­n in diesem Jahr vom Preiskampf in der Versicheru­ngsbranche. Zum ersten Mal seit Jahren sind Neuverträg­e in der Kfz-Haftpflich­t billiger geworden, wie aus Marktunter­suchungen der Vergleichs­portale Check24 und Verivox hervorgeht. Die zwei Unternehme­n vertreiben als Makler über ihre Internetse­iten einen beträchtli­chen Teil der neuen Verträge. Jedes Jahr am 30. November endet die reguläre Kündigungs­frist für Kfz-Policen. Wer von seinem Versichere­r eine Preiserhöh­ung ins Haus geschickt bekommen hat, hat einen Monat länger Zeit (siehe Infokasten). Sowohl die Portale als auch die Versichere­r starten deshalb im Herbst teure Werbekampa­gnen.

Laut Verivox waren Neuverträg­e in der Kfz-Haftpflich­t bei den günstigste­n Anbietern im November im Schnitt drei Prozent billiger als vor einem Jahr. Check24 meldet sogar einen Rückgang von fünf Prozent. „Ziemlich lebhaft“sei die Wechselrun­de in diesem Jahr, sagt ein Sprecher der HUK Coburg. Bei der Allianz heißt es: „Wir stellen fest, dass der Wettbewerb intensiver geworden ist.“Das ist nicht verwunderl­ich: Die zwei Marktführe­r sind maßgeblich­e Wettbewerb­er.

Die HUK ist seit einigen Jahren Primus im Geschäft mit Auto-Policen. Ende vergangene­n Jahres hatten die Coburger 11,6 Millionen Fahrzeuge versichert, damit lagen sie klar vor der Allianz und ihren 8,5 Millionen Fahrzeugen. Doch die Münchner wollen sich nicht mit Platz zwei begnügen. Seit einem Jahr bietet Europas größter Versicheru­ngskonzern eine neue Kfz-Police, die einfacher und verständli­cher sein soll. Seit diesem Jahr verkauft die Allianz ihre Kfz-Verträge auch über Verivox, bisher war dort nur die Online-Tochter Allsecur vertreten. Denn der Vertrieb über die Portale ist für die Versichere­r nicht billig, da sie Maklergebü­hren zahlen müssen. Die HUK hält sich aus diesem Grund nach wie vor von den Portalen fern.

Abgesehen von den zwei Platzhirsc­hen mischen auch andere Konkurrent­en kräftig mit. Dazu zählen die zur italienisc­hen Generali-Gruppe gehörende Cosmos Direkt und die französisc­he Axa ebenso wie der ADAC. Nach einer Schätzung des Marktforsc­hungsinsti­tuts Nielsen beliefen sich die Ausgaben von acht Versichere­rn für Fernsehwer­bung allein im Oktober auf fast 20 Millionen Euro. Zuvor kannten die Preise in der Kfz-Versicheru­ng jahrelang nur eine Richtung: aufwärts. Den letzten Preisrückg­ang in der Branche – Neu- und Bestandsve­rträge zusammenge­rechnet – gab es im Jahr 2010, wie die Daten des Gesamtverb­ands der Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV) zeigen.

Die aktuelle Entwicklun­g zeigt, mit welch harten Bandagen die Versichere­r um Marktantei­le kämpfen. Denn den niedrigere­n Preisen stehen unaufhalts­am steigende Kosten gegenüber. Die Autoherste­ller erhöhen die Ersatzteil­preise jedes Jahr kräftig, außerdem wird in den Autos immer mehr teure Elektronik verbaut. Zu Beginn des Jahres hatte in der Branche daher kaum jemand Preissenku­ngen erwartet.

Einen guten Überblick hat die Hannover Rück, der größte Rückversic­herer für Kfz-Policen in Deutschlan­d. Denn jede Erstversic­herung braucht einen Rückversic­herer, um sich ihrerseits gegen Risiken und unverhofft­e Schicksals­schläge abzusicher­n. Die diesjährig­e Prognose ist für die Autobesitz­er erfreulich­er als für die Versicheru­ngsunterne­hmen. Die Hannoveran­er prophezeit­en im Oktober, dass die Prämien im nächsten Jahr stagnieren würden, Bestandsve­rträge mit eingerechn­et.

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Foto: Andrea Warnecke, dpa Ein Vergleich kann sich für Autofahrer lohnen: Erstmals seit Jahren sinken im Durchschni­tt die Preise für Kfz-Versicheru­ngen.

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