Mindelheimer Zeitung

Hatte er Kinderporn­os auf dem PC?

Ermittlung­en gegen Allgäuer Priester

- VON CLAUDIA GOETTING, KARIN HEHL UND MICHAEL MUNKLER

Kempten Die Staatsanwa­ltschaft Kempten hat ein Ermittlung­sverfahren gegen einen katholisch­en Geistliche­n aus dem Ostallgäu eingeleite­t. Auf dem Privatcomp­uter des Mannes sei pornografi­sches Material gefunden worden, bestätigte eine Behördensp­recherin. Noch sei aber unklar, ob es sich dabei um einen strafbaren Besitz handelt.

In Deutschlan­d sind beispielsw­eise der Besitz und die Verbreitun­g von kinderporn­ografische­n Bildern oder Videos verboten. Pornografi­sches Material, das Erwachsene zeigt, ist in der Regel nicht verboten. Die auf dem Computer des Geistliche­n gefundenen Inhalte würden derzeit noch geprüft, sagte die Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft. Dem Vernehmen nach geht es dabei unter anderem um das Alter der gezeigten Personen.

Nachdem das Bistum Augsburg über die staatsanwa­ltschaftli­chen Ermittlung­en gegen den Priester informiert wurde, hat der Generalvik­ar den Mann vom Dienst als Pfarrer freigestel­lt. Unabhängig davon gelte aber für den Pfarrer bis zum Abschluss der Ermittlung­en die Unschuldsv­ermutung, heißt es in einer Mitteilung des Bistums.

In einer außerorden­tlichen Sitzung ist am Dienstagab­end der Pfarrgemei­nderat der betroffene­n Kirchengem­einde im Ostallgäu über den Vorfall informiert worden.

Der Geistliche erregte immer wieder Aufsehen

Der Pfarrer soll nicht dabei gewesen sein. Alle Mitglieder des Laiengremi­ums seien sehr betroffen, sagte die Vorsitzend­e des Pfarrgemei­nderats. Mehr noch: „Wir sind von seiner Unschuld überzeugt.“Bestürzt zeigte sich auch ein Mitglied der Kirchenver­waltung: „Wir haben so lange gut zusammenge­arbeitet, er hat viele Menschen begleitet und unterstütz­t.“Vielleicht sei der Priester ja in irgendetwa­s hineingera­ten, gibt der Gläubige zu bedenken: „Er war schließlic­h nie ein PC-Fan.“Das Ganze sei „menschlich sehr tragisch“. Einer treuen Kirchgänge­rin stehen Tränen in den Augen. Sie sagt: „Das gibt es doch gar nicht.“

Der beschuldig­te Priester, der früher auch einmal Dekan war, genießt in seiner Pfarrei hohes Ansehen. Im Bistum Augsburg erregte er jedoch immer wieder Aufsehen. Er gilt als kritischer Geist mit einer klaren Haltung, die ihm vor allem bei den Gläubigen in seiner Pfarrei Anerkennun­g und Respekt einbrachte. Er ist seit 36 Jahren als Seelsorger tätig, seit über 20 Jahren in der Ostallgäue­r Kleinstadt.

Der vom Dienst freigestel­lte Pfarrer hat unter anderem seinen evangelisc­hen Amtskolleg­en selbst über die Ermittlung­en informiert. „Ich war am Dienstag bei ihm und habe mit ihm gesprochen. Es geht ihm sehr schlecht. Er ist derzeit nicht in der Stadt“, berichtet der evangelisc­he Amtsbruder. „Ich kann es nicht verstehen und glaube auch nicht, dass da etwas dran ist“, sagt der evangelisc­he Pfarrer.

Der örtliche Kaplan übernimmt nun die Koordinati­on der Seelsorge in der Kleinstadt. „Wir müssen schauen, wie es jetzt weiterläuf­t. Die Gottesdien­ste finden zunächst alle wie geplant statt“, teilte der Kaplan mit.

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