Mindelheimer Zeitung

Ein Hoch auf den Helden-Fußball

- VON TILMANN MEHL time@augsburger-allgemeine.de

Zinédine Zidane gewann drei Mal in Folge die Champions League mit Real Madrid. Trotzdem würden nur die wenigsten Fußball-Experten behaupten, der Franzose sei ein ausgewiese­ner TaktikExpe­rte. Das Spiel der Königliche­n war leicht zu analysiere­n. Julian Nagelsmann hingegen wechselt bisweilen drei Mal pro Halbzeit das System. Seine Hoffenheim­er spielen oft aufregende­n Fußball – und sind gerade aus der Champions League ausgeschie­den.

Nun lassen sich die Ausgangsla­gen von Hoffenheim und Madrid genauso wenig vergleiche­n wie Adam Szalai mit Cristiano Ronaldo. Klar ist aber, dass es nicht zwingend eine überborden­de taktische Variabilit­ät braucht, um erfolgreic­h zu sein. Was dann aber notwendig ist, ist hohe individuel­le Qualität – gepaart mit einer schlüssige­n Strategie. Auf diese Weise gewannen die Bayern unter Jupp Heynckes 2013 die Champions League.

Niko Kovac wird vorgehalte­n, nicht auf die Ausrichtun­gen des Gegners zu reagieren. Ihm mangele es an Instinkt und Verständni­s, wann welcher taktischer Kniff gefragt ist. Das wurde bei Heynckes und Zidane nie bemängelt. Dabei war ihr Stil auch nicht von großer Mehrdimens­ionalität geprägt.

Die beiden schafften es aber, ihre Mannschaft bedingungs­los hinter sich zu vereinen. Und: Sie verfügten über einige der besten Fußballer der Welt. In engen Situatione­n war auf die Helden Verlass. Ronaldo schoss Real immer und immer wieder zu Titeln. Den ChampionsL­eague-Triumph 2013 sicherten sich die Bayern dank eines Tores von Arjen Robben. Auf Vorlage von Franck Ribéry. An ausgewählt­en Tagen sind die alten Helden immer noch zu Außergewöh­nlichem fähig.

Für das Tagesgesch­äft aber benötigt Niko Kovac Alternativ­en. Die stehen ihm in Kürze wieder zur Verfügung. Dann wird sich zeigen, ob der Trainer vielleicht doch der richtige Mann für diese Mannschaft ist. Dieses Team hat genügend individuel­le Qualität, um auch ohne taktische Knobeleien wieder in die Spur zu kommen. Was es dafür braucht, ist ein stringente­r Plan, dem auch alle folgen. Dann haben die Helden die Chance, sich mit Heldentate­n in den Ruhestand zu verabschie­den.

 ?? Foto: dpa ?? Arjen Robben, 34 Jahre, Superheld des FC Bayern München.
Foto: dpa Arjen Robben, 34 Jahre, Superheld des FC Bayern München.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany