Heidanei, wia schee!
Mehr als 50 Leserinnen und Leser sind unserem Aufruf gefolgt und haben uns ihr liebstes Dialektwort verraten
Mindelheim Wir hatten Sie, liebe Leserinnen und Leser, kürzlich gebeten, uns Ihr liebstes schwäbisches Wort oder ihre liebste schwäbische Redewendung zu verraten. Zum Glück haben Sie nicht gezögert, also nicht den Spruch „heit nomma und mora it glei“(heute nicht mehr und morgen nicht gleich) beherzigt. Denn sonst hätten uns in den vergangenen Tagen ja nicht derart viele wähe (schöne) Zuschriften erreicht, was uns sehr daulat hätte (was wir sehr bedauert hätten).
So aber sind wir voller Freude auf unseren Stühlen umanandgigampfet (unruhig hin- und hergerutscht) und haben uns bei so manchem Wort gedacht: Heidanei (Ausdruck der Anerkennung, der sich einer wörtlichen Übersetzung entzieht, in diesem Zusammenhang aber vielleicht mit „Da schau an“wiedergegeben werden kann), das wäre uns selber gar nie eingefallen.
Allerdings stellte sich auch schnell die Frage: „Wia dom mer?“(Wie verfahren wir?) Sollten wir einfach eine Liste der eingesandten Worte abdrucken, oder das Ganze so halten wie früher im Vokabelheft: links das Dialekt-Wort und rechts der Versuch einer hochsprachlichen Entsprechung? Noi, des luagat nix gleich (Nein, das ist kein ansprechendes Layout). Zumal die Liste ja auch ganz schön lang wäre. Dazu haben allein schon die Schüler der Klasse 4a der Grundschule Pfaffenhausen beigetragen. Auf Platz eins haben sie einen echten Klassiker gesetzt, der uns gleich mehrfach erreicht hat: Bodabira (Kartoffeln).
Vor unserem geistigen Auge sehen wir sie eimats (irgendwo) dampfend auf dem Tisch stehen, zusammen mit deam (dem) Butter, Käs und Mill. Natürlich schmecken sie hervorragend, weil sie erst nächt (gestern) geerntet und in einem Kretta (Korb) direkt vom Feld ins Haus gebracht wurden.
Während sich der Hausherr nach dem Mittagessen aufs Kanabe (Sofa) flaggat (legt), um zu vergruaba (sich auszuruhen), sitzt dussa (draußen) eine kleine Feel (Mädchen) auf dem Schtäpfala (der Stufe vor der Haustür), schdrählet (kämmt) seiner Dogganandl (in manchen Teilen des Landkreises auch bekannt als Doggababel, also ihrer Puppe) hingebungsvoll das Haar und lutscht dabei ein Gutzla (Bonbon). Auf dem Knie hat sie einen Bebbr (ein Pflaster), zu ihren Füßen scharren ein paar Bibberla (Hühnerküken), im Haiad (landwirtschaftlich genutzte Wiese) springen die Haihupfer (Grashüpfer) dem Baula (Kater) da- von, der Hägl (Stier) haglet (galoppiert) die Viewoid (Viehweide) na (hinunter) und an der Wäscheleine hat die Mutter gerade das frisch gewaschene Werfdagshäs (Kleidung für den Werktag) zum Drigna (zum Trocknen) aufgehängt und hoigadet (unterhält sich) über den Gartenzaun num (hinüber) mit der Noachbeira (Nachbarin). Ach, es wird uns fast drimslig (schwindlig), so idyllisch ist das alles.
Deshalb lassen wir jetzt mal den Landwirt Lacha fiara (Gülle ausbringen), damit die Mutter bluatnarrat (sehr wütend), weidla (schnell) in den Sohler (Dachboden) rennen muss, um ihre Wäsche dort zu trocknen.
Dabei raten wir ihr freilich dringend: Bloß it hudla! (Nur nichts überstürzen!) Mei oh mei (ach herrje), steht da doba (da droben) ein Haufen Glump (unnützes Zeug)! Der Fluigabätscher (die Fliegenklatsche) ist in dem Verhau (große Unordnung) jedenfalls neanats (nirgends) zu finden.
Vielleicht sollte der Besitzer doch amol (einmal) das ein oder andere futkeia (wegwerfen), aber dafür ist er vermutlich zu kähl (geizig).
Der Sohn des Hauses ist ein Hei– siach (wohlwollend für frecher Kerl, dem Manches gelingt) und ein Mädlafiezaler (eine Art Gigolo) obendrein. Was der umanander dentalat (umeinander trödelt)! Schah (schon) seit Aftermädag (Dienstag) gruzgat (ein Geräusch, das beispielsweise schlecht geölte Türscharniere verursachen, mit quietschen oder knarren aber nur unzureichend wiedergegeben ist) die Diar (Tür), und passiert ist allaweil (immer) noch nichts. Dronnawea (trotzdem) ist er freila (freilich) ein feiner Kerla (Kerl) und kein Lätschapeppi (Langweiler). Gerade schlieaft (schlüpft) er hoila (heimlich) ins Gädala (in die Speisekammer), um sich das Reiftle (Anschnitt des Brotlaibes) zu stibitzen. Und weil er fichdig (furchtbar) wunderfizzelig (neugierig) ist, guckt er auch noch in das Gschaddl (die Tüte, in anderen Teilen des Landkreises auch bekannt als Schamitzl), die daneben liegt. Als er Schritte hört, überlegt er: Soll er das Licht ausdreiba (ausschalten) und in der Speisekammer verharren, in der es dann kuahranzanacht (stockdunkel) ist oder lieber fuaßla (rennen), um nicht entdeckt zu werden?
Leider wissen wir nicht, wie er sich entscheidet, aber sehr wohl, dass sich die Geschichte noch lange weiterspinnen ließe, weil es noch so viele Wörter gäbe, die es verdient hätten, nicht in Vergessenheit zu geraten. Das wäre unserer Meinung nach nämlich bohnix (sehr schlecht bzw. in diesem Zusammenhang auch schade).
Im Verhau isch dr Fluigabätscher neanats zum Finda