Eine Frage der Prioritäten
Die CSU-Kreisräte Josef Epp und Franz Mutzel kritisieren den Zuschuss des Landkreises für das Allgäu Hospiz in Kempten und sprechen unter anderem von „humanitärem Geiz“
Unterallgäu Harsche Kritik üben die Kreisräte Josef Epp und Franz Mutzel (CSU) an einem jüngst gefassten Beschluss des Kreisausschusses: Wie berichtet hatten dessen Mitglieder gegen die Stimmen von Franz Mutzel, Alfons Weber und Roswitha Siegert beschlossen, die Erweiterung des Allgäu Hospizes in Kempten im kommenden Jahr mit 30 000 Euro zu unterstützen. Die Einrichtung selbst hatte einen fast viermal so hohen Zuschuss erbeten, was die CSU-Fraktion mit einem entsprechenden Antrag unterstützte.
Franz Mutzel und Josef Epp argumentieren, dass der erbetene Zuschuss in Höhe von knapp 119000 Euro gerade einmal 1,7 Prozent der 6,9 Millionen Euro entspreche, die die Erweiterung insgesamt koste. „Das mit der Silberdistel der Augsburger Allgemeinen ausgezeichnete Allgäu Hospiz soll keine Ablehnung, sondern Zustimmung erhalten. Sterbende Menschen gehörten in die Mitte der Gesellschaft“, so Mutzel. Es schockiere ihn, dass Patienten auf der Warteliste sterben. Mit dem niedrigeren Zuschuss werde dem Allgäu Hospiz die Wertschätzung verwehrt. Zudem ärgert er sich darüber, dass Landrat Hans-Joachim Weirather die Bitte des Allgäu Hospizes im Juli 2017 abgelehnt habe, ohne die Kreisräte vorher informiert zu haben.
Josef Epp hätte es lieber gesehen, wenn das Thema aufgrund der „künftigen Tragweite und sozialen Bedeutung“nicht nur im Kreisausschuss, sondern im Kreistag behandelt worden wäre. „Angesichts einer Vielzahl weit weniger bedeutsamer Themen, mit denen sich der Kreistag Unterallgäu beschäftigt, stellt sich mir die Frage nach den Prioritäten“, so Epp. Das Allgäu Hospiz sichere die Begleitung sterbender Menschen in einem Umfang und einer ganzheitlichen Arbeitsweise, die durch alternative Einrichtungen wie Hospizzimmer in Pflegeheimen – die durchaus ihre Berechtigung haben mögen – nicht ersetzt werden könne. Zudem verweist der Klinikseelsorger darauf, dass der Großteil der Arbeit am Projekt „Allgäu Hospiz“ehrenamtlich geleistet werde und der Verein das von den Kostenträgern nicht abgedeckte Defizit trage – „meines Wissens ohne Refinanzierung durch die Herkunftslandkreise und -städte der betroffenen Gäste“.
Dass der Zuschuss des Landkreises unter dem erbetenen Betrag bleibt, löse bei ihm erhebliches Kopfschütteln aus. „Insbesondere wenn ich bedenke, für welche Projekte und Vorhaben von Glückswegen bis zu einem Erlebnissteg über die Iller immer wieder Geld zur Verfügung steht.“Immerhin lasse der Beschluss ab 2020 auf „Basis des Geschäftsverlaufs“und „durch konkrete Belegungszahlen nachgewiesene Inanspruchnahme“eine weitere Bezuschussung als Hintertürchen offen. „Ich wünsche mir und den mir Anvertrauten von Herzen, dass wir in den letzten Tagen unseres Lebens keinem Umfeld ausgeliefert sind, in dem diese kühle betriebswirtschaftliche Sprache als Handlungsmaxime dient“, so Epp. Er empfindet es zudem als „argumentativ besonders armselig“, das Zuschussverhalten ausgesuchter Gebietskörperschaften als Begründung heranzuziehen, weil es auch Beispiele großzügiger Förderung gegeben hätte. Seine Pressemitteilung schließt mit den Worten: „Wenn sich diese Sparsamkeit, die von mir als ,humanitärer Geiz‘ empfunden wird, nur nicht als Holzweg erweist.“