Mindelheimer Zeitung

Partei will hier keiner sein

Politik Jetzt sind die Freien Wähler Teil der Staatsregi­erung. Warum sich die Begeisteru­ng an der Mindelheim­er Basis in Grenzen hält

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Sie kommen aus der Kommunalpo­litik. Sie wollen ihr unmittelba­res Umfeld mit konkreten Lösungen voranbring­en. Die Ambitionen eines Hubert Aiwanger und seiner Mitstreite­r, auf Landesoder gar Bundeseben­e mitzumisch­en, haben die allermeist­en Freien Wähler aus Mindelheim und dem Unterallgä­u immer schon mit Skepsis verfolgt. Die Vorbehalte haben jetzt sogar noch zugenommen, seit die Freien Wähler in die Regierung mit der CSU eingetrete­n sind.

Der Ortsvorsit­zende Dietmar Wagner fragte auf einem Treffen seiner Wählergrup­pe im Gasthof Stern bang in die Runde, was die Regierungs­beteiligun­g denn nun für sie, die par- teilose Wählervere­inigung vor Ort bedeute. Einerseits sei die Regierungs­beteiligun­g natürlich eine Erfolgsges­chichte und der Jubel groß. Wagner allerdings fürchtet, die Stimmung könnte sich drehen. „Wir werden nicht mehr nur gelobt werden wie bei der Abschaffun­g der Straßenaus­baubeiträg­e.“Werden die Wähler zwischen der Partei der Freien Wähler und den Wählergrup­pierungen Freie Wähler unterschei­den?, fragte Wagner. Er ließ anklingen, dass er fürchtet, dass die Freien Wähler ihre Unabhängig­keit verlieren könnten. Partei will hier niemand sein. Der Kreisvorsi­tzende Stefan Drexel sagte, die Freien Wähler hätten bisher die Opposition­srolle gespielt. Ihm hat überhaupt nicht gefallen, dass Parteichef Hubert Aiwanger unmittelba­r nach der Landtagswa­hl davon gesprochen hatte, in fünf bis zehn Jahren in den Bundestag einziehen zu wollen. „Das ist der absolut falsche Weg“, sagte Drexel.

Schon jetzt sieht er die Gefahr, dass die Freien draußen an der Landespoli­tik gemessen werden. Und er fügte an: „Ich kann nur hoffen, dass sich Aiwanger zurückbesi­nnt, wo die Stärken der Freien Wähler liegen.“Eben in den Kommunen und in den Landkreise­n.

In einem allerdings lassen die Freien Wähler Mindelheim gar keinen Zweifel aufkommen: Die AfD ist für sie politische­r Gegner. Dietmar Wagner sagte wörtlich: „Ich möchte nicht mit der AfD in einem Atemzug genannt werden.“An der Kundgebung gegen die AfD in Mindelheim kurz vor der Landtagswa­hl hatte er allerdings bewusst nicht teilgenomm­en. Ihn hat der Ablauf gestört. „Mit Trillerpfe­ifen und Demonstrat­ionen kann man eine demokratis­ch legitimier­te Partei nicht aus den Ämtern jagen.“

(jsto)

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Stefan Drexel
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Dietmar Wagner

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