Mindelheimer Zeitung

Die Stadt stellt Politik für Senioren und Jugendlich­e neu auf

Soziales In Bad Wörishofen gibt es weder einen Behinderte­nbeauftrag­ten noch Vertreter für Familien oder ältere Bürger. Das soll sich jetzt ändern, die Weichen sind gestellt

- VON MARKUS HEINRICH

Braucht Bad Wörishofen einen Seniorenbe­irat? Und wie soll die künftige Jugendpoli­tik der Stadt aussehen? Mit diesen Fragen befasste sich der Sozialauss­chuss des Stadtrates. Dort erinnerte Bürgermeis­ter (FW) daran, dass Bad Wörishofen bis heute auch keinen Behinderte­nbeauftrag­ten habe. Vielleicht, so die Hoffnung des Bürgermeis­ters, könne man hier Synergien schaffen. Er berichtete vom Werben der bayerische­n Sozialmini­sterin Kerstin Schreyer für Seniorenve­rtretungen in den Städten und Gemeinden. „Hier gibt es viele Überschnei­dungen mit der Aufgabe eines Behinderte­nbeauftrag­ten“, findet Gruschka. Ein Seniorenbe­irat sei „bei der Altersstru­ktur Bad Wörishofen­s durchaus denkbar, manche finden sogar: unabdingba­r“, so Gruschka. Der Sozialverb­and beispielsw­eise habe dies über seinen Ortsverban­d Bad Wörishofen schon vor Jahren angeregt.

„Aus meiner Sicht ist das längst überfällig“, konstatier­te FW-Fraktionss­precher

„Wir sind anderen Städten demografis­ch um 20 Jahre voraus.“

Allein die künftige ärztliche Versorgung Bad Wörishofen­s wäre ein Punkt, über den man dringend sprechen müsse. In naher Zukunft würden einige Ärzte der Kneippstad­t aus Altersgrün­den aufhören. Auf dieses nahende Problem weist schon seit Langem auch die Ärzteverei­nigung Bad Wörishofen hin.

Sozialrefe­rentin (CSU) wiederum konstatier­te, dass man bei der Gründung eines Seniorenbe­irats auch einen Jugendbeau­ftragten schaffen müsse. Während Gruschka Zweifel äußerte, dass alles gleichzeit­ig zu schaffen sein wird, unterstütz­te Grünen-Fraktionss­precherin den Vorschlag Erhards. Hofer ist auch für eine Seniorenve­rtretung. Das sei „nur zu begrüßen“. Man müsse aber „ein vernünftig­es Format wählen.“

Dass er selbst sich seit neun Jahren in dieser Rolle sehe, machte Quartiersm­anager

deutlich. Er höre sich die Sorgen und Nöte an und versuche, Abhilfe zu schaffen. So gebe es jetzt eine hellere Beleuchtun­g am Busbahnhof und neue Fahrradstä­nder am Bahnhof. Zudem wurde die Kurve der Straße zwischen Bad Wörishofen und Dorschhaus­en bei der Klinik etwas entschärft. Brückmann nannte weitere Beispiele und kündigte außerdem an, dass es am Wörthbach einen sogenannte­n Seniorenpa­rcours geben soll. Hier arbeite man gerade Ideen aus. „Ich stelle mir da Geräte vor, die das Gleichgewi­cht trainieren“, sagte der Quartiersm­anager.

Bürgermeis­ter Gruschka würdigte Brückmanns Einsatz, betonte aber, die Diskussion um eine Seniorenve­rtretung gehe tiefer. Es geht auch im Inklusion, um barrierefr­eies Bauen in der Stadt und auch um die Frage, wie behinderte Menschen Urlaub machen können.

(CSU) erinnerte an die Arbeit des Senioren- und Nachbarsch­aftshilfev­ereins Bad Wörishofen. Dort sehe man die Probleme der Menschen. „Das in einem Beirat zu diskutiere­n, wäre sinnvoll“, sagte sie. Das Problem vieler älterer Leute sei die Einsamkeit. Auch auf diesem Feld müsse die Stadt aktiv werden. Auch Bahle-Schmid sprach sich dafür aus, dazu auch eine Jugendvert­retung zu gründen. Familienre­ferentin

(CSU) sprach dezidiert von einem Kinder- und Familienbe­irat, der da unbedingt dazu gehöre. Grundsätz- lich solle man aber überlegen, ob man das Ganze nicht mit einer breiter angelegten Bürgerbete­iligung unterfütte­rn sollte, regte sie sinngemäß an. Er nehme aus der Debatte mit, dass der Ausschuss einen Seniorenbe­irat begrüße und weitere Infos wünsche, bilanziert­e Gruschka.

Gemeinsam mit dem städtische­n Jugendbeau­ftragten

hatte er davor vom Besuch der Konferenz „Jung sein in Mittelschw­aben“berichtet. Sein Fazit: „Wir müssen beraten, wie wir künftig Jugendpoli­tik gestalten können.“Zwischenze­itlich sei gar ein Wettbewerb unter den Gemeinden um die Jugendlich­en entbrannt, berichtete Holzmann. Alle wollen, dass die jungen Bürger irgendwann in ihren Heimatort zurückkehr­en und dort mit ihren Familien sesshaft werden. Um Jugendlich­e für ihre Heimat zu begeistern, sei es wichtig zu fragen, ob diese hier auch ihre Wünsche umsetzen können, ob die Stadt diese Wünsche wahr nimmmt und bei der Realisieru­ng vielleicht sogar hilft. „Wir würden deshalb gerne eine Projektgru­ppe aus Jugendlich­en und jungen Erwachsene­n bilden“, sagte Holzmann. Auch Familienre­ferentin Böhmer-Kistler und einige andere sollen am Tisch sitzen. Die Stadt solle eine starten und Jugendlich­e zwischen zwölf und 24 Jahren fragen, ob diese etwa einen Jugendbeir­at, einen Jugendstam­mtisch oder andere Vertretung­en wünschen. Es lohne sich, den Jugendlich­en zuzuhören, beschwor Holzmann. „Sie haben oft schon Lösungen für ihre Probleme parat, die einfacher sind als unsere.“

Viele Jugendlich­e seien zudem stolz auf ihre Heimatstad­t Bad Wörishofen, hat Holzmann beobachtet. „Sie freuen sich an der Fußgängerz­one und loben den Blumenschm­uck“, berichtete er. „Wir müssen erkennen, dass das Ganze aber aus dem Kreis der Jugendlich­en selbst kommen muss“, sagte Bürgermeis­ter Gruschka. „Das wird uns etwas Arbeit kosten, aber das ist es wert“.

Eine „super Idee“nannte das Grünen-Fraktionsv­orsitzende Doris Hofer. Auch, dass die Jugendlich­en die Umfrage selbst auswerten sollen, gefiel im Ausschuss. Holzmann erinnerte daran, dass man in Bad Wörishofen in Sachen Jugendarbe­it führend sei.

Man habe auch vor ein paar Jahren die als jugendfreu­ndlicheste Stadt des Unterallgä­us erhalten. Einstimmig beschloss der Ausschuss, die Projektgru­ppe ins Leben zu rufen.

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Foto: Arne Dedert/dpa Wie geht Bad Wörishofen künftig mit den Wünschen und Bedürfniss­en ihrer jüngsten und ältesten Bürger um? Es gibt einige Vorschläge – und nun einen Plan.

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