Die Stadt stellt Politik für Senioren und Jugendliche neu auf
Soziales In Bad Wörishofen gibt es weder einen Behindertenbeauftragten noch Vertreter für Familien oder ältere Bürger. Das soll sich jetzt ändern, die Weichen sind gestellt
Braucht Bad Wörishofen einen Seniorenbeirat? Und wie soll die künftige Jugendpolitik der Stadt aussehen? Mit diesen Fragen befasste sich der Sozialausschuss des Stadtrates. Dort erinnerte Bürgermeister (FW) daran, dass Bad Wörishofen bis heute auch keinen Behindertenbeauftragten habe. Vielleicht, so die Hoffnung des Bürgermeisters, könne man hier Synergien schaffen. Er berichtete vom Werben der bayerischen Sozialministerin Kerstin Schreyer für Seniorenvertretungen in den Städten und Gemeinden. „Hier gibt es viele Überschneidungen mit der Aufgabe eines Behindertenbeauftragten“, findet Gruschka. Ein Seniorenbeirat sei „bei der Altersstruktur Bad Wörishofens durchaus denkbar, manche finden sogar: unabdingbar“, so Gruschka. Der Sozialverband beispielsweise habe dies über seinen Ortsverband Bad Wörishofen schon vor Jahren angeregt.
„Aus meiner Sicht ist das längst überfällig“, konstatierte FW-Fraktionssprecher
„Wir sind anderen Städten demografisch um 20 Jahre voraus.“
Allein die künftige ärztliche Versorgung Bad Wörishofens wäre ein Punkt, über den man dringend sprechen müsse. In naher Zukunft würden einige Ärzte der Kneippstadt aus Altersgründen aufhören. Auf dieses nahende Problem weist schon seit Langem auch die Ärztevereinigung Bad Wörishofen hin.
Sozialreferentin (CSU) wiederum konstatierte, dass man bei der Gründung eines Seniorenbeirats auch einen Jugendbeauftragten schaffen müsse. Während Gruschka Zweifel äußerte, dass alles gleichzeitig zu schaffen sein wird, unterstützte Grünen-Fraktionssprecherin den Vorschlag Erhards. Hofer ist auch für eine Seniorenvertretung. Das sei „nur zu begrüßen“. Man müsse aber „ein vernünftiges Format wählen.“
Dass er selbst sich seit neun Jahren in dieser Rolle sehe, machte Quartiersmanager
deutlich. Er höre sich die Sorgen und Nöte an und versuche, Abhilfe zu schaffen. So gebe es jetzt eine hellere Beleuchtung am Busbahnhof und neue Fahrradständer am Bahnhof. Zudem wurde die Kurve der Straße zwischen Bad Wörishofen und Dorschhausen bei der Klinik etwas entschärft. Brückmann nannte weitere Beispiele und kündigte außerdem an, dass es am Wörthbach einen sogenannten Seniorenparcours geben soll. Hier arbeite man gerade Ideen aus. „Ich stelle mir da Geräte vor, die das Gleichgewicht trainieren“, sagte der Quartiersmanager.
Bürgermeister Gruschka würdigte Brückmanns Einsatz, betonte aber, die Diskussion um eine Seniorenvertretung gehe tiefer. Es geht auch im Inklusion, um barrierefreies Bauen in der Stadt und auch um die Frage, wie behinderte Menschen Urlaub machen können.
(CSU) erinnerte an die Arbeit des Senioren- und Nachbarschaftshilfevereins Bad Wörishofen. Dort sehe man die Probleme der Menschen. „Das in einem Beirat zu diskutieren, wäre sinnvoll“, sagte sie. Das Problem vieler älterer Leute sei die Einsamkeit. Auch auf diesem Feld müsse die Stadt aktiv werden. Auch Bahle-Schmid sprach sich dafür aus, dazu auch eine Jugendvertretung zu gründen. Familienreferentin
(CSU) sprach dezidiert von einem Kinder- und Familienbeirat, der da unbedingt dazu gehöre. Grundsätz- lich solle man aber überlegen, ob man das Ganze nicht mit einer breiter angelegten Bürgerbeteiligung unterfüttern sollte, regte sie sinngemäß an. Er nehme aus der Debatte mit, dass der Ausschuss einen Seniorenbeirat begrüße und weitere Infos wünsche, bilanzierte Gruschka.
Gemeinsam mit dem städtischen Jugendbeauftragten
hatte er davor vom Besuch der Konferenz „Jung sein in Mittelschwaben“berichtet. Sein Fazit: „Wir müssen beraten, wie wir künftig Jugendpolitik gestalten können.“Zwischenzeitlich sei gar ein Wettbewerb unter den Gemeinden um die Jugendlichen entbrannt, berichtete Holzmann. Alle wollen, dass die jungen Bürger irgendwann in ihren Heimatort zurückkehren und dort mit ihren Familien sesshaft werden. Um Jugendliche für ihre Heimat zu begeistern, sei es wichtig zu fragen, ob diese hier auch ihre Wünsche umsetzen können, ob die Stadt diese Wünsche wahr nimmmt und bei der Realisierung vielleicht sogar hilft. „Wir würden deshalb gerne eine Projektgruppe aus Jugendlichen und jungen Erwachsenen bilden“, sagte Holzmann. Auch Familienreferentin Böhmer-Kistler und einige andere sollen am Tisch sitzen. Die Stadt solle eine starten und Jugendliche zwischen zwölf und 24 Jahren fragen, ob diese etwa einen Jugendbeirat, einen Jugendstammtisch oder andere Vertretungen wünschen. Es lohne sich, den Jugendlichen zuzuhören, beschwor Holzmann. „Sie haben oft schon Lösungen für ihre Probleme parat, die einfacher sind als unsere.“
Viele Jugendliche seien zudem stolz auf ihre Heimatstadt Bad Wörishofen, hat Holzmann beobachtet. „Sie freuen sich an der Fußgängerzone und loben den Blumenschmuck“, berichtete er. „Wir müssen erkennen, dass das Ganze aber aus dem Kreis der Jugendlichen selbst kommen muss“, sagte Bürgermeister Gruschka. „Das wird uns etwas Arbeit kosten, aber das ist es wert“.
Eine „super Idee“nannte das Grünen-Fraktionsvorsitzende Doris Hofer. Auch, dass die Jugendlichen die Umfrage selbst auswerten sollen, gefiel im Ausschuss. Holzmann erinnerte daran, dass man in Bad Wörishofen in Sachen Jugendarbeit führend sei.
Man habe auch vor ein paar Jahren die als jugendfreundlicheste Stadt des Unterallgäus erhalten. Einstimmig beschloss der Ausschuss, die Projektgruppe ins Leben zu rufen.