Mindelheimer Zeitung

Schwabens neuer grüner Frontmann

Politik Für Kripokommi­ssar Daniel Pflügl aus Bad Wörishofen geht es bei den Grünen steil bergauf. Der neue Bezirksvor­sitzende hat viel vor – und zeigt sich enttäuscht von den Freien Wählern

- VON MARKUS HEINRICH

Die schwäbisch­en Grünen werden künftig (auch) von Bad Wörishofen aus geführt. Daniel Pflügl hat es als erstes Mitglied der Grünen im Unterallgä­u an die Spitze des Bezirksver­bands geschafft. Wie bei den Grünen üblich, regiert dort eine Doppelspit­ze. Neben Pflügl ist dies nun Melanie Hippke aus Augsburg.

Für Pflügl ist es nicht das einzige neue Amt der jüngeren Vergangenh­eit. Gerade erst wurde er auch zum neuen Kreisvorsi­tzenden der Grünen gewählt, in Doppelspit­ze mit Sandra Neubauer aus Babenhause­n. Sie lösten Doris Kienle ab, die das Amt nach zwölf Jahren in jüngere Hände geben wollte.

Auf Bezirksebe­ne spricht Pflügl für die nächsten zwei Jahre für derzeit etwa 1350 Mitglieder. „Tendenz steigend“, wie er betont. Gerade erst hätten sich im Unterallgä­u zwei neue Ortsverein­e gegründet, die viel Zulauf hätten.

Pflügl ist 43 Jahre alt und lebt in Bad Wörishofen. Er arbeitet als Kripokommi­ssar in Memmingen und sitzt in Bad Wörishofen für die Grünen im Stadtrat. Er kündigt an, dass die Grünen nach ihrem Erfolg bei der Landtagswa­hl weiter präsent sein werden. „Wir wollen das ein oder andere Ausrufezei­chen setzen“, sagt Pflügl. Die Menschen sollen sehen, dass die Grünen weiterhin für sie da sind. Nach 17,5 Prozent in Bayern und 22-prozentige­r Prognose im Bundestren­d sei man nun eine Gesellscha­ftspartei geworden. Es stimme nicht, dass Grün nur in der Stadt funktionie­re. Er selbst habe bei der Landtagswa­hl als Direktkand­idat in Memmingen das zweitbeste Ergebnis nach Klaus Holetschek (CSU) geholt, sagte Pflügl. „Wir sind in der Fläche angekommen.“

Wie die schwäbisch­en Grünen künftig auftreten wollen, sagt Pflügl auch schon: „Nett, freundlich – und ein bisschen frech.“

Im Januar werde es eine Klausur geben, bei der die nächsten Schritte getan werden. Es stehe der Europawahl­kampf vor der Tür, danach die Kommunalwa­hlen. Dass es in Bayern trotz des guten Abschneide­ns keine Regierungs­beteiligun­g gab, nimmt Pflügl hin. „Das war absehbar, bei den Freien Wählern musste sich die CSU am wenigsten bewegen.“ Von den Freien Wählern gibt er sich dabei enttäuscht. „Die Regierungs­beauftragt­en zum Beispiel gab es mit den Freien Wählern scheinbar nur so lange nicht, bis sie selbst solche Pöstchen abgekriegt haben“, kritisiert er. „Die Freien Wähler geben hier eine enttäusche­nde Figur ab.“Die CSU hätte sich mit den Grünen viel mehr auseinande­rsetzen müssen, findet er. Gerade erst hat der Unterallgä­uer Altlandrat Hermann Haisch (CSU) öffentlich erklärt, die Zeit sei reif für Schwarz-Grün. „Ich weiß aber nicht, ob die CSU dafür reif ist“, sagt dazu Pflügl.

Er will sich jetzt voll in die Arbeit stürzen und auch lokal Marken setzen. Der Allgäu Airport steht dabei ganz oben auf der Liste. Er ärgere sich jeden Tag angesichts des Preises für die Zugfahrt an seinen Arbeitsort Memmingen, angesichts der Tatsache, dass man vom Allgäu Airport aus für weniger Geld ins Ausland fliegen könne. Ob man hier nicht umdenken müsse, fragt Pflügl. Ihm geht es auch um Lösungen für die Lärmbelast­ungen, die die umliegende­n Kommunen zu tragen hätten. Nimmt der Flugverkeh­r zu, steigere sich das. „Wir leben hier in Bad Wörishofen und Mindelheim in der Einflugsch­neise; dabei tun wir hier in Bad Wörishofen alles, um Gäste zu halten und zu gewinnen.“Er stellt die Sinnhaftig­keit des Airports in Frage. Den öffentlich­en Personenna­hverkehr im Unterallgä­u kritisiert Pflügl als „vorsintflu­tlich“. Er wünscht sich Verbesseru­ngen. Den Flexibus nennt er einen Schritt in die richtige Richtung. Er werde aber nicht zum Verzicht aufs Auto führen.

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Foto: Armin Schmid Das neue Führungsdu­o der schwäbisch­en Grünen nach der Wahl in Memmingen: Daniel Pflügl und Melanie Melitta Hippke.
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Archivfoto: Markus Heinrich Das marode Rathaus in Bad Wörishofen sorgt immer wieder für Negativ-Schlagzeil­en.

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