Ein musikalisches Feuerwerk
Der Musikverein Mattsies glänzt mit seinen Interpretationen – und braucht bald einen neuen Dirigenten
Mattsies Ein magisches Datum, dem Freunde guter Blasmusik immer wieder aufs Neue entgegenfiebern, ist das Jahreskonzert des Musikvereins Mattsies mit dem Allroundtalent Martina Keppeler an der Spitze. Irgendwie war diesmal alles anders. Wohlgemerkt: nicht im negativen Sinne. Doch wenn ein so souveräner, engagierter Dirigent wie Michael Schiegg ankündigt, dass er im September 2019 aus beruflichen Gründen nach sieben Jahren den Stab niederlegen wird, dann bleibt eben nur, ihn mit einem lachenden, aber auch mit einem weinenden Auge in Aktion zu beobachten.
Mit dem Orchester, das unter seiner Leitung von Jahr zu Jahr an Können und Beliebtheit zugelegt hat, präsentierte Schiegg die ganze Bandbreite eines exklusiven musikalischen Feuerwerks. War man schon beim Opening „Flashing winds“geflasht, so freute man sich auf und über jeden folgenden Titel wie „Appalachian Overtüre“, „Afterlife“, „Robin Hood“und „Tanz der Vampire“.
Das Programm strotzte förmlich von brillant gespielten Soli, und nicht nur beim kultigen „Astronautenmarsch“verging die Zeit wie im Flug. „Engelsgedanken“– komponiert vom Dirigenten persönlich – waren auch dabei. Jonas Meier begeisterte mit der Posaune bei „Fantasy for Trombone“und Lukas Baur und Andreas Bäurle ließen bei „Es ging ein Jäger durch den Forst“ihre flinken Finger in irrem Galopp über die Xylophone sausen. Das Jazzstandard-stück „Sing Sing Sing“mit einer Explosion an Schlagzeugeinlagen und dem zarten Klarinettenspiel von Sabrina Müller, animierte dazu, streckenweise atemlos zu lauschen.
Dass das begeisterte Publikum im dicht besetzten Saal überwiegend „schwere Literatur“zu hören bekam, gestand Schiegg erst am Ende des Abends. Doch seine Offenbarung hat niemanden gestört, denn bei der Darbietung handelte es sich um liebevoll zusammengestellte, hochwertige Interpretationen, und genau das bewältigte der Musikverein Mattsies mit Bravour. Lukas Baur und Jonas Meier glänzten zusätzlich mit informativen, wohl dosierten Ansagen.
Anders als sonst gestalteten sich heuer auch die Ehrungen, denn sie wurden von zwei „Neulingen“in dieser Funktion beim ASM vorgenommen. Bezirksdirigentin Nicole Simon und Michael Leinsle, Bezirksbeauftragter für Dirigentenprojekte, überzeugten sofort mit Charme und Know How. Verständnisvoll wandte sich Simon an Schiegg: „Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass einem als Dirigent in der Vorbereitungszeit schon so manch graues Haar wächst oder man bei der ein oder anderen Probe einem Wutausbruch nicht so ganz weit entfernt wäre.“Weit weg von einem Wutausbruch – nämlich mit absolut sanfter Stimme – entließ schließlich Sängerin Christina Müller die Gäste in die Nacht.