Ganzer Einsatz für Hausen
Die ersehnte Ortsumfahrung ist entscheidend vorangekommen. Einen Wunsch haben das Straßenbauamt und die Gemeinde aber noch
Hausen Lokalhistoriker könnten dicke Wälzer über dieses scheinbare Endlos-thema schreiben. Schon 1956, also vor 62 Jahren, hatte es erste Überlegungen gegeben, in Hausen eine Umgehungsstraße zu bauen. Immer wieder war sie gefordert worden, während die Anwohner immer mehr unter Lärm und Abgasen zu leiden hatten, weil der Verkehr immer mehr zunahm. Der Durchbruch ist aber erst unter Verkehrsminister Alexander Dobrindt vor wenigen Jahren gelungen. Hausen war in den vordringlichen Bedarf im Bundesverkehrswegeplan aufgerückt.
Damit war aber nur auf dem Papier ein erster Etappensieg erreicht worden. Jetzt, im Jahr 2018, kommt das Projekt richtig in Fahrt. Im aktuell gültigen Bedarfsplan des Bundes wurde das Vorhaben „B16, Ortsumfahrung Hausen“in die höchste Dringlichkeitsstufe „Vordringlicher Bedarf“eingestuft.
Bei der jüngsten amtlichen Verkehrszählung aus dem Jahr 2015 waren 9000 Fahrzeuge an einem Tag gezählt worden. Darunter waren rund 1000 Lastwagen. Hinzu kommt, dass es auf der bestehenden Ortsdurchfahrt von Hausen immer wieder zu Unfällen kommt. Deshalb besteht aus Sicht der Polizei eine Handlungsempfehlung. Vor wenigen Tagen hat das Staatliche Bauamt Kempten zusammen mit Vertretern aus dem Amt für Ländliche Entwicklung Schwaben aus Krumbach über den Stand der Planungen im Vereinsheim Hausen informiert. Rund 80 Interessierte waren gekommen.
Hausen hat beste Chancen, als erster Ort im Raum Mindelheim sein akutes Verkehrsproblem gelöst zu bekommen. Auch Pfaffenhausen und Mindelheim sollen Umfahrungen bekommen und stehen mit ihren Wünschen im vordringlichen Bedarf. Wobei in Pfaffenhausen der Druck aus der Bevölkerung weit weniger groß ist als in Hausen. In Pfaffenhausen teilt sich der Verkehr auf. Und es gibt so manchen Geschäftsinhaber, der um Umsatz fürchtet, sollten die Autos aus dem Ort herausgehalten werden. Die zweite Umfahrung in Mindelheim soll die Verkehrsprobleme in der Allgäuer Straße entzerren.
Seit März 2018 beschäftigt sich das Staatliche Bauamt in Kempten intensiv mit Hausen, sagte Abteilungsleiter Thomas Hanrieder. Projektleiter ist Robin Schwinn. Dabei wurden noch einmal die möglichen Varianten untersucht. Bei einer sogenannten Raumempfindlichkeitsanalyse wurde deutlich, dass die rund zwei Kilometer lange Trasse sinnvollerweise nur im Westen von Hausen vorbeiführen kann. Die Ost-variante würde fast das Doppelte an Länge benötigen. Und sie würde durch ein Wasserschutzgebiet führen.
Mit 7,5 Millionen Euro rechnen die Baufachleute inzwischen an Baukosten. 2012 hat das Bundesverkehrsministerium noch mit rund 5,9 Millionen Euro kalkuliert. Bis Frühjahr will das Straßenbauamt den technischen Entwurf ausarbeiten. Danach geht das Werk nach Berlin. Von dort muss grünes Licht über die nun erhöhten Baukosten kommen.
Damit ist aber die größte Hürde noch nicht überwunden. Insgesamt vier Hektar beste landwirtschaftliche Fläche werden für die Westvariante der Umgehung benötigt. Hinzu kommen dann noch ökologische Ausgleichsflächen. Mit gut 40 Eigentümern muss eine Einigung erzielt werden. Nach Überzeugung von Bürgermeister Johann Egger geht das am besten, wenn dieser Eingriff gleich zu einer begrenzten Flurbereinigung für rund 50 Hektar genutzt werden könnte, einer sogenannten Unternehmensflurbereinigung. Denn den Bauern würde die Straße ihre Felder durchschneiden.
Der Leiter des Amtes für ländliche Entwicklung Schwaben, Baudirektor Christian Kreye, war kürzlich schon einmal von Krumbach nach Salgen gereist und hat bei Bürgermeister Egger Unterstützung signalisiert. Sobald die Planfeststellung für die Umgehungsstraße auf den Weg gebracht ist, könnte diese Flurbereinigung beginnen. Eine erste Flurwerkstatt soll bereits im ersten Quartel des neuen Jahres 2019 einberufen werden. „Da wollen wir mit den Grundstückseigentümern ins Gespräch kommen“, sagt Hanrieder.
Im Idealfall könnte das Hausener Straßenprojekt im Jahr 2019 fast bis zur Baureife gebracht werden. Das Staatliche Bauamt und Bürgermeister Johann Egger wollen den Schwung auf jeden Fall nutzen. Wann tatsächlich gebaut werden kann, da will Hanrieder keine Prognose abgeben.