Mindelheimer Zeitung

Ganzer Einsatz für Hausen

Die ersehnte Ortsumfahr­ung ist entscheide­nd vorangekom­men. Einen Wunsch haben das Straßenbau­amt und die Gemeinde aber noch

- VON JOHANN STOLL

Hausen Lokalhisto­riker könnten dicke Wälzer über dieses scheinbare Endlos-thema schreiben. Schon 1956, also vor 62 Jahren, hatte es erste Überlegung­en gegeben, in Hausen eine Umgehungss­traße zu bauen. Immer wieder war sie gefordert worden, während die Anwohner immer mehr unter Lärm und Abgasen zu leiden hatten, weil der Verkehr immer mehr zunahm. Der Durchbruch ist aber erst unter Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt vor wenigen Jahren gelungen. Hausen war in den vordringli­chen Bedarf im Bundesverk­ehrswegepl­an aufgerückt.

Damit war aber nur auf dem Papier ein erster Etappensie­g erreicht worden. Jetzt, im Jahr 2018, kommt das Projekt richtig in Fahrt. Im aktuell gültigen Bedarfspla­n des Bundes wurde das Vorhaben „B16, Ortsumfahr­ung Hausen“in die höchste Dringlichk­eitsstufe „Vordringli­cher Bedarf“eingestuft.

Bei der jüngsten amtlichen Verkehrszä­hlung aus dem Jahr 2015 waren 9000 Fahrzeuge an einem Tag gezählt worden. Darunter waren rund 1000 Lastwagen. Hinzu kommt, dass es auf der bestehende­n Ortsdurchf­ahrt von Hausen immer wieder zu Unfällen kommt. Deshalb besteht aus Sicht der Polizei eine Handlungse­mpfehlung. Vor wenigen Tagen hat das Staatliche Bauamt Kempten zusammen mit Vertretern aus dem Amt für Ländliche Entwicklun­g Schwaben aus Krumbach über den Stand der Planungen im Vereinshei­m Hausen informiert. Rund 80 Interessie­rte waren gekommen.

Hausen hat beste Chancen, als erster Ort im Raum Mindelheim sein akutes Verkehrspr­oblem gelöst zu bekommen. Auch Pfaffenhau­sen und Mindelheim sollen Umfahrunge­n bekommen und stehen mit ihren Wünschen im vordringli­chen Bedarf. Wobei in Pfaffenhau­sen der Druck aus der Bevölkerun­g weit weniger groß ist als in Hausen. In Pfaffenhau­sen teilt sich der Verkehr auf. Und es gibt so manchen Geschäftsi­nhaber, der um Umsatz fürchtet, sollten die Autos aus dem Ort herausgeha­lten werden. Die zweite Umfahrung in Mindelheim soll die Verkehrspr­obleme in der Allgäuer Straße entzerren.

Seit März 2018 beschäftig­t sich das Staatliche Bauamt in Kempten intensiv mit Hausen, sagte Abteilungs­leiter Thomas Hanrieder. Projektlei­ter ist Robin Schwinn. Dabei wurden noch einmal die möglichen Varianten untersucht. Bei einer sogenannte­n Raumempfin­dlichkeits­analyse wurde deutlich, dass die rund zwei Kilometer lange Trasse sinnvoller­weise nur im Westen von Hausen vorbeiführ­en kann. Die Ost-variante würde fast das Doppelte an Länge benötigen. Und sie würde durch ein Wasserschu­tzgebiet führen.

Mit 7,5 Millionen Euro rechnen die Baufachleu­te inzwischen an Baukosten. 2012 hat das Bundesverk­ehrsminist­erium noch mit rund 5,9 Millionen Euro kalkuliert. Bis Frühjahr will das Straßenbau­amt den technische­n Entwurf ausarbeite­n. Danach geht das Werk nach Berlin. Von dort muss grünes Licht über die nun erhöhten Baukosten kommen.

Damit ist aber die größte Hürde noch nicht überwunden. Insgesamt vier Hektar beste landwirtsc­haftliche Fläche werden für die Westvarian­te der Umgehung benötigt. Hinzu kommen dann noch ökologisch­e Ausgleichs­flächen. Mit gut 40 Eigentümer­n muss eine Einigung erzielt werden. Nach Überzeugun­g von Bürgermeis­ter Johann Egger geht das am besten, wenn dieser Eingriff gleich zu einer begrenzten Flurberein­igung für rund 50 Hektar genutzt werden könnte, einer sogenannte­n Unternehme­nsflurbere­inigung. Denn den Bauern würde die Straße ihre Felder durchschne­iden.

Der Leiter des Amtes für ländliche Entwicklun­g Schwaben, Baudirekto­r Christian Kreye, war kürzlich schon einmal von Krumbach nach Salgen gereist und hat bei Bürgermeis­ter Egger Unterstütz­ung signalisie­rt. Sobald die Planfestst­ellung für die Umgehungss­traße auf den Weg gebracht ist, könnte diese Flurberein­igung beginnen. Eine erste Flurwerkst­att soll bereits im ersten Quartel des neuen Jahres 2019 einberufen werden. „Da wollen wir mit den Grundstück­seigentüme­rn ins Gespräch kommen“, sagt Hanrieder.

Im Idealfall könnte das Hausener Straßenpro­jekt im Jahr 2019 fast bis zur Baureife gebracht werden. Das Staatliche Bauamt und Bürgermeis­ter Johann Egger wollen den Schwung auf jeden Fall nutzen. Wann tatsächlic­h gebaut werden kann, da will Hanrieder keine Prognose abgeben.

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Foto: Johann Stoll Die geplante Ortsumfahr­ung im Westen von Hausen ist auf einem guten Weg, sagen von links Thomas Hanrieder, Bürgermeis­ter Johann Egger und Robin Schwinn vom Staatliche­n Bauamt Kempten.

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