Mindelheimer Zeitung

Zum Lachen – wenn’s denn nicht so ernst wäre

Die „Unverschäm­te Wirtshausm­usik“mit Kabarett-urgestein Otto Göttler im Ramminger Braustadel: ein Genuss

- VON MARIA SCHMID

Rammingen „Weihnachtl­ich gestimmt“waren nicht nur die Protagonis­ten der „Unverschäm­ten Wirtshausm­usik“mit dem Urgestein des bairischen Musikkabar­etts Otto Göttler mit den verschiede­nsten Instrument­en und seiner ebenbürtig­en Partnerin auf der Bühne Geli Huber an Pedalharfe und Hackbrett an diesem stimmungsv­ollen Adventsson­ntag-nachmittag im Braustadel.

Die Gäste im ausverkauf­ten Kulturtemp­el von Rammingen warteten gespannt auf das, was ihnen nach Kaffee und selbst gebackenen Kuchen und Torten vom Team um Tscharlie Hemmer und Martin Ledermann „serviert“wurde. Da gab es traditione­lle Instrument­alvolksmus­ik ebenso wie unterschie­dlichste Texte, die gerade in der Vorweihnac­htszeit zum Nachdenken anregten, den Sinn des Festes zu überdenken.

„So soitat’s sei“, sagte Otto Göttler: „… wo bairische und andere Volksmusik gspuit wird, da bin i dabei, frech, politisch, vuiseitig, nachdenkli­ch, grad und nie um a Gstanzl verlegn, präsent und meistens ganz nah am Leben.“

Überzeugen­d brachten er und Geli Huber das klar in musikalisc­hen Darbietung­en und ausgesucht­en Texten zum Ausdruck. Was so alles in Artikeln der Tageszeitu­ngen zu lesen ist! Da gibt es Leben unter den Brücken von München, die den Anwohnern ein Dorn im Auge ist. Nein, es ist ihnen nicht zuzumuten, dieses Elend mit ansehen zu müssen. Die Obdachlose­n müssen weg. Und wie kann die Leiterin der Personalab­teilung eine Weihnachts­feier für die Mitarbeite­r gestalten? Laut Aushang vom 9. Dezember macht sie auf die „Firmen-weihnachts­feier am 20.12. im Argentina-steakhouse aufmerksam.

Der Geschäftsf­ührer würde als Weihnachts­mann auftreten, man könne sich untereinan­der bis zu einem Wert in Höhe von 20 Euro beschenken. Am 10. Dezember heißt es dann, die gestrige Mitteilung solle auf keinen Fall die türkischen Kollegen isolieren. Am 12. wird an die „Anonymen Alkoholike­r gedacht, am 13. an die Mitglieder von „Weight-watchers“, die Schwulen, am 16. an die Nichtrauch­er. Dann an die Vegetarier.

Sie schreibt völlig entnervt: „Es ist mit scheißegal, ob’s euch nun passt oder nicht: Wir gehen ins Steakhaus!!! Ihr könnt ja, wenn ihr wollt, bis auf den Mond fliegen um am 20.12. möglichst weit entfernt vom „Todesgrill“, wie ihr es nennt, sitzen zu können. Labt euch an der Salatbar und fresst rohe Tomaten! Übrigens: Tomaten haben auch Gefühle, sie schreien, wenn man sie aufschneid­et, ich habe das schon gehört, ätsch wünsch euch Weihnachte­n, krepiert!!!“

Fazit: Aushang am 18.12.: „Ich kann sicher sagen, dass ich im Namen von uns allen spreche, wenn ich Frau … baldige Genesung wünsche... Schicken Sie reichlich Karten mit Wünschen zur guten Besserung ins Sanatorium. Die Direktion hat inzwischen die Absage unserer Feier am 20.12. beschlosse­n. Wir geben Ihnen an diesem Nachmittag bezahlte Freizeit.“ ätsch allen besauft ätsch! Ich beschissen­e euch und

Das 1921 von Robert Bosch gesagte Zitat: „Allen Leuten recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann“wurde zu einem geflügelte­n Wort. Da könnten Weihnachts­mann oder Christkind mitreden. Im Laufe der Zeit wandelten sich auch die Wünsche auf den Wunschzett­eln der Kinder.

Der Seppi wünscht sich 1948, dass der Husten der Mama endlich besser wird und der „Babba endlich aus der russischen Kriegsgefa­ngenschaft hoam kemma derf.“Christina wünscht sich 1955 ein „Monopolysp­iel und einen Hula-hoop-reifen“. 1965 schreibt Thomas, dass er einen tragbaren Plattenspi­eler braucht und ein Mofa für den Weg zum Gymnasium wäre billiger als die Buskarte.

Sabine wünscht sich 1975 jede Menge Poster und einen japanische­n Taschenrec­hner. Außerdem könne die Liste an Oma und Tante weitergege­ben werden. 2000 schreibt der Kare Huaber: „Hi Christkind­l! Host überhaupts no ebbs gscheits do, oder bin i z’ spat mit’n faxen scho dro?“Computer mit Internet, ein Handy mit Mailbox und das alles noch vor dem Fest, denn „weil i am Heilg’n Abend scho fliag, nachdem i sonst koan Plotz mehr kriag im Düsenjet mit Überschall, der bringt mi zum Silvesterb­all.“

Es sind diese Text-beispiele, die zum Lachen sein könnten, wenn sie nicht so ernst wären. So auch das Weihnachts­lied „Es ist ein Ros entsprunge­n“. Da heißt es bei Otto Göttler: „Es ist ein Klon entsprunge­n aus der Gen-schere zart ohne Mama und Papa a ganz a neie Art.“Es sind besondere Stunden mit den beiden Künstlern, Advent einmal etwas anders zu erleben.

 ?? Foto: Maria Schmid ?? Geli Huber und Otto Göttler sorgten mit ihrer „Unverschäm­ten Weihnachts­musik“für manchen Lacher, der dem Publikum im Ramminger Braustadel dann aber auch wieder im Halse stecken blieb.
Foto: Maria Schmid Geli Huber und Otto Göttler sorgten mit ihrer „Unverschäm­ten Weihnachts­musik“für manchen Lacher, der dem Publikum im Ramminger Braustadel dann aber auch wieder im Halse stecken blieb.

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