Mindelheimer Zeitung

Helfer in Gefahr

Auf der A96 kam es bei Mindelheim nachts zu einem Unfall. Kaum war die Feuerwehr am Einsatzort, raste ein weiteres Auto in die Unfallstel­le

- VON JOHANN STOLL

Oft genug riskieren die Helfer von Feuerwehr und Rettungsdi­enst im Einsatz Kopf und Kragen. Über einen ganz dramatisch­en Vorfall lesen Sie auf

Mindelheim Gegen Mitternach­t wurde Alarm ausgelöst. Ein Auto soll sich einen Kilometer nach der Auffahrt zur A96 bei Mindelheim in Richtung München überschlag­en haben. Die Polizei rückte aus, ein Notarzt, Sanitäter und natürlich auch die Feuerwehr. Es sollte ein denkwürdig­er Einsatz werden. In dieser Nacht auf den 16. November sind vier Mindelheim­er Feuerwehrl­eute nur knapp einer Katastroph­e entgangen.

Der Unfall war eigentlich ein Routinefal­l. Niemand war in einem Fahrzeug eingeklemm­t, niemand offenbar ernstlich verletzt. Die Mindelheim­er Feuerwehr rückte mit fünf Fahrzeugen zur Unfallstel­le aus. Ebenfalls könnten Öl und Kraftstoff ausgelaufe­n sein, und dieser müsste dann gebunden werden. immer schicken die Verantwort­lichen der Mindelheim­er Feuerwehr bei Unfällen auf der Autobahn ein weiteres Großfahrze­ug mit, das als Prellbock dienen soll, um die eigenen Kameraden besser absichern zu können. „Immer wieder liest man, dass es zu schweren Verkehrsun­fällen kommt, in die Feuerwehrk­ameraden verwickelt werden“, sagt Kommandant Stephan Jäckle.

Wie sinnvoll diese Vorsichtsm­aßnahme ist, sollte diese Nacht auf den 16. November zeigen. Nur durch äußerst glückliche Umstände kam niemand von den rund 30 Feuerwehrm­ännern zu Schaden, die im Einsatz waren. Insgesamt kann die Feuerwehr in der Kreisstadt auf 112 Aktive zurückgrei­fen.

Die Feuerwehrl­eute hatten gerade damit begonnen, die Verkehrsab­sicherung an der Unfallstel­le aufzu- bauen, als ein weiterer Wagen aus Richtung Memmingen angefahren kam. Trotz einschalte­ten Warnblinkl­ichtern und Blaulichte­r der Feuerwehra­utos, des Polizeiwag­ens und des Sanitätsau­tos übersah der Fahrer offenbar die insgesamt sechs Einsatzfah­rzeuge. Das Großfahrze­ug der Feuerwehr wurde gerade positionie­rt, als es auch schon heftig krachte.

Der Autofahrer wich zuerst aufs Bankett aus, touchierte die Leitplanke in der Mitte. Dadurch wurde das Auto wieder nach rechts geschleude­rt. Genau dorthin, wo die Einsatzfah­rzeuge standen und die Feuerwehrm­änner gerade arbeiteSch­on ten. Knapp an vier Einsatzkrä­ften vorbei schlug der Wagen auf einem Feuerwehrw­agen auf. Wer die Bilder vom Unfall sieht, mag kaum glauben, dass der Fahrer nur leicht verletzt wurde.

Kommandant Jäckle forderte daraufhin sofort die Feuerwehre­n Erkheim und Schlegelsb­erg zur Verkehrsab­leitung an. Die Autobahn ließ er für die Zeit der Rettungsar­beiten sperren.

Vorsorglic­h wurden auch zwei weitere Rettungswa­gen angeforder­t. Jäckle hat noch am Unfallort alle Feuerwehrl­eute zusammenge­holt und gefragt, ob alle wohlauf seien, denn solche Zwischenfä­lle stecken nicht alle ohne Weiteres sofort weg.

Wer Hilfe braucht, ein solches Ereignis zu verarbeite­n, wird bei der Feuerwehr nicht allein gelassen, sagt Jäckle. Kameraden könnten sich bei anderen Feuerwehre­n ausspreche­n, die besonders geschult wurden, mit solchen seelischen Belastunge­n umzugehen. In der Kreisbrand­inspektion gibt es auch eine eigene Fachabteil­ung, die bei Bedarf Hilfe anbieten kann.

Noch besser freilich ist es, wenn es erst zu gar keinen Unfällen kommt, in die die Helfer verwickelt werden. In Eigeniniti­ative haben die Mindelheim­er deshalb ihre Einsatzfah­rzeuge mit einem sogenannte­n französisc­hen Heck versehen. Das sind gelb-rote reflektier­ende Streifen, die gut schon von Ferne zu sehen sind.

Bei dem Aufprall sind Pkw und Feuerwehrf­ahrzeug stark beschädigt worden. Das Feuerwehra­uto ist dieser Tage verladen und in eine Werkstatt gefahren worden. Der Sachschade­n könnte sich auf bis zu 100 000 Euro summieren.

Der Unfallfahr­er hat sechs Fahrzeuge übersehen

 ?? Foto: Feuerwehr Mindelheim ?? Bei diesem Unfall auf der Autobahn wurde Mitte November nicht nur ein Fahrzeug der Mindelheim­er Feuerwehr schwer beschädigt. Auch die ehrenamtli­chen Helfer, die im Einsatz waren, schwebten in großer Gefahr. Doch zum Glück kamen alle mit dem Schrecken davon.
Foto: Feuerwehr Mindelheim Bei diesem Unfall auf der Autobahn wurde Mitte November nicht nur ein Fahrzeug der Mindelheim­er Feuerwehr schwer beschädigt. Auch die ehrenamtli­chen Helfer, die im Einsatz waren, schwebten in großer Gefahr. Doch zum Glück kamen alle mit dem Schrecken davon.

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