Mindelheimer Zeitung

In Türkheim sorgt jetzt eine Frau für Ordnung

Die 29-jährige Daniela Groß löst Reiner Posmik an der Spitze des Ordnungsam­tes ab, der nach 35 Jahren in Altersteil­zeit geht. Die Landsberge­rin hat sich sofort in Türkheim verliebt

- VON ALF GEIGER

Türkheim Das Ordnungsam­t der Verwaltung­sgemeinsch­aft Türkheim hat jetzt eine Chefin: Daniela Groß (29) löst den langjährig­en Ordnungsam­tsleiter Reiner Posmik ab, der nach 35 Jahren im Türkheimer Rathaus seine Altersteil­zeit antritt und Ende Januar 2019 auch offiziell ausscheide­n wird.

Seit August arbeitet die 29-jährige Diplom-Verwaltung­swirtin jetzt schon im Türkheimer Rathaus und freut sich über die freundlich­e Aufnahme im Kollegenkr­eis. Denn so ganz selbstvers­tändlich ist es dann ja doch nicht, dass eine „Auswärtige“in Türkheim einen so einflussre­iche Position übernimmt.

Dass die Einwohner der Wertachgem­einde schon so ihre Eigeneigen hätten, wurde ihr zwar im Vorherein erzählt – bestätigen kann das die neue Ordnungsam­tschefin nicht.

Zumindest nicht ganz, denn ein kleines Problem hat sie schon: Der Dialekt. Die Landsberge­rin, die nach ihrer Ausbildung in ihrer Heimatstad­t jahrelang in München arbeitete, muss manchmal schon zweimal hinhören, wenn Kunden zu ihr ins Büro kommen und in schönstem Allgäu-schwäbisch drauflos schwätzen. Doch das nimmt die 29-Jährige ganz locker: „Wenn ich nur noch Bahnhof verstehe, dann frag’ ich halt einfach nochmal nach“, sagt sie lachend.

Zugegeben, vor ihrer Bewerbung auf die ausgeschri­ebene Stelle des Ordnungsam­tsleiters habe sie die Gemeinden der VG Türkheim praktisch nicht auf dem Schirm gehabt. Und noch immer muss sie genau erklären, wo sie jetzt arbeitet, wenn sie ihren Bekannten in Landsberg vom neuen Job erzählt: „Statt Türkheim verstehen die meisten erstmal Türkenfeld“, sagt die 29-Jährige schmunzeln­d.

Als sie dann aber erstmals nach Türkheim kam, war das eine Art „Liebe auf den ersten Blick“: Sehr schön sei die Gemeinde, idyllisch gelegen mit einem historisch­en Ortskern und einer guten Verkehrsan­bindung. Die sorge auch dafür, dass es der Mutter einer einjährige­n Tochter leicht fällt, täglich vom Lech an die Wertach zu pendeln.

Und dann ist da ja auch noch die Freundlich­keit und Offenheit der Bürger, die Daniela Groß ganz bewusst als „Kunden“bezeichnet, wenn sie zu ihr ins Büro kommen: „Eine Verwaltung ist ein Dienstleis­ter für den Bürger“, sagt die Ordnungsam­tschefin, die sich selbst als „Verwaltung­sbeamtin mit Leib und Seele“bezeichnet.

Gerade die Vielseitig­keit ihres Berufes sei es, der ihr immer wieder neue Herausford­erungen bringt: Von der Feuerwehr bis zur Straßenver­kehrssiche­rung, vom Kindergart­en bis zum Wertstoffh­of – kein Arbeitstag sei wie der andere und Langeweile daher praktisch ausgeschlo­ssen. Natürlich kennt die junge Frau alle Beamtenwit­ze, die sie immer dann zu hören bekommt, wenn sie von ihrem Beruf erzählt. Doch auch das nimmt sie ganz locker, so wie das eben ihre Art ist: „Ich weiß ja, dass das meiste davon nicht stimmt. Aber lustig finde ich die meisten Beamtenwit­ze trotzdem“.

Die 29-Jährige hat bereits eine abwechslun­gsreiche Karriere hinter sich gebracht: Nach ihrer Ausbildung­szeit – mitten in den turbulente­n Zeiten des Landsberge­r Skandals um verlustrei­che Derivatges­chäfte – wechselte sie ans Landratsam­t München. Diese Behörde hat ihren Sitz zwar mitten in der Landeshaup­tstadt, ist aber für den Landkreis München zuständig – anders als das bekanntere Kreisverwa­ltungsrefe­rat. Eine kleine Behörde ist es mit 900 Mitarbeite­rn aber dennoch nicht und kurz nach ihrem Amtsantrit­t 2015 bekam das Landratsam­t im Zuge der Flüchtling­swelle enorm viel zu tun. „Eine sehr, sehr arbeitsrei­che und intensive Zeit“, beschreibt Daniela Groß ihre Tätigkeit, doch sie habe damals auch viel mehr gelernt, als sie sich das hätte träumen lassen können. Erfahrunge­n, die ihr dann auch den Wechsel zu einer übergeordn­eten Sicherheit­sbehörde des Freistaate­s Bayern ermöglicht haben.

Als dann vor einem Jahr die Tochter zur Welt kam, hatte die junge Mutter endgültig die Nase voll vom zeitintens­iven Pendeln in die Landeshaup­tstadt. Klar war aber auch, dass sie schnell wieder arbeiten wollte – und da entdeckte sie die Stellenanz­eige aus Türkheim.

Dass es dann so schnell geklappt hat mit der Anstellung, war angesichts ihrer Qualifikat­ion wohl keine Überraschu­ng – dass es ihr dann aber gleich so gut im neuen Job gefällt, schon eher. „Ich bin echt happy hier“, sagt die Landsberge­rin. Ihr Dank gilt auch ihrem Vorgänger im Amt, Reiner Posmik, der ihr in den vergangene­n Monaten bei der Einarbeitu­ng viel geholfen habe und ihr damit natürlich diesen positiven Start erst ermöglicht habe.

Reiner Posmik war seit 1983 inTürkheim tätig und leitete seit 1984 das Ordnungsam­t der VG.

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Foto: Alf Geiger Daniela Groß übernimmt von Reiner Posmik die Leitung des Türkheimer Ordnungsam­tes.

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