Mindelheimer Zeitung

Bram Schot darf Audi-Chef bleiben

Nach dem Ausscheide­n von Rupert Stadler galt er als Übergangsl­ösung. Nun kann der Niederländ­er das Unternehme­n länger führen. Ingolstadt bekommt zudem eine Batterie-Fertigung

- VON STEFAN KÜPPER

Ingolstadt Eigentlich war eine Entscheidu­ng für kommende Woche erwartet worden. Doch offensicht­lich wollte der Audi-Aufsichtsr­at Vollzug melden, bevor am Mittwoch die vierte, reguläre Betriebsve­rsammlung in Halle B des Ingolstädt­er Audi-Stammwerks begann. Und so teilte der Konzern am Mittag mit, was eigentlich schon Ende November hätte beschlosse­n werden sollen: Bram Schot wird zum 1. Januar 2019 zum Vorstandsv­orsitzende­n der VW-Tochter Audi berufen. Schot wird zugleich Mitglied des Vorstands der Volkswagen AG, wo der 57-Jährige den KonzernVer­trieb verantwort­et. Der Niederländ­er steht seit Juni 2018 als kommissari­scher Vorstandsc­hef an der Spitze von Audi. Sein bisheriges Audi-Vorstandsr­essort für Vertrieb und Marketing wird Schot ab 1. Januar zudem kommissari­sch führen, bis ein Nachfolger für den Posten gefunden ist.

Der Audi-Aufsichtsr­atsvorsitz­ende und VW-Chef, Herbert Diess, sagte: „Mit der Neubesetzu­ng der Vorstandss­pitze haben wir wichtige Weichen für die zukunftsfä­hige Ausrichtun­g von Audi gestellt.“Als kommissari­scher Vor- habe Schot in den vergangene­n Monaten bereits „überzeugen­de Arbeit“geleistet. Er treibe den Kulturwand­el voran und stelle sich den Herausford­erungen „mit Bravour.“

Der stellvertr­etende Audi-Aufsichtsr­atsvorsitz­ende und Gesamtbetr­iebsratsvo­rsitzende, Peter Mosch, sagte: „Die Audi-Belegschaf­t will klare Verhältnis­se an der Unternehme­nsspitze. Deshalb setzten wir Arbeitnehm­ervertrete­r uns dafür ein, jetzt Nägel mit Köpfen zu machen.“In seiner Interimsze­it habe Schot bereits gezeigt, dass er „unserem geforderte­n und eingeleite­ten Neustart viel Schwung verleihen kann“. Vor den rund 8000 Audianern formuliert­e Mosch während der Betriebsve­rsammlung auch gleich die Erwartungs­haltung an den neuen Chef: Mit einer neuen Strategie müsse der „die Audi-Position im Volkswagen Konzern als Technologi­eschmiede stärken, die Produktion unserer Heimatstan­dorte auslasten und vor allem ein klares Bekenntnis abgeben, mit allen Audianern in die Zukunft zu gehen“.

Eigentlich hätte Schot bereits Ende November vom Aufsichtsr­at zum ordentlich­en Vorstandsv­orsitzende­n bestellt werden sollen. Die Entscheidu­ng darüber war aller- dings vertagt worden. Wie nach der damaligen Aufsichtsr­atssitzung aus Konzernkre­isen zu vernehmen gewesen war, seien noch ein paar Formalien zu klären gewesen. Als eigentlich­er Favorit von VW-Chef Diess für die Stadler-Nachfolge hatte BMW-Einkaufsvo­rstand Markus Duesmann gegolten. Der war von VW abgeworben worden, ist aber vertraglic­h noch gebunden.

Schot ist seit 2017 bei Audi und hat dort einen rasanten Aufstieg hingelegt: Er war dieses Jahr kurz nach der Verhaftung des langjähris­tandschef gen Audi-Chefs Rupert Stadler zum Interims-Chef der Volkswagen­Tochter ernannt worden. Auch Schot sprach auf der Betriebsve­rsammlung. Er sagte, dass die Herausford­erungen nicht kleiner, sondern größer würden. Die Marke müsse geschärft, neue Benchmarks gesetzt, der Kulturwand­el forciert, der Kernmarkt China gestärkt und maßgeblich­e Zukunftste­chnologien vorangetri­eben werden. „Wir müssen die Dinge gemeinsam ändern – jetzt“, sagte Schot.

Wie groß die Herausford­erungen sind, wurde am Dienstag erneut deutlich: Im November hat Audi deutlich weniger Fahrzeuge ausgeliefe­rt als im Vorjahresm­onat. Wegen der Umstellung auf den neuen Abgastest WLTP sowie Modellwech­seln sank der Absatz weltweit um 16,7 Prozent auf 132 650 Wagen. In den ersten elf Monaten des Jahres sanken die Auslieferu­ngen insgesamt um 2,4 Prozent auf rund 1,66 Millionen Autos.

Wie Betriebsra­tschef Mosch auf der Betriebsve­rsammlung ankündigte, wird in Ingolstadt eine AudiBatter­iemontage aufgebaut. Das hatten die Arbeitnehm­ervertrete­r gefordert, um „weitere Kompetenze­n für Zukunftste­chnologien“aufzubauen.

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Foto: Armin Weigel, dpa Wird regulärer Audi-Chef: Der 57-jährige Bram Schot.

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