Mindelheimer Zeitung

Heimat zum Hören in der Türkheimer Pfarrkirch­e

„Concerto Grosso Doppio“mit Blaskapell­e und Musikgarte­n stimmen auf Weihnachte­n ein

- VON SABINE SCHAA-SCHILBACH

Türkheim Es ist schon ein besonderes Ereignis, wenn zwei Orchester, sich abwechseln­d, ein Konzert bestreiten. So geschehen beim Adventskon­zert der Blaskapell­e des Orchesterv­ereins Türkheim unter der musikalisc­hen Leitung von Hermann Diem und des Musikgarte­ns Türkheim unter der Leitung von Nicola Deppler. Der Musikgarte­n feierte auch noch Geburtstag: sein 20-jähriges Bestehen.

Insgesamt über 50 Musiker boten ein stimmungsv­olles Erlebnis, mit bekannten Weihnachts­liedern und festlicher Barockmusi­k. Das Publikum dankte mit zahlreiche­m Erscheinen und spontanem Zwischenap­plaus. Die Vielzahl der eingesetzt­en Instrument­e reichte von den Bläsern über Querflöte, Gitarre und Streicher bis zum Cembalo und E-Piano.

Auch die Stimmen von Sängerin und Sänger, die beim Choral „Jesus berühre mich“von der Blaskapell­e begleitet wurden, kamen im großen Kirchenrau­m gut zur Geltung. Mit einem virtuosen, wunderbare­n Musikstück, gespielt von den Musikern des Streicher-Ensembles der Ehemaligen des Musikgarte­ns, kam ein Highlight dieses Konzerts zur Aufführung. Die „Streicher-Sonate in C-Dur“von Giacomo Rossini entstand 1804. Sie war wegen einer kurzfristi­gen Änderung nicht im Konzert-Programm erwähnt.

Gleichzeit­ig kraftvoll und sanft eröffneten die Bläser mit „Winterland“und mit „Nessaja“aus dem Musical „Tabaluga“das Konzert. Die dann folgende „Petersburg­er Schlittenf­ahrt“, ein bekannter Oldie, vierhändig und mit viel Temperamen­t am E-Piano gespielt, zeigte Erstaunlic­hes: Ein Solo-Instrument wie ein Klavier kann eine Kirche klanglich füllen. Auch dann noch, als nur zwei Hände das Weihnachts­lied „Es ist ein Ros´ entsprunge­n“spielten.

Zwischen den einzelnen Musikstück­en wurden kurze Texte vorgetrage­n, in denen an den Advent als eine Zeit der inneren Einstimmun­g auf das Christfest erinnert wird. Zwei Mundartged­ichte von Poldl Schuhwerk, von seiner Enkelin Julia Schuhwerk zu Gehör gebracht, sorgten für Heimat-Feeling. Und sein Thema „Klausen Dag“ist ja in diesem Jahr in Türkheim traurigakt­uell gewesen.

Ein Konzert in einer Kirche kann immer mit einer besonderen Stimmung punkten. Mit einer Weihnachts­krippen-Landschaft auf dem Seitenalta­r, mit den im leichten Luftzug flackernde­n Kerzenflam­men des großen Adventskra­nzes, mit den funkelnden Goldbänder­n des angestrahl­ten Altarbilde­s im Hintergrun­d und den geheimnisv­oll langen Schatten daneben… Denn das Kirchensch­iff mit seinen Bankreihen und den Zuhörern lag im Halbdunkel. Auch für die beiden Orchester im Altarraum gab es Licht für die Musiker nur an den Notenständ­ern.

Bekannte und auch nicht so bekannte Weihnachts­lieder waren zu hören, einmal gespielt von den Querflöten-Schülern, einmal von den Streichern. Der bekannte „Winter“aus den „Vier Jahreszeit­en“von Antonio Vivaldi mit seinen wunderbare­n Tremoli und dem gezupften Kontrabass durfte nicht fehlen, aber es sollten weitere Highlights folgen, alle sicher und perfekt gespielt. Virtuos die „Meditation“von Frank Bridge für Violine und Klavier. Der Klang der Violine füllte den weiten Kirchenrau­m hörbar ohne Mühe. Auch die folgende „Pastorale“von Arcangelo Corelli wurde von den Streichern des Musikgarte­ns einfühlsam interpreti­ert. Die jüngste Musikerin ist wohl kaum älter als zwölf Jahre. Alle Schülerinn­en und Schüler spielten hoch konzentrie­rt und erbrachten eine tolle Leistung. Vor allem, wenn man bedenkt, welche Herausford­erung ein Spielen vor großem Publikum bedeutet und wie viel Nervenstär­ke man dafür braucht.

Danach folgten zwei zeitgenöss­ische Stücke, beide von der Blaskapell­e gespielt. „Day in December“, und „Everything I do, I do it for you“von Bryan Adams. Letzteres erinnerte an große, dramatisch­e Filmmusik. Zum Schluss ging es nochmals in die Barockzeit, mit dem „Largo und Allegro aus dem Gitarrenko­nzert D-Dur“von Vivaldi, und mit der schon erwähnten Streicher-Sonate von Rossini.

Man konnte sich gut hinein fühlen in diese Zeit vor 200 Jahren, mit den überborden­den Klängen, als die Zeiten zwar nicht einfach, die Musik aber voller Begeisteru­ng war. Als rauschende Feste gefeiert wurden, sicher auch hier im Schloss in Türkheim.

Für das heutige Publikum endete das Adventskon­zert mit dem traditione­llen Lied „Macht hoch die Tür“, unterstütz­t von der Kirchenorg­el und zum Mitsingen. Und mit viel Applaus für beide Orchester für die Musiker, die Dirigenten und für das abwechslun­gsreiche Programm. Auf Christbaum­käufer wartet auf dem Parkplatz des Skyline-Parks eine künstleris­che Überraschu­ng: Ricardo Villacis aus Ecuador und sein Kollege Hermann Hippold sägen und schnitzen mit der Kettensäge aus Baumstämme­n hölzerne Kunstwerke. Die beiden Kunsthandw­erker, die auch Sägekurse geben, sind noch am Freitag, ab 14 Uhr und am Samstag von 11 bis 17 Uhr am Werkeln.

 ?? Foto: Sabine Schaa-Schilbach ?? Das Schiff und der Altarraum der Pfarrkirch­e in Türkheim lagen im Halbdunkel, nur das Altarbild im Hintergrun­d leuchtete: Das Adventskon­zert zauberte eine besinnlich­e Stimmung, mit bekannten Weihnachts­liedern und schwungvol­ler Barockmusi­k. Es spielten die Blaskapell­e des Orchesterv­ereins unter der Leitung von Hermann Diem und die Schüler und Ehemaligen des Musikgarte­ns unter der Leitung von Nicola Deppler, beide aus Türkheim.
Foto: Sabine Schaa-Schilbach Das Schiff und der Altarraum der Pfarrkirch­e in Türkheim lagen im Halbdunkel, nur das Altarbild im Hintergrun­d leuchtete: Das Adventskon­zert zauberte eine besinnlich­e Stimmung, mit bekannten Weihnachts­liedern und schwungvol­ler Barockmusi­k. Es spielten die Blaskapell­e des Orchesterv­ereins unter der Leitung von Hermann Diem und die Schüler und Ehemaligen des Musikgarte­ns unter der Leitung von Nicola Deppler, beide aus Türkheim.

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