Mindelheimer Zeitung

Sie planen einen besonderen Abend

Die Mindelheim­er Maristensc­hüler engagieren sich mit zwei Aktionen für Bedürftige in der Region

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auch eine Grußkarte der Schüler, die sich noch mehr vorgenomme­n haben: In der Woche vor Weihnachte­n wollen sie in die Fußstapfen des verstorben­en Klaus Berchthold treten, der jedes Jahr in der Vorweihnac­htszeit Bedürftige ins Hotel Alte Post eingeladen hat. Die Idee entstand bei einem Seminar der SMV, in dem Hubertus Stelzer vom Schulpasto­ralteam von einem Treffen mit Peter Horn berichtet hatte, dem ehemaligen Tafelveran­twortliche­n und jetzigen Obdachlose­nbeauftrag­ten der Stadt Mindelheim.

Nachdem einige Schülerspr­echer die Tafel besucht hatten und von der dort geleistete­n Arbeit begeistert waren, beschloss die SMV einstimmig: „Die Lücke des nicht mehr bestehende­n Weihnachts­essens müssen wir in Kooperatio­n mit der Tafel schließen.“Nur wie? Klara Bernhard berichtet: ,,Dass wir das Projekt durchführe­n möchten, war schnell klar. Allerdings auch, dass uns nicht das Budget zur Verfügung steht, um die Leute in ein teures Restaurant einzuladen. Deswegen kamen wir zum Schluss, einfach selbst ein hochwertig­es Menü zu kochen. Und wir haben Lehrer und Schüler, die bereit sind, beim Zubereiten, Dekorieren und Erstellen eines Programms mitzuhelfe­n.“Außerdem haben die Schüler einen gelernten Koch gefunden, der die Aktion und die jungen Köche gerne unterstütz­t. Im nächsten Schritt galt es, Geldgeber zu finden und mit der Stadt Mindelheim zu sprechen. Ursula Richinger, die Koordinato­rin der Tafel, verteilte die Einladunge­n an die Tafelkunde­n. Die Schüler erwarten zwischen 60 und 65 Gäste.

Verantwort­lich für die Gesamtorga­nisation ist in erster Linie die SMV des Gymnasiums und der Re- begleitet und koordinier­t wird die Durchführu­ng von Hubertus Stelzer und Claudia CavallaroS­chröder. Sie würde sich wünschen, ,,dass wir es schaffen, die verloren gegangene Tradition ein Stück weit wiederzube­leben, und den Abend für die Eingeladen­en und die Schulgemei­nschaft zu einem besonderen Erlebnis zu machen.“

Die Schüler sehen in dem Weihnachts­essen schon jetzt eine Bereicheru­ng: Ida Weigele interessie­rt es besonders, die Leute einmal persönlich zu treffen. „Ich habe gar keine wirkliche Idee, was oder wer mich erwartet. Das sollte sich ändern. Jeder Mensch verdient eine Stimme.“ Auch Veronika Hörmann findet es besonders wichtig, seinem Gegenüber aufmerksam gegenüberz­utreten, zuzuhören und nicht im Vorfeld über Menschen zu urteilen. „Das kann man bei dieser Aktion, glaube ich, ganz gut lernen. Nicht nur unsere Gäste, die Tafelkunde­n, profitiere­n von dem Abend, auch wir können hoffentlic­h etwas davon mitnehmen.“

Sonja Schmid kann das bestätigen und fügt an: ,,Etwas zu verbessern, oder andere glückliche­r zu machen, gibt einem auch selbst das Gefühl, von Nutzen zu sein, und das ist doch eigentlich etwas, was für jeden Menschen von Bedeutung ist, oder?“Jualschule, lia Fiener geht es ähnlich. „Ich denke, dass jeder Mensch in der Welt einen kleinen Teil ausmachen kann. Besonders im Hinblick auf die Art und Weise, in der man Menschen begegnet.“Nepomuk Lorenz sagt dazu: „Ich finde es wichtig, dass jedem Menschen, unabhängig von seiner sozialen Herkunft ein schönes Weihnachts­fest ermöglicht wird. Das Abendessen wird dafür einen geeigneten Rahmen schaffen, davon bin ich überzeugt, und unsere Unterstütz­er, aufgrund deren Hilfe und Spenden wir das Projekt überhaupt erst stemmen können, wohl auch.“

Lehrer, Schüler und außerschul­ische Partner, die am Projekt beteiligt sind, eint der Wunsch, den Tafelkunde­n einen schönen, weihnachtl­ichen Abend zu ermögliche­n. Konkrete Erwartunge­n an die Begegnunge­n haben die meisten Schüler aber nicht: „Sind doch schließlic­h Menschen wie du und ich, wieso sollte man da Unterschie­de machen?“Allerdings hoffen alle darauf, einen solchen Abend als Tradition etablieren zu können.

Mittlerwei­le sind die Vorbereitu­ngen für das Weihnachts­essen schon so weit vorangesch­ritten, dass sich verschiede­ne Teams gebildet haben. Diese kümmern sich jeweils um Menü, Dekoration oder Unterhaltu­ngsprogram­m. Zu viele Details

Sie haben das Gefühl, etwas bewegen zu können

sollen noch nicht verraten werden, die Eingeladen­en können sich aber auf alle Fälle auf ein Drei-GängeMenü in der festlich geschmückt­en Pausenhall­e freuen. Auch für musikalisc­he Unterhaltu­ng wird gesorgt.

Die Altersspan­ne in den Vorbereitu­ngsteams reicht von zehn bis ins Erwachsene­nalter. Eine Fünftkläss­lerin meint, dass sie sich in der Mini-SMV, also der jungen Schülermit­verantwort­ung, die ebenfalls fleißig mithilft, immer ernst genommen fühlt, „was sonst nicht immer der Fall ist. Ich bin zwar unter den Kleinsten, das scheint aber nicht so wichtig zu sein.“Luzia Maurus merkt hierzu an: „Ich finde es großartig, dass wir bei solchen Aktionen als Schulfamil­ie zusammenar­beiten. Egal wie alt jemand ist, oder wie unterschie­dlich die Personen sonst sind: In solchen Momenten haben alle ein gemeinsame­s Ziel im Blick.“Die Leute seien einfach cool und tolerant und man bekomme das Gefühl, wirklich etwas bewegen zu können. „Wenn man die Möglichkei­t hat, etwas zu verändern, dann sollte man das auch tun“, findet sie.

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