Eine Frage des Namens
Sechs Prozent der Männer heißen wie ihre Frau. Klingt wenig. Ist aber schon ein Fortschritt
Wiesbaden Wenn auf der Geburtsstation dutzende kleiner Milas neben ebenso vielen Milans im Bettchen liegen, dann landen diese Namen ziemlich sicher auch in der jährlichen Statistik der beliebtesten Vornamen. Erstellt wird sie von der Gesellschaft für deutsche Sprache (Gfds). Jetzt haben deren Namensexperten eine erste Prognose gewagt, bevor im kommenden Frühjahr die endgültigen Ranglisten preisgegeben werden. Alles deutet darauf hin, dass Mila und Milan weiter nach oben klettern. Ganz an der Spitze stehen den Daten erster Standesämter zufolge aber weiter Emilia und Mia bei den Mädchen, bei den Jungs Noah und Ben.
Und natürlich animieren Kinder auch viele Paare zu einer Hochzeit. Für welche (Nach-)namen sich deutsche Paar dann entscheiden, hat die Gfds dieses Jahr auch noch untersucht.
Das wichtigste Ergebnis kann man unterschiedlich deuten: Zwar nehmen heute nur sechs Prozent der Männer auf dem Standesamt den Namen ihrer Frau an – das bedeutet: einer von 16 Männern. Schaut man aber in die Langzeit-statistik, ist das „nur“gleich gar nicht mehr so wenig. Vor mehr als 40 Jahren, 1976, wurde das Namensrecht in Deutschland geändert und nicht mehr automatisch der Nachname des Mannes auch zu dem der Familie. Lebten vor vier Jahrzehnten nur zwei Prozent der Männer künftig mit dem Namen der Frau, werden es bis heute eben immer mehr. Mittlerweile acht Prozent der Männer tragen nach der Eheschließung einen Doppelnamen. Vor mehr als 25 Jahren dann kippte das Bundesverfassungsgericht die Pflicht zu einem gemeinsamen Ehenamen. Seither können Frau und Mann bei der Hochzeit ihren Namen behalten. In zwölf Prozent aller Ehen ist das so.
Generell, so schreiben es die Gfds-autoren in ihrer am Mittwoch präsentierten Studie, werde in Namensfragen oft mit Traditionen argumentiert. Männer empfänden es mitunter als Zeichen von Schwäche, ihren Namen abzugeben. Oft entscheide aber einfach die Ästhetik und Paare wählen den Namen, der schillernder ist und besser klingt.
Beate Tripp vom Bundesverband der Deutschen Standesbeamtinnen und Standesbeamten besiegelt nahezu jeden Tag Familiennamen. Meist einigen sich die Paare schon auf eine Namensführung, wenn sie das Aufgebot bestellen – aber werde auch am Hochzeitstag spontan erklärt, man wolle doch den Namen des anderen annehmen. „Schatz, das ist mein Hochzeitsgeschenk an dich.“Meistens, so sagt Tripp, machten Frauen dieses Geschenk.
Im Altertum wären Frauen übrigens nie auf die Idee gekommen, ihre Namen abzugeben. Ägypterinnen und Römerinnen behielten ihn, Germaninnen auch. In mehr als 100 Ländern der Welt ist es bis heute selbstverständlich, dass Frauen ihn behalten.