Plötzlich raus aus der digitalen Welt
17 Tage ohne Internet, Telefon, Fernsehen – einige Wörishofer sind ziemlich sauer darüber, was ihnen da widerfahren ist. Was Betreiber und Stadtverwaltung dazu sagen
Bad Wörishofen 17 Tage ohne Internetzugang, Telefon, Radio und Fernsehen – was klingt, wie ein Selbstversuch in multimedialer Abstinenz, hat Ludwig Schuster aus Bad Wörishofen fast zur Verzweiflung gebracht. Denn um einen Selbstversuch hat es sich beileibe nicht gehandelt, sondern um ein Problem, das lange niemand löste. Schuster ist Kabel-kunde, wie auch seine Nachbarn, die ebenfalls von dem Ausfall der Technik betroffen waren. „Eine Unternehmerin, die dort ihr Geschäft betreibt, wusste sich nur noch mit einer Fahrt zu ihrer Tochter nach Österreich zu behelfen, weil sie sich ja um die Online-anfragen ihrer Kunden kümmern muss“, berichtet Schuster. Die Nachbarn sind ziemlich angefressen. Sie haben ein Protokoll der Vorkommnisse erstellt, das unserer Zeitung vorliegt. Die Unterzeichner nennen fünf Adressen, die auf jeden Fall betroffen waren.
„Man glaubt nicht, dass so etwas passieren kann“, sagt Schuster. Wie sich irgendwann herausstellte, war das Kabel in der Nähe von Schusters Haus beschädigt. Beim Betreiber Vodafone hieß es zwischenzeitlich auf Nachfrage unserer Zeitung, die Gründe für die Störung seien noch unklar, es liege aber erst eine Störmeldung vor. Zudem seien nahezu alle Modems im fraglichen Bereich Kaufbeurer Straße / Stockheimer Straße online. Das wiederum sorgte bei den Nachbarn für Kopfschütteln, die beteuern, sich gleich mehrmals gemeldet zu haben. Schuster berichtet derweil von mehreren Techniker-besuchen, einigen Absagen und Terminverschiebungen. „Wir finden das ganze Szenario unzumutbar“, sagt Schuster. Erst elf Tage nach dem Ausfall stellte ein Techniker nach Schusters Aufzeichnungen einen Kabelschaden fest. Einen Tag später erreichte Schuster die Nachricht, dass eine Baufirma mit der Schadensbehebung beauftragt wurde. An dieser Stelle kommt dann auch noch die Stadt Bad Wörishofen ins Spiel. Denn als sich weitere Tage nichts tat, erfuhren die Nachbarn, dass der Antrag zur Straßenöffnung bei der Stadt Bad Wörishofen gestellt sei, man aber noch auf die Genehmigung warte. Schuster ging daraufhin selbst ins Rathaus, stellte dort fest, dass dort bereits eine zweite Anfrage der Firma eingegangen war. Allerdings habe er im Rathaus erfahren, dass man die Genehmigung noch nicht erteilt habe. Offenbar gab es in der Vergangenheit Probleme mit der ausführenden Firma. Schuster wollte das so nicht akzeptieren und sprach im Bürgermeister-vorzimmer vor. Nach einigem Hin und Her erteilte das Rathaus schließlich die Genehmigung. Dann endlich ging es schnell, denn am nächsten Tag wurde der Schaden behoben. „Geblieben sind die Kosten von unzähligen Telefonaten verschiedener Handyinhaber sowie der Schaden zweier Firmen, die ihre Anfragen oder Bestellungen nicht bearbeiten konnten“, bilanziert Schuster. Geblieben ist auch der Ärger auf die Stadt, denn Schuster ist überzeugt, dass es ohne sein persönliches Engagement noch länger gedauert hätte.
Die Pressestelle des Rathauses teilt dazu auf Nachfrage mit, das Bauamt habe dem Antrag auf Aufgrabegenehmigung noch am Tag der Antragsstellung entsprochen. Davon zu trennen sei die verkehrsrechtliche Anordnung, die das Ordnungsamt erteilt. Hier sei der entsprechende Antrag zwei Tage später eingegangen. „Aufgrund der Unzuverlässigkeit der Baufirma, die es in der Vergangenheit versäumte, bestehende Baugruben wieder zu verfüllen, etwa an der Hahnenfeldstraße, wurde der Firma mitgeteilt, dass es keine neue Anordnung geben würde, solange nicht sichergestellt sei, dass die alten Baustellen wieder ordnungsgemäß hergerichtet würden“, erläutert das Rathaus. Die Firma habe sich daraufhin sofort im Bauamt gemeldet „und verbindlich zugesagt, die entsprechenden Baugruben zu verfüllen“. Den neuerlichen Antrag einen Tag später habe man dann genehmigt. „Unsere Verwaltung war somit drei Tage mit der Angelegenheit befasst“, teilt das Rathaus mit. Schuster reagiert auf diese Darstellung mit Unverständnis. „Das hätte man leicht auf dem kleinen Dienstweg erledigen können“, findet er.
Vodafone teilte auf Anfrage unserer Zeitung nun mit, dass man im „Kabelglasfasernetz eine lokale Störung im Bereich der Kaufbeurer Straße 33“hatte, die 17 Tage lang dauerte. „Die Einschränkungen wurden vor Ort durch Tiefbau-spezialisten behoben, indem sie mit aufwendigen Erdarbeiten ein defektes Bauteil ausbauten und ersetzten.“Einer Familie habe man bereits eine Gutschrift von mehr als drei Monatsbasispreisen angeboten. Man entschuldige sich für die Unannehmlichkeiten, sagt der Vodafonesprecher.