Teure Überraschung auch beim zweiten Kindergarten
Auch der Neubau von St. Elisabeth wird teurer als erwartet. Insgesamt kosten die neuen Kindergärten 6,2 Millionen Euro. Die Rathausverwaltung muss herbe Kritik einstecken
Türkheim Über den Stand der Planungen für den Bau des zweiten Kindergartens bei St. Elisabeth informierten Bürgermeister Christian Kähler und das Architekturbüro Steinhauser (Ottobeuren) den Marktrat. Wie schon befürchtet, werden sich auch bei diesem Vorhaben die Kosten erhöhen. Der Markt wird wohl 2,8 Millionen ausgeben müssen. Insgesamt werden die beiden neuen Kindergärten, so Kämmerer Claus Dieter Hiemer, dem Markt rund 6,2 Millionen Euro kosten.
Zuschüsse werden in Höhe von 3,4 Millionen erwartet, somit dass die beiden Kindergärten den Haushalt mit 2,8 Millionen belasten werden. Kritik gab es aus den Reihen des Rates am Prozedere, der Marktrat sei dem Genehmigungsverfahren „hinterhergelaufen“, so Kindergartenreferentin Cornelia Neugebauer (FW).
In der Sitzung stellte Kämmerer Claus-dieter Hiemer nochmals die Zahlen gegenüber. Zunächst stellte er fest, dass es konkrete Zahlen für einen immer wieder vorgebrachten sechsgruppigen Kindergarten nicht gebe.
Weiter beschäftigte er sich mit dem Zahlenvergleich eines Neubaues einer dreigruppigen Kinderkrippe am Standort St. Elisabeth, wie von Cornelia Neugebauer einmal gefordert.
Hiemer
errechnete,
dass
der Neubau einer reinen Kinderkrippe dem Markt nicht viel billiger kommen würde als der jetzige Bau eines dreigruppigen Kindergartens.
Der Grund: Der Neubau einer reinen Kinderkrippe wäre deutlich kleiner und sicher auch günstiger. Aber: Wegen des kleineren Raumprogramms und der damit verbundenen weniger förderfähiger Fläche würden die Zuschüsse um rund eine halbe Million niedriger ausfallen. Zudem drohe eine Rückzahlung der bereits für den Krippenbau in 2014 erhaltenen Zuschüsse. Weiter drohe eine nicht unerhebliche Terminverschiebung, eine Zeit, die Türkheim aufgrund der Anmeldungen nicht habe.
Weiter ging Hiemer auf die jetzige Beschlusslage ein. Der Gemeinderat habe sich für je zwei dreigruppige Kindergärten entschieden. Damit sollten die beiden Standorte St. Josef und Elisabeth gestärkt und eine notwendige Eu-ausschreibung umgangen werden, die wiederum eine Zeitverschiebung mit sich gebracht hätte.
Bei der Entscheidung für zwei Standorte hätte jedem klar sein müs- sen, dass zwei kleinere Neubauten teurer werden als ein großer Neubau, wenn es auch keine belastbaren Vergleichszahlen gebe. Und wie sieht es nun mit den beiden Neubauten aus?
Nach Auskunft von Hiemer hat der Neubau des Kindergarten St. Josef eine Nutzfläche von 1067 Quadratmetern, davon sind 429 Quadratmeter förderfähig. Er wird 3,29 Millionen kosten. Die Gemeinde erhoffe sich Zuschüsse in Höhe von 1,7 Millionen.
Der Neubau am Kindergarten St. Elisabeth hat eine Nutzfläche von 883 Quadratmetern. Förderfähig sind 429 Quadratmeter. Die Kosten werden auf 2,8 Millionen geschätzt. Auch hier erwartet die Gemeinde Zuschüsse in Höhe von 1,7 Millionen. „Die Gemeinde treffen somit für beide Kindergärten rund 2,8 Millionen, die auf die Haushaltsjahre 2018 bis 2020 eingeplant sind“, so Hiemer.
In der Markratssitzung ging es auch um die Frage, ob man nicht Kosten einsparen könne. Ein Einsparpotenzial wäre, auf Lagerräume oder den Keller zu verzichten. Der Architekt machte klar, dass ein Verzicht auf den Keller zu größerem Volumen im Erdgeschoss führen werde.
Der Bürgermeister verwies darauf, dass man die Keller später vielleicht noch als Ausweichräume brauchen könne. Und Agnes Sell meinte, der größere Gruppenraum und der Therapieraum seien kein Luxus. Irmgard Schäffler verwies auf die Beschlusslage, der Marktrat habe sich nun mal für zwei Häuser entschieden. Das sah Rätin Cornelia Neugebauer zwar auch so, war aber mit dem Prozedere insgesamt nicht einverstanden. „Wir haben die Verantwortung für die Finanzierung“, sagte sie.
Der Marktrat könne nur auf der Basis solider Informationen entscheiden. Und hier setze ihre Kritik an. Die Informationen seien scheibchenweise gekommen, den Takt habe die Regierung von Schwaben mit ihren Förderrichtlinien gesetzt. Diese Vorgehensweise gefalle ihr überhaupt nicht. Und sie fühlte sich als Markträtin auch von der Verwaltung „verlassen“.
Deshalb ihre Forderung: In Zukunft dürfe der Rat nur dann entscheiden, wenn alle Fakten und Kosten auf dem Tisch des Hauses liegen. Und Rätin Gudrun Kissinger-schneider fügte hinzu, man müsse auch den Sinn der Förderrichtlinien hinterfragen. Und auch sie mahnte an, in Zukunft erst nach Kostenlage zu entscheiden.
Zweiter Bürgermeister Walter Fritsch, der sich in der vorausgegangenen Sitzung noch über die Kostenentwicklung entsetzt gezeigt hatte, versuchte nun, der Vorweihnachtszeit entsprechend die Wogen zu glätten. Die Entscheidungen seien so gefallen. Auch wenn ein ungutes Gefühl bleibe, bat er, dass der Marktrat wieder an einem Strang ziehen möge.
„Inn Zukunft darf der Rat nur entscheiden, wenn alle Fakten und Kosten auf dem Tisch liegen.“Fw-markträtin und Kindergartenreferentin
Cornelia Neugebauer