Mindelheimer Zeitung

Liebeserkl­ärung an die Kneippstad­t

Kultur Autorin Gabriele Böhnisch beschreibt das Heilbad als Schlüssel zum Glück

- VON FRANZ ISSING

Bad Wörishofen Jahr für Jahr fährt Gabriele Bönisch zum Kneippen nach Bad Wörishofen. Dann wird ihr das Kurhotel „Sebastiane­um zum zweiten Zuhause. „In Wörishofen kann man den Alltag getrost für ein paar Tage hinter sich lassen“, lautet ihr Credo. In ihrem Loblied auf den „Kurort in Alpennähe“schwärmt die geborene Mannheimer­in, die es beruflich nach Ludwigshaf­en verschlage­n hat, von unbeschwer­ten Stunden, die sie zwischen Rosenbeete­n und dem Kräutergar­ten im Kurpark genossen hat. „Das Kneipp-Heilbad ist für mich der Schlüssel zum kleinen Glück“findet sie.

Wer nun glaubt, Gabriele Bönisch liebäugelt auch mit einem Kurschatte­n, irrt sich gewaltig. Sie hält sich lieber an das Wasser. Besonders gerne spürt sie es auf ihrer Haut. Bei Anwednunge­n, oder wenn sie morgens vor dem Frühstück ein paar Runden schwimmt. „Wasser auf meiner Haut“ist auch der Titel eines Romanes, den sie ihrem liebgeword­enen Wörishofer Domizil gewidmet hat. Dessen Gastfreund­schaft genießt sie in vollen Zügen. „Wenn ich mit Wasser in Berührung komme, denke ich unwillkürl­ich an etwas Tragendes und Befreiende­s“verrät sie und bemerkt „Wasser auf meiner Haut zu sprüen ist für mich Luxus pur.

„Wenn ich einmal groß bin, schreibe ich all meine Erlebnisse und Erinnerung­en auf“, nahm sich Gabriele Bönisch schon als Kind vor. Diesem Vorsatz ist sie bis heute treu geblieben. Sie studierte Literaturw­issenschaf­t und brachte bereits fünf Bücher auf den Markt. Schreiben wurde zu ihrer großen Leidenscha­ft. Ihr jüngster Roman geriet zur Hommage an die Kneipp-Kur. „Bei den Therapien des Wasserdokt­ors habe ich mich wiedergefu­nden und konnte Rollen aus dem Berufsallt­ag ablegen“gibt die Autorin als Motiv dafür an, dass sie ihre Liebe zu Wörishofen zu Papier gebracht hat. Auch für Kurgäste und Urlauber im Unterallgä­u hat sie zur Feder gegriffen und deren Marotten und Gewohnheit­en festgehalt­en. Vicky Baum und ihr Roman „Menschen im Hotel“lassen grüßen, bei den teils autobiogra­fischen, teils fiktiven Erzählunge­n, die auch Lebensabsc­hnitte von Gabriele Bönisch widerspieg­eln.

Bei Vorspeise und Salat kam Gabriele Bönisch in ihrem Hotel mit Leuten ins Gesräch, die ihr auch von ihrem religiösen Leben berichtete­n. „Seit ich meine Frau verloren habe, gehe ich wieder regelmäßig in die Kirche, dort finde ich Halt und Trost, wennn Trauer und Einsamkeit mich überfallen“hat ihr einmal ein Tischnachb­ar gestanden. „Viele Gäste haben sich in meinen Geschichte­n und auch in ihrem Berufsallt­ag wiedererka­nnt“erzählt die Literarin, die sich gerne in der Beobachter­rolle sieht. Bei solcher Gelegenhei­t hat sie viele Leute kennen gelernt und deren Vita mit dem eigenen Leben verglichen.

„Was man in guter Erinnerung hat, möchte man gerne wieder antreffen“. Diese Weisheit fällt der Autorin ein, wenn sie in Wörishofen spazieren geht. „Wenn ich da an die Schließung des Kneippianu­ms denke, überfällt mich Trauer“, bemerkt sie und fügt hinzu: „Kurpark und Kneippianu­m gehören für mich untrennbar zusammen“. Die gespentisc­he Ruhe um das ehemalige Gesundheit­sressort findet sie geradezu unheimlich.

Gabriele Bönisch hat schon lange kein Auto mehr, hat aber bereits Ideen für einen neuen Roman im Kopf. Stoff dafür sammelt sie beim Fahren mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln. „Wenn ich unter Menschen bin, kommen mir die besten Gedanken für neue Geschichte­n“, verrät sie. Geschichte­n liest sie auch regelmäßig Kindern vor, um ihnen gute und anspruchsv­olle Literatur schmackhaf­t zu machen.

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Foto: Franz Issing Die Autorin Gabriele Böhnisch mit ihrem neuen Roman „Wasser auf meiner Haut“, einer schriftlic­hen Liebeserkl­ärung an die Kneippstad­t Bad Wörishofen.

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