Liebeserklärung an die Kneippstadt
Kultur Autorin Gabriele Böhnisch beschreibt das Heilbad als Schlüssel zum Glück
Bad Wörishofen Jahr für Jahr fährt Gabriele Bönisch zum Kneippen nach Bad Wörishofen. Dann wird ihr das Kurhotel „Sebastianeum zum zweiten Zuhause. „In Wörishofen kann man den Alltag getrost für ein paar Tage hinter sich lassen“, lautet ihr Credo. In ihrem Loblied auf den „Kurort in Alpennähe“schwärmt die geborene Mannheimerin, die es beruflich nach Ludwigshafen verschlagen hat, von unbeschwerten Stunden, die sie zwischen Rosenbeeten und dem Kräutergarten im Kurpark genossen hat. „Das Kneipp-Heilbad ist für mich der Schlüssel zum kleinen Glück“findet sie.
Wer nun glaubt, Gabriele Bönisch liebäugelt auch mit einem Kurschatten, irrt sich gewaltig. Sie hält sich lieber an das Wasser. Besonders gerne spürt sie es auf ihrer Haut. Bei Anwednungen, oder wenn sie morgens vor dem Frühstück ein paar Runden schwimmt. „Wasser auf meiner Haut“ist auch der Titel eines Romanes, den sie ihrem liebgewordenen Wörishofer Domizil gewidmet hat. Dessen Gastfreundschaft genießt sie in vollen Zügen. „Wenn ich mit Wasser in Berührung komme, denke ich unwillkürlich an etwas Tragendes und Befreiendes“verrät sie und bemerkt „Wasser auf meiner Haut zu sprüen ist für mich Luxus pur.
„Wenn ich einmal groß bin, schreibe ich all meine Erlebnisse und Erinnerungen auf“, nahm sich Gabriele Bönisch schon als Kind vor. Diesem Vorsatz ist sie bis heute treu geblieben. Sie studierte Literaturwissenschaft und brachte bereits fünf Bücher auf den Markt. Schreiben wurde zu ihrer großen Leidenschaft. Ihr jüngster Roman geriet zur Hommage an die Kneipp-Kur. „Bei den Therapien des Wasserdoktors habe ich mich wiedergefunden und konnte Rollen aus dem Berufsalltag ablegen“gibt die Autorin als Motiv dafür an, dass sie ihre Liebe zu Wörishofen zu Papier gebracht hat. Auch für Kurgäste und Urlauber im Unterallgäu hat sie zur Feder gegriffen und deren Marotten und Gewohnheiten festgehalten. Vicky Baum und ihr Roman „Menschen im Hotel“lassen grüßen, bei den teils autobiografischen, teils fiktiven Erzählungen, die auch Lebensabschnitte von Gabriele Bönisch widerspiegeln.
Bei Vorspeise und Salat kam Gabriele Bönisch in ihrem Hotel mit Leuten ins Gesräch, die ihr auch von ihrem religiösen Leben berichteten. „Seit ich meine Frau verloren habe, gehe ich wieder regelmäßig in die Kirche, dort finde ich Halt und Trost, wennn Trauer und Einsamkeit mich überfallen“hat ihr einmal ein Tischnachbar gestanden. „Viele Gäste haben sich in meinen Geschichten und auch in ihrem Berufsalltag wiedererkannt“erzählt die Literarin, die sich gerne in der Beobachterrolle sieht. Bei solcher Gelegenheit hat sie viele Leute kennen gelernt und deren Vita mit dem eigenen Leben verglichen.
„Was man in guter Erinnerung hat, möchte man gerne wieder antreffen“. Diese Weisheit fällt der Autorin ein, wenn sie in Wörishofen spazieren geht. „Wenn ich da an die Schließung des Kneippianums denke, überfällt mich Trauer“, bemerkt sie und fügt hinzu: „Kurpark und Kneippianum gehören für mich untrennbar zusammen“. Die gespentische Ruhe um das ehemalige Gesundheitsressort findet sie geradezu unheimlich.
Gabriele Bönisch hat schon lange kein Auto mehr, hat aber bereits Ideen für einen neuen Roman im Kopf. Stoff dafür sammelt sie beim Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln. „Wenn ich unter Menschen bin, kommen mir die besten Gedanken für neue Geschichten“, verrät sie. Geschichten liest sie auch regelmäßig Kindern vor, um ihnen gute und anspruchsvolle Literatur schmackhaft zu machen.